Vollmann, Wilhelm

Direktor des Gymnasiums Borbeck

Wilhelm Vollmann wurde am 15. November 1883 in Soelde bei Dortmund geboren. Nach dem Abitur 1903 in Warburg studierte er in Münster, München und Marburg Altphilologie und Germanistik. Nach dem Staatsexamen 1909 in Marburg wurde er am 1. November 1911 zum Studienassessor und am 1. April 1915 zum Studienrat ernannt.

Nach dem Krieg, den er als Leutnant und Kompanieführer mitmachte, wurde er Ende 1918 mit der Leitung des „Reformgymnasiums i.E. und der damit verbundenen Realschule in Essen-West“ betraut. Zusätzlich übernahm er 1922 die Leitung der „Zweigstelle Essen des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht“.

Am 1. Oktober 1923 trat Wilhelm Vollmann zunächst als Prorektor die Nachfolge des ersten Schulleiters, Geheimrat Dr. Cüppers, an. Am 1. April 1924 erfolgte seine endgültige Bestallung als Direktor des Gymnasiums Borbeck. Das besondere Verdienst von Direktor Vollmann besteht ohne Zweifel in seinem Bemühen, die Schule von der ideologischen Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten freizuhalten.

Im Unterschied zu den meisten seiner Essener Amtskollegen war er nicht in die NSDAP eingetreten. Die offizielle Rassenlehre des Regimes ignorierte er, soweit er konnte, und fand immer wieder Wege, Anweisungen der Nazi-Behörden zu unterlaufen. P. Johannes Wielgoß von den Salesianern Don Boscos in Borbeck fasste Vollmanns Haltung in der Zeit des Nationalsozialismus treffend zusammen. Vollmann habe „sich deutlich vom pöbelhaften Alltags-Nationalsozialismus distanziert“ und sich diesem widersetzt, als er in die Schule einzudringen versuchte. Unter Vollmanns Leitungsstil sei die Schule für die Schüler ein „Schutzraum gegen die totale Vereinnahmung“ durch die Nazis gewesen.

Nach 1945 gehörte Wilhelm Vollmann zu den drei (von insgesamt 14) Essener Schulleitern, die unbelastet im Amt bleiben konnten. Nach einer Amtszeit von 26 Jahren trat Wilhelm Vollmann mit dem Ende des Schuljahres 1948/49 in den Ruhestand. Bis zu seinem Tod unterrichtete der inzwischen 71-Jährige weiter Latein an seiner Schule und an der Spätberufenen-Schule der Salesianer Don Boscos in Borbeck. Er nahm auch bis zuletzt mit den katholischen Schülern und Lehrern des Gymnasiums Borbeck an der großen Borbecker Fronleichnamsprozession teil.

Wilhelm Vollmann starb am 1. Juli 1955 in Essen. An der Beisetzung des beliebten und allseits hochgeachteten Schulleiters auf dem Friedhof an der Hülsmannstraße nahm die gesamte Schüler- und Lehrerschaft des Gymnasiums teil. In zahlreichen Zeitungsartikeln wurde sein Wirken gewürdigt. Über ihn hieß es in einem Nachruf: „Er besaß ein Herz für seine Schüler“.

Franz Josef Gründges

Quelle: Klaus Lindemann: Das Gymnasium Borbeck seit der Kaiserzeit, Klartext-Verlag, Essen 2005. – Wolfgang Sykorra: Von der Penne in die Welt. Hrsg. Von Lothar Böning. Edition rainruhr, Essen 2013.

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