Unterberg, Pater Reinhold Johannes

Im KZ Sachsenhausen ermordet

Reinhold Johannes Unterberg wurde als sechstes von elf Kindern der Eheleute Ignatz und Maria Agnes Unterberg am 5. Oktober 1883 in der Bottroper Bauerschaft Lehmkuhle geboren. Der Vater war Schmiedemeister und arbeitete als Zechenschmied.

Im September 1902 zog die Familie nach Essen und wohnte zunächst in der Bruchstr. 110 (heute: Alte Bottroper Straße), wo Johannes Unterberg seine Kindheit verbrachte. Spätere Anschriften lauteten Brandstr. 11, Im Hesselbruch 142 und Bottroper Str. 520. Er besuchte die kath. Volksschule Vogelheim II unter Rektor Franz Pesch bis zur Entlassung im März 1908. Nach der Schulzeit arbeitete er als Pferdejunge im Bergbau und als Handlungsgehilfe in einem Eisenwarengeschäft in Hamborn.

Schon früh kam ihn ihm der Wunsch auf, Ordenspriester zu werden. Kaplan Wilhelm Ahrens von St. Dionysius Essen-Dellwig gab dem Jungen Unterricht. Während des Ersten Weltkriegs leistete Johannes Unterberg Militärdienst in einem Ersatzbataillon in Wesel. Nach Kriegsende arbeitete er in einer Wagenwerkstatt in der Gutehoffnungshütte in Oberhausen.

Im September 1920 konnte er endlich seinen Wunsch, Ordenspriester zu werden, verwirklichen. Er trat als Spätberufener in die Ordensgemeinschaft der Salvatorianer ein und erhielt den Ordensnamen Reinhold. Im Mai 1925 legte er die Ordensgelübde ab und wurde 1928 in Passau zum Priester geweiht. Kurz darauf feierte er in der Pfarrkirche St. Michael in Essen-Dellwig seine Primiz. Wenig später wurde Pater Reinhold zum Superior im Exerzitienhaus „Heilandsfriede“, einem Zentrum der Besinnung und Weiterbildung, in Sennelager bei Paderborn berufen.

Seine Kurse fanden großen Anklang, erregten aber gerade deswegen das Missfallen der Gestapo. Den Aufforderungen der Gestapo, die Namen der Kursteilnehmer zu nennen, kam P. Reinhold nicht nach. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs bezichtigte die Gestapo den ungeliebten Ordensmann der Sabotage, der Gefährdung der Sicherheit und des Entzugs kriegswichtiger Güter. Daraufhin wurde P. Reinhold am 5. Oktober 1939 verhaftet und ins Gerichtsgefängnis Paderborn eingeliefert. Da die Beweise für einen Gerichtsprozess offenbar nicht ausreichten, verhängte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin einen „Schutzhaftbefehl“ gegen ihn.

Am 4. November 1939 verlegte man P. Reinhold in das Polizeigefängnis Bielefeld. Schließlich wurde er als „Schutzhäftling“ ins Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert, wo er am 23. Dezember 1939 eintraf. Dort brachte man ihn unter dem Namen „Johannes Unterberg“ im sog. „Pfaffenblock“ für Geistliche unter. Am 23. Mai 1940 starb P. Reinhold im KZ Sachsenhausen. Als offizielle Todesursache wurde Herzschwäche durch Lungenentzündung angegeben.

Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute nicht bekannt. Dem Orden wurde die Bitte um Freigabe der Leiche verweigert. Nur seine Asche konnte eine Woche nach dem Trauergottesdienst in St. Michael am 10. Juni 1940 in der Priestergruft auf dem Pfarrfriedhof der Pfarrgemeinde an der Haus-Horl-Straße beigesetzt werden. In Bottrop erinnert ein Stolperstein an Reinhold Johannes Unterberg. In Essen-Gerschede ist eine Straße – der Reinhold-Unterberg-Weg – nach ihm benannt. (FJG)

Quellen: Ernst Schmidt: Pater Reinhold Unterberg. Die Geschichte vom Leben und Tod eines unerschrockenen Christen (1984). – P. Michael Overmann SDS: Trotzdem … Das Leben des O. Reinhold Unterberg SDS … München 2012. – Erwin Dickkoff: Essener Köpfe (Neuauflage), Essen 2015. Bilder oben: (Bildquelle: Essener Haus der Geschichte / Archiv Ernst Schmidt)    

 

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