Panzerbau

Im Juli 1941, zwei Wochen nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, war im Zusammenhang mit dem Sonderprogramm „Tiger“ erstmals von der Errichtung einer Werkstatt am Weidkamp die Rede. Die Firma Krupp erhielt den Auftrag, für den Panzerkampfwagen „Tiger IV“ Türme und Wannen zu fertigen. Zwischen Dezember 1941 und Februar 1943 erfolgte der Bau der oberirdischen Anlage (maximale Länge der Anlage 210 m, maximale Breite 192 m), der drei unterirdischen Fabrikationshallen und einer großen Werkstatt (75m x 70m x 6,60m).

Die Zahl der Beschäftigten stieg von 144 (Oktober 1942) über 1.260 (Februar 1943) auf 1.518 (September 1943). Zum Einsatz kamen neben deutschen Fachkräften vor allem Westarbeiter (Franzosen, Belgier, Holländer, Italiener) und Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen. 570 zivile Fremdarbeiter waren in einem Lager am Weidkamp untergebracht. Trotz zahlreicher Schäden durch Luftangriffe kam die Produktion bis kurz vor Ende des Krieges nie ganz zum Erliegen. Nach dem Krieg blieb das Gelände zunächst sich selbst überlassen. So konnte ein kleines Biotop entstehen. Zugleich wurde das Panzerbaugelände für Kinder und Jugendliche zu einem gefährlichen Abenteuerspielplatz.

Eine förmliche Demontage der Fabrikanlage hat nicht stattgefunden. Erst Ende 1959 wurde mit dem Abriss der oberirdischen Anlage und Funktionsgebäude begonnen. Zuvor hatte man die unterirdischen Fabrikationshallen geflutet und die Zugänge provisorisch verschlossen. Mitte der 1960er-Jahre kamen bei der Stadt Essen im Zusammenhang mit den Bebauungsplänen für die marode Wohnsiedlung Brauk Überlegungen zu einer Wohnbebauung auf dem Panzerbaugelände auf. Sie scheiterten jedoch an der Weigerung der Firma Krupp, das Areal zu verkaufen.

Anfang der 1980er-Jahre kam es, ausgelöst durch die Diskussion um das Thema Pseudo-Croup (1982), zu heftigen Kontroversen zwischen den Vereinigten Bürgerinitiativen, die sich im Sinne des Umweltschutzes für den Erhalt des Panzerbauwaldes einsetzte, und der Stadt Essen, die den Wald abholzen und ein großflächiges Gewerbegebiet ansiedeln wollte. 1980 kaufte die Stadt Essen das 200 000 qm große Gelände für 4 Millionen Mark von der Firma Krupp.

Nach weiteren Demonstrationen und diversen Gutachten kam es 1982 zum Kompromiss zwischen den Bürgerinitiativen und Stadt: Teilerhalt des Panzerbauwaldes, Ansiedlung eines kleines Gewerbegebiets im Bereich Grasstraße und Alte Bottroper Straße. 1983 wurde mit einer Haldenaufschüttung aus dem Aushub vom Bau der Essener U-Bahn begonnen. Seit dieser Zeit blieb der Panzerbau sich selbst überlassen. Eine Erinnerungstafel in der Grasstraße erinnert an seine Geschichte. (FJG)

Quelle: Franz Josef Gründges: Die Siedlung Brauk und das Panzerbaugelände. In: Essener Beiträge 125/126. Bd. (2012/2013).

Borbeck: Erinnerung an Panzerbau-Geschichte: Mit der Aufstellung und Übergabe einer Erinnerungstafel zum „Panzerbau 3“ der Firma Krupp von 1941 bis 1945 in Essen-Borbeck erinnern der Borbecker Bürger- und Verkehrsverein (BBVV) und der Kultur-Historische Verein Borbeck e.V. (KHV) an ein fast vergessenes Kapitel der Ortsgeschichte: Am Dienstag, 27. September 2016, stellten sie an der Ecke Weidkamp/Grasstraße (Weidkamp 182) eine neue Informationstafel auf ...

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