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Am 6. August 1889 beauftragten die Stadtgemeinde Essen und die Landgemeinden Altenessen, Borbeck und Rüttenscheid einem privaten Konsortium aus Darmstadt zunächst mit dem Bau einer Dampfeisenbahn. Wenig später ließen sie sich von den Unternehmern für den Bau einer elektrischen Straßenbahn erwärmen. Die feierliche Eröffnungsfahrt fand in Anwesenheit des Essener Oberbürgermeisters Zweigert und der Bürgermeister aus Borbeck (Heinrich), Altendorf (Kerckhoff) und Altenessen (Stankeit) und vieler anderer Ehrengäste im August 1893 statt. Anbruch einer neuen Zeit! Die Jungfernfahrt führte von Essen über den Bahnhof Bergeborbeck zum Germaniaplatz in Borbeck.
Fünf Jahre später wurde diese Linie über Dellwig nach Oberhausen hin verlängert und ein Jahr darauf von der Donnerstraße abzweigend nach Bottrop geführt. Zu diesem Zeitpunkt betrug die gesamte Streckenlänge des Straßenbahnnetzes 18,3 km. Es dauerte bis 1910, ehe die Strecke Borbeck-Fliegenbusch-Bockmühle-Essen in Betrieb genommen wurde. 1911 folgte der Anschluss Frintroper Höhe-Unterstraße. Mülheim konnte erst 1919 vom Abzweig am Westerberg über die Aktienstraße mit der „Elektrischen“ erreicht werden.
Um Mobilität, Bequemlichkeit und Pünktlichkeit des Straßenbahnverkehrs der ersten Jahre war es schlecht bestellt. Andreas Koerner zitiert in seinem Buch „Zwischen Schloss und Schloten“ aus dem Verwaltungsbericht der Gemeinde Borbeck für die Jahre 1984/95 einige „Geburtswehen“: „Von einem Einhalten des Fahrplans war keine Rede. Außerdem waren die Wagen so überfüllt, dass es auf den entfernteren Haltestellen fraglich schien, ob man überhaupt zur Beförderung zugelassen werden konnte. … Nach wie vor wird darüber geklagt, dass die Wagen nicht immer regelmäßig fahren und dass dieselben oft außerordentlich überfüllt seien.“ Anstelle des anfänglichen 40-Minuten-Takts drängte man auf die Einführung eines 12-Minuten-Takts.
Eine wichtige Frage zu Beginn des Elektrozeitalters in Borbeck musste rasch geklärt werden – die Versorgung der Straßenbahn mit Strom. Weder Stadt noch Borbeck verfügten über ein eigenes Elektrizitätswerk. Auf den Bau eines Dampfkraftwerks an der Grillostraße antwortete die Bürgermeisterei Borbeck im Jahre 1897 mit dem Bau eines eigenen Kraftwerks gegenüber dem Philippusstift an einer Straße, die kurze Zeit später, 1901, den Namen Kraftstraße erhielt.
Auf diesem Areal wurde dann von 1896 bis 1898 die Wagenhalle (Betriebshof) errichtet. In dieser Halle verloren sich anfangs gerade einmal vier Wagen. So gingen Jahre ins Land. Nach und nach wurden Straßenbahnlinien stillgelegt. Busse ersetzten die Straßenbahnen. Bis heute durchfahren Straßenbahnen die für den sonstigen Verkehr gesperrte verkehrsberuhigte Zone in Borbeck-Mitte. (FJG)
Quellen: Andreas W. Koerner: Zwischen Schloss und Schloten. Die Geschichte Borbecks. Bottrop 1999, S. 91-95. – Ludwig W. Wördehoff: Borbeck in seinen Straßennamen. Essen 1987 (s. unter Kraftstraße). – Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Essen 2015 (s. unter Kraftstraße).