Pabst Carl Heinrich Dr.

1. Vorsitzender des BBVV

In der Ausgabe der Borbecker Nachrichten Nr. 45 vom 4. November 1960 finden sich Informationen zur Gründungsversammlung des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins. Dort heißt es, dass der Verein im Jahre 1910 „zur Wahrnehmung der Interessen der Eingesessenen Borbecks“ im Lokal Vogelpoth an der damaligen Wilhelmstraße (heutige Marktstraße) gegründet worden ist. Die Gründungsversammlung wählte Prof. Dr. Pabst zum 1. Vorsitzenden.

Carl Heinrich Pabst wurde am 23. Oktober 1859 in Finsterwalde, Kreis Luckau, als Sohn des Privatiers Carl Pabst geboren. Sein Reifezeugnis erhielt er am 20. März 1880 an der Oberschule /Realgymnasium in Frankfurt/Oder. Das obligatorische Probejahr absolvierte er 1885/86 am Gymnasium und Realgymnasium in Guben. Von 1886 bis 1901 unterrichtete er als Mittelschullehrer in den Fächern Mathematik und Physik an der Mittelschule in Finsterwalde. Danach war er an der Realschule in Kattowitz beschäftigt.

Das im Aufbau befindliche (Pro-) Gymnasium Borbeck hatte in seiner Aufbauphase dringenden Bedarf an Lehrkräften mit der Fakultas für naturwissenschaftliche Fächer und mit Erfahrung im Realschulbereich. Im Januar 1901 wählte das Kuratorium des Progymnasiums Borbeck Dr. Pabst auf die ausgeschriebene Oberlehrerstelle. Das Beschäftigungsverhältnis begann am 1. Oktober 1902. Dr. Pabst bezog mit seiner Frau Auguste Anna und mit seiner zweijährigen Stieftochter Frieda ein Haus in der Augustastraße (ab Juli 1915 Stolbergstraße). Dort kam am 16. Dezember 1902 Sohn Carl Arthur zur Welt.

In der Personalakte befindet sich ein Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Kuratoriums des Progymnasiums in Borbeck vom 18. Februar 1903, in dem auf eine Beschwerde gegen Dr. Pabst beim Provinzialschulkollegium Bezug genommen wird. Demnach soll Dr. Pabst „im naturkundlichen Unterricht in der Sexta die Entstehungsgeschichte des Menschen in einer anstößigen Weise behandelt und sich hierbei auch einiger Äußerungen, die nicht in den Unterricht gehören“, bedient haben. Der Vorgang wurde nach eingehender Ermahnung des Lehrers nicht weiter verfolgt.

Zwischen 1903 und 1921 ist Dr. Pabst auf mehreren Aufnahmen des Kollegiums zu sehen. Die Fotos zeigen ihn als einen klein gewachsenen, zerbrechlich wirkenden Mann mit Kneifer, hoher Stirn und einem Schnauzbart, dessen Spitzen nach unten hängen („Walrossbart“). Im Januar 1906 wurde dem Oberlehrer Dr. Pabst der Titel „Professor“ verliehen. Im gleichen Jahr kamen Tochter Margarethe und Sohn Walter zur Welt.

Bei der Visitation des Gymnasiums Borbeck vom 3. bis 6. Juni 1910 erhielt Professor Pabst nahezu als einziger aus dem Borbecker Kollegium gute Noten. Im Visitationsbericht des Provinzial-Schulrats vom 15. Juli 1910 ist über ihn zu lesen: „Der Unterricht bei Professor Pabst ist ruhig und wohlüberlegt. Die Kenntnisse der Schüler in der Mathematik und in der Physik waren wohl befriedigend. In der Untersekunda sprach er über Sauerstoff, Wasserstoff, Verbrennung etc. und erläuterte das Vorgetragene durch wohlgelungene Experimente.“ Im gleichen Jahr übernahm er das Amt des 1. Vorsitzenden des BBVV. Am 1. April 1920 trat Dr. Pabst aus gesundheitlichen Gründen (hochgradige Nervosität und Herzleiden) in den Ruhestand. Er starb am 29. Juli 1923 in Borbeck.

Franz Josef Gründges

Quelle: Borbecker Nachrichten Nr. 45 / 04.11.1960 / Personalakte von Dr. Pabst

Bild unten: Dr. Carl Heinrich Pabst als Mitglied des Kollegiums am Gymnasium Borbeck 1921: (v.l.) obere Reihe: Siefers, Becker, Schickert, Wolpers, Lorbach, untere Reihe: Brehmen, Dr. Voß, Dr. Klein, Dr. Cüppers, Roeskens, Dr. Pabst, Hagemann, Dr. Isbert, Mausbach, Gunkel

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