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Die Zinkhütte an der Germaniastraße in Bergeborbeck wurde um 1850 von einem belgischen Unternehmen gegründet und nach einigen Jahren an das ebenfalls in Belgien ansässige Unternehmen Vieille Montagne verkauft. In der Bergeborecker Zinkhütte wurde Zink gewonnen, der in Gefäßöfen (Muffeln) zu Zinkmetall umgewandelt wurde.
In den Anfangsjahren waren in der Zinkhütte über dreihundert Arbeiter beschäftigt. Die Jahresproduktion lag 1912 bei 12.000 Tonnen. 1929 kamen zu den 16 Reduktionsöfen eine Röstanlage und eine Schwefelsäurefabrik hinzu. Zwischen 1936 und 1938 wurde eine neue Ofenhalle gebaut. Im Umkreis der Hütte standen rund 300 Werkswohnungen und ein Ledigenheim mit 80 Betten. Die Produktion in der Zinkhütte wurde am 28. März 1968 eingestellt und die Hälfte der Belegschaft entlassen, die Erzröstanlage für die Produktion von Schwefel blieb bis zum 12. Januar 1972 in Betrieb. Als Grund für die Schließung nannte die Unternehmensleitung die seit Jahren schlechten Erträge, die zur Gefährdung der anderen zur Aktiengesellschaft Altenberg gehörenden Betriebe geführt hätten.
Nach der Stilllegung wurde die Anlage nach und nach abgerissen. Das Gelände war um diese Zeit ein gefährlicher Abenteuerspielplatz für Kinder. In den 1970er Jahren lebten nur noch wenige Menschen in der ziemlich heruntergekommenen alten Zinkhüttensiedlung. Ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre ließ die Stadt Essen auf dem Gelände Wohnungen errichten. Dabei versäumte sie es, das als Bauland ausgewiesene Gelände vorher auf mögliche Altlasten zu untersuchen.
So kam es zu einem Umweltskandal, der in der Öffentlichkeit weite Kreise zog. Man hatte festgestellt, dass der Boden, auf dem die Häuser standen, hochgradig mit Schwermetallen belastet war. Der verseuchte Boden wurde abgetragen und die Stadt Essen musste die Eigentümer finanziell entschädigen. Heute steht auf dem alten Zinkhüttengelände eine Wohnsiedlung, deren Straßennamen an das Gründerunternehmen aus Belgien erinnern. Dazu gehört die Flandernstraße, die bis 1987 Zinkstraße hieß. Auch die davon abzweigenden Straßen wurden nach flandrischen Städten benannt. (FJG)
Quellen: Ludwig Wördehoff: Borbeck in seinen Straßennamen. Essen 1987. – Andreas Koerner: Zwischen Schloss und Schloten. Die Geschichte Borbecks. Kapitel 2.8: Zinkhütte, Phoenixhütte und Borbecker Maschinenfabrik. Bottrop 1999. – Ansichtssachen. Borbeck Gestern und Heute auf einen Blick. Essen 2009, S. 61.