Schölerpad

Der Weg, der die Bocholder Straße mit der Altendorfer Straße verbindet, hat einen irreführenden Namen. Nicht dass man sich auf ihm verlaufen könnte. Doch wer den Namen wörtlich nimmt, hält vom ersten bis zum letzten Meter meist vergeblich nach Schülern Ausschau. Vielleicht war das zu der Zeit, als der Weg seinen Namen „Schölerpad“ erhielt, ganz anders. Stimmt aber nicht.

Auch um 1900 – der „Schölerpad“, der vorher Albertinenstraße hieß, wurde 1902 so benannt – nutzten keine Schülerscharen diesen Weg zur Schule. Für diese Annahme können kommunal- und schulpolitische Gründe geltend gemacht werden. Die Bauernschaften Altendorf, Frohnhausen und Holsterhausen gehörten zwar politisch, nicht aber schulisch und kirchlich zu Borbeck. Streng genommen war Borbecker Schülern damit das Betreten des Weges verboten. Die Ableitung „Schöler“ von „Schüler“ führt schlicht und einfach in die Irre. Wenn es keine Schüler waren, wer oder was hat denn nun dem Schölerpad zu seinem Namen verholfen?

Wieder einmal ist der Bergbau daran schuld. Der Name geht zurück auf eine Zeche Schölerpad, einer der ältesten Zechen im Gebiet des ehemaligen Stiftes Essen. Auf Karten des 18. Jahrhunderts ist auf einer Feldflur unmittelbar am Mühlenbach ein Anwesen „Schölerpad“ verzeichnet (heute: Altendorfer Str. 463). Hier schürfte schon gegen Ende der 17. Jahrhunderts eine sogenannte „Borbecker Gesellschaft“ (Zeche Schölerpad) nach Kohlen. Vergeblich. Auch der Versuch einer Borbecker „Gewerkschaft“ um 1734 war nicht von Erfolg gekrönt. Die Gesellschaft löste sich auf und die Stollen verfielen.

Zum Leben erweckte sie erst wieder die letzte Essener Äbtissin Maria Kunigunde von Sachsen. Am 30. Januar 1792 hatte ein gewisser Christian Caiphas der Äbtissin mitgeteilt, dass er auf Altendorfer Gebiet nach Kohlen schürfen wolle. Mit Muthschein vom 6. April 1796 wurde ihm dazu die Genehmigung erteilt. Hier ein Auszug daraus: „Dem Christian Caiphas wird der unterthänigst gebetene Muthschein zur Aufsuchung der Kohlen am Altendorfer Kreuz (…) hiermit ertheilet, dass er nach vorgefundenen Kohladern über einen jeden Gang oder Flöz gleich die Belehnung nachsuchen, also den Zehnten abgeben, bis dahin aber den Muthschein jährlich unter Verlust seines Rechts erneuern lassen wolle. (…).“ Dieser Berechtigungsschein wurde also in regelmäßigen Abständen erneuert und erweitert, bis er schließlich das Frohnhauser Feld und das Feld an der Bockmühle einschloss.

Im Antrag der Betreiber der „Zeche Schölerpad“ vom 5. Oktober 1802 ist das Gebiet genau umgrenzt. Sie wollten die Abteufrechte für die Flöze Herrenbank, Dreckbank, Krabbenbänksgen, Feldbank, Rieckenbänksgen und Röttgersbank und alle im Altendorfer und Frohnauser Feld vorhandenen Kohlenflöze. Pech für die Betreiber, dass das Stift Essen einige Monate zuvor aufgelöst worden war und an Preußen gegangen war. Für die Zeche Schölerpad begann damit eine wechselvolle Geschichte. Vergeblich versuchten mehrere Interessenten, unter ihnen Friedrich Krupp mit Sozius Nikolai und der Borbecker Vikar Bückmann (!), die Inbetriebsetzung der Zeche zu erreichen. Das Bergamt verweigerte die Genehmigung mit dem Hinweis, dass es für die Zeche Schölerpad noch zu früh sei, mit dem Tiefbau zu beginnen.

Nachdem die Genehmigungsbehörde 1827 ihre Bedenken gegen den Tiefbaubau aufgegeben und die Antragsteller auf den Rechtsweg verwiesen hatte, nahm die Zeche Schölerpad wieder Fahrt auf. Es war schließlich Franz Haniel, der nach Beendigung des Rechtsstreits um die Frage, welche Zeche – die Mülheimer Glück oder Schölerpad – das Vorrecht zum Tiefbau haben solle, das Heft des Handelns in die Hand nahm, seit 1831 nach und nach Anteile der Gewerkschaft Schölerpad aufkaufte und mit dem Abbau begann. Am 16. September 1833 stieß der Förderschacht Flashoff in 88 m Tiefe auf das Steinkohlengebirge. Zur gleichen Zeit erreichte der Maschinenschacht Bückmann eine Tiefe von 90 m. Damit gehörten die beiden Schächte zu den tiefsten im gesamten Ruhrgebiet.

Am 25. November 1835 wurde die Gewerkschaft Schölerpad bergrechtlich neu aufgestellt. Zu ihr gehörten u.a. Franz Haniel, Friedrich Wilhelm Herbrüggen und die Erben Waldthausen. Im Jahr 1851 kam es zum Zusammenschluss der Gewerkschaften Schölerpad und Friederike zum Gesamtwerk Neu-Schölerpad. Nach der Stilllegung des letzten Schachtes an der Ecke Körner- und Heinrich-Strunk-Straße im Jahre 1883 wurde die Förderung auf die nebenan gelegene Zeche Hagenbeck verlagert. 1898 ging Neu-Schölerpad auf die Aktiengesellschaft Mülheimer Bergwerks-Verein über, der kurz zuvor unter Führung von Hugo Stinnes gegründet worden war. Damit ging eine lange, wechselvolle Geschichte einer Zeche zu Ende, von der heute nur noch der Straßenname Schölerpad erhalten geblieben ist. (FJG)             

Quellen: Ludwig W. Wördehoff: Borbeck in seinen Straßennamen. Essen 1987. – Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Essen 2015.

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