Vieselmanns Ried

Die Straße Vieselmanns Ried in Essen-Dellwig, die seit 1936 diesen Namen trägt, verbindet den Söllockweg mit der Schilfstraße. In ihrem Umfeld befinden sich das Martin-Luther-Seniorenheim, die Friedenskirche, das Freibad Hesse und der Rhein-Herne Kanal. Der Name Ried bzw. Schilf ist leicht erklärt. Das Schilfrohr bevorzugt Sumpfgebiete und feuchte Niederungen. Dafür bot das Gebiet, auf dem der Hof Vieselmann einst entstanden ist, durch die Nähe zum Pausmühlen- und Barchemtal und zum Emscherbruch günstige Voraussetzungen.

Am Ende der Schilfstraße liegt der 35 Hektar große Landwirtschaftsbetrieb Brömse, auch Dellwiger Landscheune genannt. Geführt wird der Betrieb mit Hofladen, Obstbaumplantagen, Beerensträucher, Tierhaltung, Einstellpferden, Ponyverleih und Café von Brigitte Brömse und ihrem Sohn Boris. Im Jahre 2012 brannte das 109 Jahre alte Wohnhaus der Familie Brömse völlig aus.

Die Jahreszahl 1903 gibt einen Hinweis auf die Hofgeschichte. In diesem Jahr übertrug der damalige Eigentümer, der Essener Bergwerksverein König Wilhelm, die Verwaltung und Bewirtschaftung des alten Hofs Vieselmann an den Landwirt Franz Brömse. Franz Brömse war kein Eingesessener. Er war aus Herzfeld im Kreis Beckum nach Essen gekommen. Ein Blick in das aktuelle Telefonbuch von Herzberg zeigt, dass der Familienname Brömse dort noch dreimal vorkommt.

Die genauen Umstände für den Ortwechsel des Landwirts Brömse sind nicht bekannt. Jedenfalls ließ er sich in Dellwig nieder und erbaute für sich und seine Familie das oben erwähnte Wohngebäude. Heutiger Eigentümer des von der Familie Brömse gepachteten Anwesens ist die Firma Krupp.

Von den Brömses zurück zu den Vieselmanns. Diese tauchen erstmals in Schriftzeugnissen des 17. Jahrhunderts auf. In der Inschrift einer 1646 zum Regierungsantritt der Fürstäbtissin Anna Salome von Salm-Manderscheidt (1648-1688) gestifteten Glocke für die Kirche St. Dionysius in Borbeck erscheint neben dem Kirchmeister Eberhard Schmidt aus Borbeck auch ein Johannes Vieselmann aus Dellwig. Dieser war, wie den Erläuterungen zu entnehmen ist, im Jahre 1656 nicht nur Kirchmeister, sondern auch Hofgeschworener des Oberhofs Borbeck (nach: Inschriftenkatalog der Stadt Essen).

Es folgen in Kürze die Namen der Pächter und Eigentümer vom Hof Vieselmann von 1668 bis 1879:

1668 Pächter: Johann Vieselmann, 47 Morgen, Oberhof Borbeck zehntpflichtig
1775 Pächter: Johann Diedrich Vieselmann und Ehefrau Maria Anna Kirchmann
1795 Pächter: Vieselmann, halber Bauer. Der Hof ist ein fürstlich-essendisches Behandigungs-Gut
1832 Pächter: Heinrich Vieselmann. Er löst die auf dem Hof ruhenden Lasten ab und wird dadurch uneingeschränkter Eigentümer, der Hof hat 84 Morgen.
1866 Hofeigentümer: Hermann Vieselmann
1876 Hofeigentümer: Johann Bernhard Vieselmann
1879 Hofeigentümer: Heinrich Ignatz Vieselmann
1903: Pächter Franz Brömse. Eigentümer: Essener Bergwerksverein König-Wilhelm

Zu welchem Zeitpunkt der Besitzerwechsel vom letzten Bauern Vieselmann zum Bergwerksverein erfolgte, ist nicht bekannt. Nachfahren der Vieselmanns sollen laut Dickmann heute auf dem Haus Schuir sitzen. (FJG)

Quellen: Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Essen 2015.

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