Sie haben Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns an:
Sie möchten Ihren Beitrag veröffentlichen lassen? Dann nutzen Sie unser
Sie möchten das ehrenamtlich arbeitende Nachrichtenportal borbeck.de unterstützen?
Mit einer Spende für mehr Inhalt und das interaktive leserfreundliche Layout helfen Sie uns sehr, aktuell und zuverlässig zu berichten, Tag für Tag! Auf Wunsch ist eine Spendenquittung möglich.
Borbeck hat nie ein eigenes Wappen geführt. Und doch gibt es eines: Entworfen wurde es von dem international anerkannten Essener Heraldiker Kurt Schweder (1924-2003). Ende der 1970er Jahre entwickelte der Grafiker und Graveur, Mitglied in verschiedenen heraldischen Gesellschaften (Herold, Adler in Wien, Kleeblatt Hannover, Schweizerische Heraldische Gesellschaft) eigene Wappenzeichen für fast alle 50 Essener Stadtteile. Sie nehmen Bezug auf deren Geschichte, auf Besonderheiten und ortstypische Merkmale.
Veröffentlicht wurden sie in: Johann Rainer Busch, Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile, herausgegeben vom Stadtverband der Bürger- und Verkehrsvereine. Pomp, Bottrop 2010, ISBN 978-3-00-028515-8 (112 S.). Die mit dem für ihn typischen „S“ markierten Stadtteilwappen, für die der Stadtverband der Bürger- und Verkehrsvereine e.V. 2010 die Nutzungsrechte erworben hat, besitzen keinen offiziellen Status. Anfragen für Nutzungsrechte sind an ihn zu richten (E-Mail: info@buergervereine.Essen.de). Mehr: https://www.buergervereine-essen.de/der-heraldiker-schweder/
Das Wappen für den Stadtteil Borbeck bezieht sich auf den ehemaligen Oberhof Haus Borbeck, für den Berta von Arnsberg 1288 das volle Verfügungsrecht von den Rittern Hermann und Wennemar von Aldendorp zurückerwarb. Hier richteten die Essener Fürstäbtissinnen ihre Hofhaltung ein und machten Schloss Borbeck zur Sommerresidenz. Nach der Auflösung des Stiftes wurde Borbeck 1802/1814 zur eigenständigen Bürgermeisterei und gehörte ab 1816 zur Verwaltung der preußischen Provinz Jülich-Kleve-Berg und der späteren preußischen „Rheinprovinz“. Das Borbecker Schloss wechselte als Spekulationsobjekt öfter seinen Besitzer und wurde 1827 von Reichsfreiherr Clemens von Fürstenberg angekauft. Die Familie verkaufte es mit dem Park 1941 an die Stadt Essen.
Diese historischen Entwicklungen sind in den Wappenmotiven des dreigeteilten Schildes eingefangen: Die beiden von einem grünen Siegeskranz gebundenen gekreuzten Schwerter im zentralen Bild des Wappens stehen zum einen für die heiligen Ärzte Cosmas und Damian. Sie finden sich ebenfalls im Wappen des Bistums Essen: Es zeigt auf rotem Grund zwei gekreuzte, mit goldenen Griffen versehene silberne Schwerter, darüber schwebend einen sechsstrahligen goldenen Stern, der als Meeresstern die Gottesmutter Maria symbolisiert. Sie war mit den Märtyrern Cosmas und Damian Patronin des Stiftes Essen und wurde 1959 zur Patronin des Bistums Essen erhoben.
Das silberne Schwert auf blauem Grund findet sich als Zeichen für die Stifts-und Stadtpatrone ebenfalls im 1886 geschaffenen Allianzwappen der Stadt Essen. Das 1399 von der Äbtissin eingeführte Schwert diente als Stadtzeichen zur Kennzeichnung der Maße und Gewichte und wurde seit dem späten 15. Jahrhundert auf dem Briefsiegel der Stadt verwendet. Dem mit der vierzinnigen Fürstenkrone des Stiftes gezierten Doppelwappen wurden auch die Stadtfarben Gelb und Blau entnommen.
Vorherrschende Farbe des Borbecker Stadtteilwappens aber ist Rot und Gold. Der Grund: die beiden Seitendrittel zeigen die rot-goldenen Balken des rheinisch-westfälischen Adelsgeschlechts Fürstenberg, das seit 1295 seinen Namen nach der kurkölnischen Landesburg Fürstenberg im Kreis Soest führt. Sie waren im 13. und 14. Jahrhundert Gefolgsleute der Kurfürsten von Köln und der Grafen von der Mark, stellten Burgmänner für die Burgen ihrer Landesherren, besaßen aber auch zahlreiche Stadthäuser oder Adelssitze im Herzogtum Westfalen. Dort stiegen sie im 14. und 15. Jahrhunderts zu einem wohlhabenden und wichtigen Geschlecht auf und bildeten verschiedene Linien aus. Viele Familienangehörigen traten in den geistlichen Stand ein und absolvierten eine universitäre Ausbildung. Sie vertraten die Erzbischöfe von Köln als Landesherren im Herzogtum Westfalen, hatten großen Einfluss auch auf den Landtag waren als Domherren vor allem in den Domkapiteln von Paderborn, Hildesheim, Münster, aber auch in Mainz und Salzburg vertreten.
Während das Militär und der Hofdienst keine Rolle spielten, waren sie vor allem im Dienst der katholischen Kirche: Sie stellten drei Bischöfe, besetzten führende Ministerstellen, waren als Landdrosten Vertreter des Kurfürsten im Herzogtum Westfalen, kontrollierten etwa ein Viertel des gesamten Herzogtums Westfalen und trugen dazu bei, dass das Herzogtum Westfalen und das Bistum Paderborn katholisch blieben. Im 18. Jahrhundert waren sie sie als Politiker der Aufklärung verpflichtet und engagierten sich auch im gewerblichen Bereich, etwa in der beginnenden Montanindustrie. Clemens von Fürstenberg (1791–1844) besaß die Herrlichkeit Horst und wurde Begründer der Linie Fürstenberg-Borbeck. Ihr Stammwappen zeigt in Gold zwei rote Balken, die nach der Wappenvereinigung mit dem der Herren von Grafschaft 1660 gevierteilt wurde. Es findet sich auch in weiteren Wappen von Orten, in denen die Fürstenberger Besitz hatten oder vertreten waren, etwa im Wappen des Kreises Olpe.