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Johannes Pesch, geboren 1886, hat seine Lehrerausbildung und die ersten Jahre der Unterrichtstätigkeit im Kaiserreich absolviert. Er erlebte als Leiter einer katholischen Volksschule den Ersten Weltkrieg, die Nachkriegszeit, die Weimarer Republik, die Nazi-Regime, den Zweiten Weltkrieg, die Jahre nach dem Krieg und die ersten Jahre der Bundesrepublik. Von den 67 Lebensjahren verbrachte er fast über vierzig Jahre im Schuldienst. Ihm waren nach der Pensionierung nur noch drei Jahre ohne Schule beschieden.
Familie
Johannes Pesch wurde am 25. September 1886 als Sohn des Lehrers Franz Josef Pesch (1863-1926) in Bergeborbeck geboren. Er starb am 12. März 1954 in Essen-Frintrop. Sein Vater leitete viele Jahre von der Gründung der Schule 1898 bis zu seiner Pensionierung 1928 die katholische Volksschule Vogelheim II in der Hesselstraße (heute Weidkamp). Die Mutter Gertrud Pesch war eine geborene Vogelsang. Der Großvater Johannes Werner Pesch (geboren 1836, Todesjahr unbekannt) war ebenfalls Lehrer. Er stammte aus Liedberg, das heute zur Stadt Korschenbroich gehört. Er war zunächst 2. Lehrer in Frintrop und dann von 1866 bis 1886 Rektor der katholischen Volksschule Dellwig I (heute Reuenbergschule). Sein Enkel Johannes Pesch heiratete am 02. August 1914 in Wuppertal-Barmen Gertrud Petzel. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Marianne (*1915), Felix (*1917), Ursula (*1924) und Hans-Eduard (*1929). Über die Kinder ist nur wenig bekannt. Tochter Ursula besuchte die Mittelschule Essen-Borbeck. Sohn Hans-Eduard machte 1951 am Gymnasium Borbeck das Abitur. Sohn Felix, seit 1939 der Wehrmacht, zuletzt als Gefreiter beim Wehrersatzamt in Quedlinburg, starb 1941 an Herzversagen.
Ausbildung und Schullaufbahn
Johannes Pesch besuchte bis zum 11. Lebensjahr die Volksschule und bis zum 14. Lebensjahr die damalige Rektoratsschule in Borbeck. Er bestand am Königlichen Lehrerseminar zu Kempen im Juli 1903 die Aufnahmeprüfung und legte dort die Abschlussprüfung ab. Sein Zeugnis vom August 1906 weist durchweg sehr gute Noten auf: Führung und Fleiß sehr gut, Deutsch und Geschichte sehr gut, Religion, Harmonielehre und Französisch gut. Ähnlich gut fallen die Noten der Zweiten Lehrerprüfung im Oktober 1909 aus. Aussagekräftiger als das Notenbild ist das Gutachten des Seminardirektors in Kempen Dr. Schmitz über den Präparandenlehrer Johann Pesch, vom November 1913. Darin heißt es:
„Der Lehrer Pesch ist seit dem 1. März 1910 an der hiesigen Präparandenanstalt beschäftigt. 1. Sein außeramtliches Verhalten gab niemals zu einer Erinnerung oder Aussetzung Anlass. Seinen amtlichen Verpflichtungen ist er mit Pünktlichkeit und Eifer nachgekommen; auf seine Fortbildung war er eifrig bedacht. Zu seinen Mitarbeitern stand der in gutem Verhältnisse, im ganzen auch zu den Schülern, doch fehlte es diesen gegenüber in einzelnen Fällen an ruhiger Haltung und freundlicher Geduld. Pesch gedenkt demnächst sich zu verehelichen. Seine wirtschaftlichen Verhältnisse sind in guter Ordnung. 2. Seine Unterrichtsleistungen befriedigen. 3. Pesch hat während des Hierseins krankheitshalber nie den Unterricht auszusetzen brauchen; seine Gesundheit scheint eine sehr gute zu sein. 4. Er ist strebsam und arbeitsfreudig; auch hat er eine gute Auffassungsgabe; wegen seiner Kenntnisse und seines bestimmten Auftretens wird er sein Ansehen zu wahren wissen. Vielleicht wird er anfangs etwas stürmisch vorgehen; doch würde der Eifer bei wachsender Erfahrung bald die richtige Form finden. Ich halte ihn für die Leitung eines größeren Systems für geeignet.“
Die dem jungen Präparanden zugeschriebenen Tugenden Eifer, Strebsamkeit und Arbeitsfreude stellte Johannes Pesch in seiner Lehrer- und Schulleiterlaufbahn nachdrücklich unter Beweis. Am 26. Juli 1906 trat er in den Schuldienst ein. Vom 26. Juli 1906 bis zum 30. September 1906 unterrichtete er an der katholischen Schule Bochold und vom 01. Oktober 1907 bis zum 28. Februar 1910 an den Schulen Vogelheim III und Schule Gerschede. Nach der Zweiten Lehrerprüfung am 16. Oktober 1909 am Königlichen Lehrerseminar in Elten bekam Johannes Pesch am 01. Januar 1910 die planmäßige Anstellung auf Lebenszeit. Er wechselte danach an das Seminar in Kempen und war dort vom 01. März 1910 bis zum 30. Juni 1914 als Präparandenlehrer tätig. Am 08. Mai 1912 legte er die Prüfung für Lehrer an Mittelschulen ab. Am 13. März 1913 bestand er in Koblenz die Rektorenprüfung. Kurz darauf – am 14. Oktober 1913 - bewarb sich Johannes Pesch auf die in Borbeck ausgeschriebene Rektorenstelle. Im April 1914 entschied sich die Schuldeputation zu Borbeck unter drei Bewerbern für Johann Pesch als Leiter der katholischen Volksschule Frintrop III (Neerfeldschule).
