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„Um 5.00 Uhr, am frühen Morgen des 18. Januar 1913, erblickte Rudolf Koppmann in seinem Elternhaus, Lüneburger Str. 25 in Essen-Frohnhausen, das Licht der Welt.“ So steht es im Nekrolog der Oblaten in Hünfeld. Getauft wurde Rudolf Johannes Maria in seiner Essener Heimatgemeinde St. Antonius. Er hatte sechs Geschwister: vier Brüder und zwei Schwestern. Seine Schulausbildung bekam Rolf, wie er genannt wurde, fast ausschließlich in seiner Heimatstadt.
Von 1919 bis 1923 besuchte er zunächst eine Volksschule, danach wechselte er an die Krupp-Oberrealschule in Essen. Ende des Jahres 1931, kurz vor Schulabschluss, verließ er die Schule und wurde Privatschüler bei den Oblaten in der Missionsschule St. Karl im holländischen Valkenburg. Dort erwarb er den gymnasialen Abschluss.
Die Familie Koppmann hatte zu den Oblaten, die in Borbeck seit 1919 bzw. 1923 mit Niederlassungen vertreten waren (Kloster St. Immaculata und Exerzitienhaus St. Augustinus), eine besondere enge Beziehung. Rudolfs älterer Bruder Johannes (1907-1980) war schon 1926 in die Gemeinschaft der „Missionare Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria“ eingetreten. Die Ewigen Gelübde des Bruders im Jahre 1930 und dessen Priesterweihe im März 1932 wird Rudolf Koppmann wohl unmittelbar miterlebt haben.
Das mag ihn in seinem Entschluss bestärkt haben, ebenfalls Oblate zu werden. Jedenfalls begab er sich am 18. April 1932, nur einen Monat nach der Priesterweihe des Bruders, in das Oblatenkloster Maria Engelport bei Treis-Karden an der Mosel. Nach dem Probejahr legte er am 23. April 1933 im Engelporter Noviziat seine ersten Zeitlichen Gelübde ab. Von Engelport wechselte Rudolf Koppmann für das philosophisch-theologische Studium an die ordenseigene Hochschule der Oblaten in Hünfeld. Nach drei Jahren legte er hier am 25. April 1936 die Ewigen Gelübde ab. Schließlich empfing Frater Rudolf Koppmann am Palmsonntag, dem 10. April 1938, zusammen mit 17 anderen Fratres durch den Fuldaer Bischofskoadjutor das Sakrament der Priesterweihe.
Am Palmensonntag des darauffolgenden Jahres erhielt er die Einsatzbestimmung für das seit 1926 bestehende Apostolische Vikariat in Windhuk in Südwestafrika (heute Namibia). Am 23. Juni 1939 trat der damals 26 Jahre alte Pater Koppmann von Hamburg aus die Schiffsreise nach Afrika an. Am 8. Juli erreichte das Schiff den Hafen von Walvishav. Der junge Missionar erhielt seine Bestimmung für die erst 1935 gegründete katholische Missionsstation in Otjiwarango, 290 km nördlich von Windkhuk. Als Pater Kopmann dort ankam, zählte die katholische Gemeinde kaum 50 Seelen. Es gab dort eine kleine Kirche, ein Haus für zwei Patres, ein Schwesternhaus für eine Kommunität von Hiltruper Missionsschwestern, ein kleines Schülerheim für 25 weiße Schüler und eine Krankenstation mit drei Zimmern.
Nur unter Beachtung der bestehenden Apartheitsgesetze konnte Pater Koppmann seine Aufgabe, die missionarische Erstverkündigung des katholischen Glaubens an die schwarze Bevölkerung, erfüllen. Die Situation, die er vorfand, war durch klare Abgrenzungen gekennzeichnet. Die Hereros hatten ein eigenes Reservat. Die einheimische Bevölkerung lebte in einer abgeschlossenen Siedlung, während das Leben im Zentrum der Stadt den Weißen vorbehalten war.
Pater Koppmann schaffte es trotz der schwierigen Bedingungen, dass im Laufe der Jahre in der Stadt eine größere Kirche für die Einheimischen, eine erweiterte vierklassige Schule für 170 schwarze Schüler mit drei einheimischen Lehrern und dazu ein Internat mit 60 Plätzen entstanden. Darüber hinaus sorgte für den Bau eines Vereinshauses und eines Krankenhauses mit 70 Betten für Weiße.
