Knust, Reinhold

Giershagen, das laut Homepage „wahrscheinlich schönste Dorf im Sauerland“, liegt ca. 50 km südlich von Paderborn und ist ein Teil von Marsberg, nahe Brilon. Das Dorf ist ein agrar-gewerbliche Wohngemeinde mit ca. 1.300 Einwohnern und mehreren Vereinen, u.a. einem Förderverein, einem Musikverein, einem Knappenverein, einem Schützenverein und einem Karnevalsverein. Giershagen hat eine lange Bergbaugeschichte mit zahlreichen Eisenerzgruben. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lebte fast ein Drittel der Giershagener Bevölkerung vom Bergbau. Um 1900 kam es zu einem völligen Zusammenbruch des Bergbaus im gesamten Revier.

In dieser Region kam Reinhold Knust am 8. August 1926 als Sohn des Bergmanns Hubert Knust, geboren am 08. November 1893 in Giershagen, und der Hedwig Knust geb. Kloeke, geboren am 09. November 1898 ebenfalls in in Giershagen, im nur knapp sieben Kilometer entfernten Dorf Canstein mit seinen etwa 350 Einwohnern zur Welt. Auf der Suche nach Arbeit war der Bergmann Hubert Knust – die Zechen in und um Giershagen waren damals wie erwähnt geschlossen – ins Ruhrgebiet gezogen und hatte auf einer Essener Zeche Arbeit gefunden. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte er nach Canstein zurück und heiratete dort. Erneut auf Arbeitssuche verlegte er im Oktober 1922 seinen Wohnsitz wieder nach Essen. Hier kam der Sohn Hubert am 2. November 1922 zur Welt.

Die politischen Unruhen und die unsichere wirtschaftliche Lage im Ruhrgebiet in den Nachkriegsjahren mit der Ruhrbesetzung im Januar 1923 veranlassten die Eltern Ende Juli 1923 zur Rückkehr nach Canstein. Hier wurde am 8. August 1926 der Sohn Reinhold geboren. Nur wenig später, am 4. Januar 1927, erfolgte der erneute Umzug nach Essen, wo die Familie Knust die letzten Jahre der Weimarer Republik, den Beginn des NS-Regimes und die ersten Kriegsjahre verbrachte. In Essen sind die beiden Söhne zur Schule gegangen. Näheres über die Schullaufbahn ist nicht bekannt. Von Hubert ist bekannt, dass er Berufsmusiker war oder werden wollte. Die zunehmende Bedrohung durch Luftangriffe und der Soldatentod ihres Sohnes Hubert am 21. April 1944 bewogen das Ehepaar Knust, Essen im Oktober 1944 zu verlassen und nach Giershagen zu ziehen. In ihrem Geburtsort bauten sie sich ein Häuschen, wohnten dort bis zum Lebensende und fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Ob es Verwandte in Essen gab, ist nicht bekannt. Ein Johannes Knust machte 1936 das Abitur am Gymnasium Essen-Borbeck. In Essen lebte und starb der Maler Heinrich Knust (1907-1988). Ihren Spuren kann im Rahmen dieses Aufsatzes nicht weiter nachgegangen werden.

Die ersten Jahre: Privates, Ausbildung und berufliche Stellung

Am 15. Februar 1944 wurde Reinhold Knust zum Arbeitsdienst eingezogen. Zu diesem Zweck meldete er sich von der Folkwangschule der Stadt Essen, Fachschulen für Musik, Tanz und Sprechen“ ab, an der er zum 01. April 1941 eingeschrieben hatte. Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg die erste Zeit liegen über Reinhold Knust bis in die 1950er-Jahre kaum Informationen vor. Es ist lediglich bekannt, dass er sich in Essen einem (Jugend-) Blasorchester angeschlossen hat. Es könnte sich dabei um das Altendorfer Blasorchester gehandelt haben. Aus der Zeit um 1936 stammt eine Aufnahme, die den damals etwa 12-jährigen Reinhold Knust zusammen mit seinem älteren Bruder Hubert, den er für den besseren Trompeter hielt, und dem aus Essen stammenden Herbert in der Weide, geboren am 12. September 1921, gestorben am 03. September 1994 in Essen, als Mitglied einer Knabenkapelle mit Hubert und Reinhold Knust an der Trompete und Herbert in der Weide am Schlagzeug bei einer kirchlichen Feier „zu Ehren Mariens, der Trösterin der Betrübten“, wie die Inschrift auf einem Gnadenbild zeigt. Es handelt sich dabei womöglich um das Altendorfer (Jugend-) Blasorchester während einer Bußwallfahrt zur Wallfahrtskirche „Maria Heimsuchung“ in Werl. Das SJB hat diese Tradition der „Altendorfer“ unter Josef Reuber noch bis in die 1960er-Jahre fortgesetzt.

Außerdem ist bekannt., dass er in den ersten Jahre Nachkriegsjahren nach dem Zweiten Weltkrieg der Weiterführung des Musikstudiums wegen in Essen und Düsseldorf lebte. In dieser Zeit machte er mit seinem Motorrad gelegentliche Abstecher zu seinen Eltern in Giershagen und pflegte – wie sich ein alter Giershagener erinnert – im Garten und auf dem Balkon des Elternhauses für die Nachbarn auf der Trompete Solostücke, beispielsweise „Der Trompeter von Säckingen“, „Die Post im Walde“ oder „An der Weser“ zu spielen. 1952 heiratete er, inzwischen 26 Jahre alt, die aus Düsseldorf stammende und sieben Jahre ältere Elisabeth Wilps, geboren am 19. August 1919. 1956 zog das Ehepaar von Düsseldorf nach Essen. Aus der Ehe ging der Sohn Hubert hervor. Nach der Scheidung im Jahre 1980 heiratete Reinhold Knust erneut. Über den Verbleib von Sohn Hubert ist nichts bekannt.

