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Heinrich Wilhelm Voßkühler wurde am 8. März 1852 als Sohn des selbstständigen Schreinermeisters Heinrich Voßkühler in Eppinghoven (Mülheim/R.) geboren. Nach dem Willen des Vaters sollte der Sohn Bauunternehmer werden. Dazu ging Voßkühler zunächst bei dem Vater in die Lehre. Danach absolvierte er mehrere berufliche Qualifizierungsmaßnahmen als Maurer und Zimmerer.
Nebenher nahm er Privatunterricht beim Essener Architekten Peter Zindel. Die Baugewerkschule ein Idstein schloss er nach nur zwei Jahren als Jahrgangsbester ab. Nach weiteren praktischen Berufserfahrungen folgte ein zweisemestriges Studium an der Bauakademie in Berlin-Charlottenburg in den Studiengängen Architektur, Kunstgeschichte und Städtebau.
Auf der Suche nach einer Berufsposition mit Perspektive und Auskommen bewarb sich Voßkühler 1886 erfolgreich um die vakante Stelle eines Kommunalbaumeisters der Gemeinde Borbeck. Sein Ziel, technischer Beigeordneter (Dezernent) zu werden, erreichte er jedoch nicht, weil ihm schwerwiegende handwerkliche und planerische Fehler unterliefen. Außerdem stießen seine städtebaulichen und verkehrsführenden Planungen auf erheblichen Widerstand bei Bürgermeister Heinrich und den politisch entscheidenden wohlhabenden Gesellschaftsschichten.
Beispiele dafür sind der fehlgeschlagene Versuch, in Borbeck eine Prachtstraße, die „Kaiserallee“, durchzusetzen (die heutige Legrandallee), die Anwendung des preußischen „Fluchtliniengesetzes“ von 1875, schwere handwerkliche und vorgehenstaktische Fehler beim Bau des Progymnasialgebäudes in der Prinzenstraße (mangelnde Kontrolle bei der Durchführung) und das Scheitern seiner Idee von einem „Bürgerpark“ in Borbeck, mit der er sich 1912 in einem Bittgesuch unter Umgehung von Bürgermeister und Gemeinderat direkt an den Kaiser gewandt hatte.
Letztlich bot der aufstiegsambitionierte Voßkühler, durch familiäre Probleme zusätzlich stark belastet (trunksüchtige Ehefrau, straffälliger Sohn), durch sein zuweilen eigenmächtiges Vorgehen immer wieder Anlass zur Kritik. All dieses in Verbindung mit der eigenen schlechten Gesundheit (Behandlung wegen „psychischer Störungen“) führte schließlich zu seiner Zwangspensionierung im Jahre 1913. Am 4. Januar 1914 starb Heinrich Voßkühler in Borbeck an einem Gehirnschlag.
Franz Josef Gründges
Quellen (u.a.): Lutz Niethammer: Umständliche Erläuterung der seelischen Störung eines Communalbaumeisters in Preußen größtem Industriedorf … Frankfurt 1979. – Personalakte im Stadtarchiv Essen. – Dickhoff: Essener Köpfe. Essen 2015.