Militärdienst
Nach der Abschlussprüfung am Seminar in Kempen und vor dem Eintritt in den Schuldienst leistete Johannes Pesch beim 7. Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 69 in Trier den obligatorischen Militärdienst ab. Wegen des Kriegsausbruchs wurde er vom 3. August 1914 (einen Tag nach seiner Eheschließung) bis zum 28. August 1914 einberufen, im Oktober 1914 auf Grund einer Verwundung als dauernd dienstunfähig vom aktiven Militärdienst befreit und im Mai 1916 mit dem Dienstgrad Landwehrmann mit Rücksicht auf den akuten Lehrermangel vom Militärdienst zurückgestellt.
Chronistentätigkeit
Mit der Amtseinführung am 1 Juli 1914 begann die lange Zeit der Rektorentätigkeit von Johannes Pesch an der Schule Frintrop III, später Neerfeldschule, Richthofenschule und ab 1968 Walter-Pleitgen-Schule. Doch lediglich aus der Chronik der Schule, die Johannes Pesch als Rektor für die Schuljahre 1930/312 bis 1945/46 erfasst hat, lassen sich vorsichtige Schlüsse zu seiner pädagogischen Auffassung und zu seiner Einstellung zu schulpolitischen, tagesaktuellen, politischen und ideologischen Fragen ziehen. Explizite politische Äußerungen des Rektors Pesch sind nicht zu finden. Das unterscheidet ihn von seinem Kollegen Hermann Hagedorn, der damals die Stifterschule leitete. Während Johannes Pesch die „Machtübergabe“ an die Nazis 1933 und den „Tag von Potsdam“ im Jahresbericht für das Schuljahr 1932/33 nur am Rand erwähnt, folgt seine Darstellung des Kriegsbeginns der Propaganda der Nationalsozialisten:
„Krieg! Der politische Horizont wurde in den letzten Wochen des August immer bewölkter, die an und für sich schon unhaltbaren Zustände im Osten des Landes, die das Versailler Diktat geschaffen, wurden noch verschlimmert durch die Haltung der Polen, die, namentlich von England, aber auch von Frankreich gestützt, sich geradezu unerhörte Übergriffe erlaubte, auf keine Verhandlung eingingen und so eine Lage hervorriefen, die eine große Nation und deren Regierung sich nicht länger bieten lassen konnten, so dass der Führer sich entschloss, den Polen mit den gleichen Mitteln zu antworten, die sie anzuwenden beliebten. Die bekannten und durch Rundfunk und Presse genau dargelegten Verhältnisse führten in den ersten Septembertagen (2.7.) zum Krieg, der England (3.9. 11 Uhr) und dann auch Frankreich (3.9. 17 Uhr) auf der Seite Polens gegen uns sieht. In eiserner Entschlossenheit steht das deutsche Volk da hinter seinem Führer im Kampf um die endliche Befriedung Europas und die Beseitigung der Ungerechtigkeiten des Versailler Vertrags. (…) In stürmischem Siegeslauf wird innerhalb von 18 Tagen der durch das Versailler Diktat geschlossene polnische Staat zerschlagen. (…).“
Entnazifizierung
Wie alle Lehrerinnen und Lehrer musste sich Rektor Pesch nach 1945 einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen. Im sogenannten Entlastungszeugnis, ausgestellt am 25. August 1947, stufte ihn die Entnazifizierungskommission gemäß den Bestimmungen der Verordnung Nr. 9 der Militärregierung in die Kategorie „entlastet“ ein. Die Kommission bezog sich dabei unter anderem auf die Angaben, die Rektor Pesch im Fragebogen vom Februar 1939 „über die Tätigkeit der Lehrkräfte in der NSDAP, ihren Gliederungen usw.“ den Nazi-Behörden gegenüber gemacht hatte. Darin gab an, im 1. Weltkrieg Frontkämpfer gewesen und jetzt Landsturmmann zu sein. Er habe das Verwundetenabzeichen und das Frontkämpferkreuz bekommen. Er sei kein Mitglied oder Amtsträger in der NSDAP gewesen. Seit dem 01. Mai 1933 habe er dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) und seit dem 01. Januar 1936 der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) angehört. Außerdem sei er 1935 Mitglied des Reichs-Luftschutzbundes gewesen
