Standesamt

Das Standesamt Borbeck ist ein Beispiel für stadtbürgerschaftliches Engagement. Mehrfach von der Schließung bedroht, ist es dank des kollektiven Widerstands von Vereinen, Institutionen und Einzelpersonen davor bewahrt worden. Am 24. Oktober 1874 wurde im Standesamt Borbeck die erste Eheschließung nach bürgerlichem Recht beurkundet. Sie fand im Erweiterungsbau des Bürgermeisteramts. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Eheschließungen an wechselnden Standorten durchgeführt, zum Beispiel im Verwaltungsgebäude in der Wilhelmstraße (heute Markstraße).

Lange vor dem Abriss des Verwaltungsgebäudes, an dessen Stelle ein Parkhaus errichtet wurde, waren einige städtische Ämter, darunter auch das Standesamt, in das Schloss Borbeck umgezogen. Hier nahmen am 27. Oktober 1964 die beiden Standesbeamten Karl-Heinz Hempelmann und Hans Gies ihre Tätigkeit auf. Die ersten Brautleute waren Berntraud Denken und Hermann-Josef Rotthäuser.

Im Jahre 1978 erfolgte der Umzug des Standesamts in das neue Verwaltungsgebäude in Borbeck-Mitte. Räumlich Enge machte 1986 die Verlegung des Traubereichs in das Eckgebäude an der Kreuzung Markstraße/Schmale Straße erforderlich. Dort wurden bis 1996 Trauungen durchgeführt. Im Zuge der Renovierung von Schloss Borbeck wurde der Traubereich ins Schloss Borbeck zurückverlegt. Hier fand im Mai 1996 die erste Trauung statt.


Mit Hochzeitskutsche: Protestaktion des Bürger- und Verkehrsvereins gegen die Schließung des Standesamtes

Ende 1999 wurde bekannt, dass das Borbecker Standesamt aus Kostengründen geschlossen werden sollte. Dagegen regte sich heftiger Widerstand in Borbeck. Vergeblich – das Standesamt wurde im Februar 2000 geschlossen und am Tag darauf in Gildehof-Center vorläufig wiedereröffnet. Der Traubereich war von dieser Maßnahme nicht betroffen. Dank des Einsatzes vor allem des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins entstand im Schloss ein großzügig ausgestatteter Traubereich, der im März 2006 vom damaligen Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reiniger seiner Bestimmung übergeben wurde.

Die starke Nachfrage nach Trauungen im Schloss Borbeck ist bis heute ungebrochen. Aus personellen und räumlichen Gründen müssen viele Anfragen abschlägig beschieden werden. Das Beispiel Standesamt und Traubereich in Borbeck zeigt, dass sich bürgerschaftliches Engagement lohnt. Das haben die Borbeckerinnen und Borbeck nachdrücklich bewiesen. (FJG)

Quelle: Franz Josef Gründges: Das Standesamt Borbeck. Ein Beispiel für stadtbürgerliches Engagement. In: Essener Beiträge 128. Band [2015].

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