Über 4.500 Ausbildungsplätze fehlen an der Ruhr

Freie Wohlfahrtspflege NRW kritisiert Schieflage auf dem Ausbildungsmarkt

0 19.03.2019

RUHRGEBIET. (cde) Mehr Lehrstellen als Bewerber – Diese positive Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt gilt leider nicht überall. Wie der neue Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW zeigt, fehlten im Ruhrgebiet im vergangenen Ausbildungsjahr 4.527 Ausbildungsstellen. Gleichzeitig wurden ausbildungsvorbereitende und -begleitende Maßnahmen gestrichen.

Während in Deutschland immer mehr Arbeitgeber über einen Azubi-Mangel klagen, gibt es in Nordrhein-Westfalen mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. So kamen etwa im Ruhrgebiet von Oktober 2017 bis September 2018 auf knapp 19.570 gemeldete Bewerber 15.043 gemeldete Ausbildungsstellen. Für eine optimale Versorgung würden sogar zusätzliche 6.974 Stellen benötigt. „Diese Ausbildungslücke ist besorgniserregend, zumal es bundesweit seit den 1990er Jahren erstmals einen ganz anderen Trend gibt“, erklärt Sabine Depew, Diözesan-Caritasdirektorin im Ruhrbistum.

Trotz aller Bemühungen blieben laut Arbeitslosenreport NRW mehr als 1.139 Bewerber zum Stichtag 30. September 2018 gänzlich unversorgt. Mit dem Argument fehlender Ausbildungsreife gäben viele Betriebe Hauptschülern keine Chance mehr, kritisiert die Diözesan-Caritasdirektorin. „Es birgt sozialen Sprengstoff, wenn Unternehmen sich über Fachkräftemangel beschweren, sich aber von Hauptschülern abwenden. Die Betriebe haben eine gesellschaftliche Verantwortung, einen solidarischen Beitrag zur Sicherung der Zukunft junger Menschen zu leisten“, mahnt Depew.

Laut Arbeitslosenreport gab es im September 2018 in den Kommunen des Ruhrbistums insgesamt 25.286 Jugendliche unter 25 Jahren im sogenannten Langzeitleistungsbezug. Annähernd 31 Prozent (7.956) dieser jungen Menschen sind auf der Suche nach einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und besitzen gleichzeitig keine abgeschlossene Berufsausbildung. Landesweit ist ihre Zahl in den letzten drei Jahren um rund zwei Prozentpunkte gestiegen.

Gleichzeitig wurden ausbildungsvorbereitende und -begleitende Maßnahmen abgebaut. „Jugendliche müssen jede nötige Unterstützung erhalten, um sich beruflich qualifizieren zu können. Daher fordern wir eine Ausweitung ausbildungsvorbereitender und -begleitender Maßnahmen. Sie müssen anschlussfähig sein und wo nötig Förderketten bilden, die den jungen Menschen den Weg in das Berufsleben ebnen“, so Depew. Eine Ausweitung der Angebote wäre aus Sicht der Freien Wohlfahrtspflege im Ruhrgebiet ein wichtiger Schritt, um das im ‚Ausbildungskosens NRW‘ formulierte Ziel der Stärkung von Aus- und Weiterbildung zu erreichen.

An die Betriebe appelliert Sabine Depew, sich auch für Jugendliche mit Hauptschul- oder Förderschulabschluss zu öffnen. „Der Staat bietet Betrieben die nötige Unterstützung an, zum Beispiel mit der Assistierten Ausbildung. Es gibt keine Ausreden mehr für mangelnde Ausbildungsbereitschaft“, betont die Diözesan-Caritasdirektorin.

Hintergrund: Die in der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW zusammengeschlossenen 16 Spitzenverbände veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung (ISAM) der Hochschule Koblenz.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 6 und 4?