Literarische Tätigkeit - Mundarttexte
Johannes Pesch war kein Mann der lauten Töne. Sich in der ersten Reihe zu exponieren, war ihm wesensfremd. Große Reden hat er nicht geschwungen. Das überließ er seinem Kollegen Hermann Hagedorn. Johannes Pesch hat sich mit der Beschäftigung lokaler und volkskundlicher Themen zufriedengegeben. Er kompensierte auf diese Weise die geringe räumliche Mobilität eines Mannes, der durch seinen Beruf an einen festen Ort gebunden ist. Der lokale Raum wurde ihm zur Heimat. Die Reihe seiner Aufsätze ist lang und die Palette der Themen breit gefächert. Die erste nachweisbare Veröffentlichung („Legendenborn“) stammt aus dem Jahre 1910, die letzte von 1930 („Weihnachtsklänge“). Mundartgedichte hat er nur wenige verfasst („Krißtag 1915“) Sie machen nur einen geringen der schriftstellerischen Produktion von Johannes Pesch aus. Seine Stärke lag im Suchen, Finden, Sammeln und Ordnen von lokalen Besonderheiten aus Brauchtum und Volkskunde.
„Van Frieden sungen dä Engelkes all" .... Das Mundart-Gedicht „Krißtag 1915“ von Johannes Pesch
Ehrenamtliche Tätigkeiten
Johannes Pesch übte zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten aus. Er war Vorsitzender des katholischen Beamtenvereins, Protektor des Frintroper MGV „Sängerkreis 1887“ (1947 war er Ehrengast bei der Feier zum 60jährigen Bestehen des Chors im Werksgasthaus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen) und u.a. Mitglied im Vinzenzverein. 1923 übernahm er den Vorsitz der „Begräbnishilfe St. Josef“, einer Nachbarschaftshilfe in Sterbefällen. Den Vorsitz behielt er bis 1929. Von 1930 bis 1952 verfasste Johannes Pesch die Chronik der Pfarre St. Josef. Als praktizierender Katholik und Schulleiter sowie durch die Übernahme ehrenamtlicher Aufgaben in örtlichen Vereinen war er in Frintrop bestens bekannt und anerkannt. Anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums veröffentlichte die Essener Volks-Zeitung am 21. Juli 1931 einen Bericht, in dem es unter anderem hieß:
„Der Jubilar erfreut sich in Berufs- und Bürgerkreisen allgemeiner Achtung und Beliebtheit, ein Umstand, der nicht zuletzt auch auf seine außerdienstliche Tätigkeit in Vereinen und Organisationen zurückzuführen ist.
Die Erinnerung an einen Menschen, der als Pädagoge, Ehrenamtler und Brauchtumsforscher in Frintrop und über die Grenzen Frintrops hinaus gewirkt hat, sollte wach bleiben. (FJG)
Quellen und Literatur:
Heidutzek, Peter: Lesefrüchte aus dem Kirchenblatt, Borbecker Beiträge 2/2000, S. 61-67
Stadtarchiv Essen: Personalnebenakte Signatur 141 Nr. 1979 mit Personalbögen, Lebenslauf, Prüfungszeugnissen, Versorgungsangelegenheiten etc.
Jugend 1918-1945: Chronik der Neerfeldschule von 1930/31 bis 1945/46. (https://jugend1918-1945.de)
Homepage des Bürger- und Verkehrsvereins Essen-Frintrop (http://essen-frintrop.org)