Die missionarische Seelsorge durfte dabei nicht vernachlässigt werden. Dazu gehörte die Seelsorge in der Schwarzensiedlung, die Betreuung der schwarzen Arbeiterfamilien auf den teilweise weit entfernt liegenden Farmen, der 250 Katholiken in dem über 1000 qm großen Herero-Reservat und der etwa 120 weißen Katholiken der Stadt. So sehr nahm ihn die vielseitige Missionsarbeit in Anspruch, dass er erst nach 13 Jahren seinen ersten Heimaturlaub machte.
Am 26. Januar 1957 erreichte Pater Koppmann während der Reparatur des Generators im Missionskrankenhaus in Otjiwarongo die Nachricht, dass er zum Titularbischof von Dalisandus in Pamphylien und zum Apostolischen Koadjutorvikar von Windhuk ernannt worden war. Die Bischofsweihe fand dann am 11. Mai 1957 in der Klosterkirche des Hünfelder Bonifatiusklosters statt.
Unmittelbar nach der Weihe äußerte er sich zur politischen Situation in Südwestafrika: „Eine Apartheit im Sinne der Regierung machen wir nicht mit. Denn ein schwarzer Priester ist genauso Priester wie ein weißer. Die Regierung duldet aber nicht, dass schwarze und weiße Priester zusammen an einem Tisch sitzen. Nicht einmal darf ein einheimischer Bischof an einem Bankett der Weißen teilnehmen. Auch dass keine getrennten Gottesdienste von Schwarzen und Weißen in der gleichen Kirche nacheinander stattfinden dürfen, geht zu weit. Dagegen steht das Gesetz Christi, dagegen steht der Geist der Liebe.“
Nach einigen Jahren der Einarbeitung trat Bischof Koppmann am 20. März 1961 offiziell das Amt des Apostolischen Vikars von Windhuk an. Er hatte nun ein 350.000 qm großes Vikariat mit 35.000 Katholiken, 28 Pfarreien und 43 Kirchen zu verwalten. Neben der Seelsorge war Bischof Koppmann für das Gesundheitswesen, die Kinderziehung und die Familienpflege verantwortlich. Kirchliche Bildungspolitik, wozu die Ausbildung von einheimischen Lehrern, Geistlichen und Führungskräften gehörte, blieb den rassenpolitischen Restriktionen unterworfen und konnte nur mit Rücksicht auf das politisch Machbare behutsam umgesetzt werden.
Bischof Koppmann reiste zur Bewältigung dieser Aufgabe oft nach Europa, um Fördermittel zu erschließen und Netzwerke zu knüpfen. Bei einem seiner Aufenthalte besuchte er auch die Gemeinde St. Immaculata in Essen-Borbeck, wo sein Bruder Johannes seit 1953 Pfarrer war, und erteilte Kindern die Firmung. Die Seelsorge in der Mission nahm Bischof Koppmann nicht minder in Anspruch. Um die strapaziösen und zeitaufwändigen Visitationen effizienter zu gestalten, lernte er, angeregt durch den „fliegenden Pater“ Paul Schulte, das Fliegen. Fortan konnte er die 30 Missionsstationen mit seiner einmotorigen Dornier DO 27 innerhalb weniger Stunden erreichen.
Zu den herausragenden Ereignissen in seinem Leben gehörte nach eigenem Bekunden die Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1965. Bischof Koppmann sprach im Nachgang davon, dass auch die Missionsbischöfe manches neu überdenken und aufarbeiten müssten. Besonders wichtig sei die ‘Entkolonialisierung der Herzen‘. Für die Missionen brachten die Reformen des Konzils viel Arbeit mit sich, u.a. die Einführung der Muttersprache in die Liturgie. Die geforderte „Inkulturation“ führte in der Praxis zu Auseinandersetzungen zwischen den Christen der fortschrittlichen und traditionellen Richtung. Dazu trug auch die politische Freiheitsbewegung mit ihrer Forderung nach Gleichberechtigung zwischen Schwarzen und Weißen bei. Eine schwere Zeit für Bischof Koppmann, der er sich viele Jahre stellte, über die aber nichts weiter bekannt ist.
1982 findet man Bischof Koppmann als Krankenhausseelsorger bei den Missionsschwestern des Benediktinerordens in Tutzing wieder. 1983 wurde ihm das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Seinen Ruhestand verbrachte er seit Ende 1993 im Hünfelder Oblatenkloster. Dort konnte er sein 50-jähriges Bischofsjubiläum feiern. Kurz darauf starb Bischof Koppmann am 24. Juni 2007. Er wurde auf dem Klosterfriedhof der Oblaten in Hünfeld beigesetzt. (FJG)
Quellen: Nachruf auf der Seite des Hünfelder Oblaten: https://bonifatiuskloster.de/verstorbene/bischof-rudolf-koppmann – abgerufen am 24.03.2020 – https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Maria_Koppmann.