Nach dem Abschluss des Studiums an der damaligen Folkwang-Hochschule Essen im Studiengang Trompete bekam Reinhold Knust eine Anstellung als 1. Solotrompeter beim Städtischen Orchester Duisburg und als Lehrer am dortigen Konservatorium. 1955 wechselte er als 1. Solotrompeter zu den Düsseldorfer Symphonikern (Deutsche Oper am Rhein), übernahm im gleichen Jahr einen Lehrauftrag an der Folkwang-Hochschule Essen und wurde 1. Solotrompeter beim Philharmonischen Orchester der Stadt Essen. Seit 1956 gehörte er dem Festspiel-Orchester Bayreuth an.

Musikalischer Leiter des Schönebecker Jugend-Blasorchesters Essen von 1965 bis 1976

Auf der Suche nach einem Nachfolger für den Dirigenten Josef Reuber war der Förderkreis für das Schönebecker Jugendblasorchester Essen auf Reinhold Knust aufmerksam geworden. Josef Reuber leitete damals das Altendorfer Blasorchester und einige Kirchenchöre, beispielsweise den Kirchenchor von St. Bernhard in der Wohnsiedlung Brauk in Essen-Borbeck. Dieser Umstand und die Zugehörigkeit von Schlagzeuger Herbert in der Weide zum Altendorfer (Jugend-) Blasorchester dürften bei der Suche eine Rolle gespielt haben. Herbert in der Weide war ab 1961 Kassierer, ab 1964 Schriftführer und von 1965 bis 1973 Vorsitzender des Förderkreises für das Schönebecker Jugend-Blasorchester Essen (SJB).

Auf der außerordentlichen Vorstandssitzung des Förderkreises am 24. Februar 1965 wurde Reinhold Knust als neuer musikalischer Leiter des Schönebecker Jugend-Blasorchesters vorgestellt. Der Vorstand mit Herbert in der Weide an der Spitze war überzeugt, mit ihm einen erfahrenen Musikpädagogen gewonnen zu haben, der zugleich in musikalischer Hinsicht neue Impulse setzen konnte. Es hat allem Anschein nach persönliche Beziehungen zwischen den Familien Knust und in der Weide gegeben. Die Aufnahme vom Ende der 1930er-Jahre, die Geburt von Sohn Hubert in Essen, der Beruf des Vaters als Bergmann und die Zugehörigkeit der Knust-Söhne und von Herbert in der Weide zum gleichen Orchester lassen jedenfalls darauf schließen.

Am 1. März 1965 übernahm Reinhold Knust offiziell die Leitung des Orchesters. Mit ihm verband der Vorstand die Hoffnung auf eine qualifizierte musikalische und musikpädagogische Ausbildung, die der Kirchenmusiker Josef Reuber im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Orchesters nach dem Urteil der vereinsinternen Entscheidungsträger nicht leisten konnte. Unter dem neuen Leiter unterzogen sich am 15. Januar 1966 in der Jungen-Realschule am Schloss Borbeck 43 Jungen einer Prüfung für die Aufnahme in die Anfängerklasse des SJB. In den Borbecker Nachrichten heißt es dazu:

Reinhold Knust, der musikalische Leiter des Orchesters, übernahm als erfahrener Musikpädagoge das Amt des ‚Richters‘. Beinahe väterlich nahm er sich der ‚Kandidaten‘ an. Schnell hatten die Jungen das anfängliche Lampenfieber abgelegt.“ [Borbecker Nachrichten Nr. 4 / 21. Januar 1966]. [vgl. Foto von der Aufnahmeprüfung 1968 unten].

Reinhold Knust nutzte sein lokales und regionales Netzwerk höchst intensiv. Beispielsweise bat er im Schreiben vom 14. Juni 1966 den Vorsitzenden des Deutschen Musikrates, Generalmusikdirektor Prof. Heinz Dressel, um Unterstützung bei der Anschaffung neuer Instrumente für das SJB. Nicht ohne seinen Einfluss waren im Januar 1967 sieben hauptamtliche Ausbildungslehrer für das SJB tätig, allesamt Lehrer der Folkwang-Hochschule, zu der Reinhold Knust immer noch einen guten Draht hatte. Reinhold Knust kam bei Vorstand und Orchester gut an. Auf der Nikolausfeier im Gasthaus Gummersbach am 4. Dezember 1967 lobte ihn der Nikolaus ausdrücklich für seine Geduld. Auch in den Konzertkritiken kam er stets gut weg. Ihm wurden darin zupackende Leitung und Einfühlungsvermögen attestiert. Unter seiner erfahrenen Leitung habe das Orchester, so bilanziert der Kritiker in der Weihnachtsausgabe der Borbecker Nachrichten von 1972, einen stetigen Aufschwung genommen.

Reinhold Knust war ein geselliger Mensch und hatte stets einen guten Spruch auf Lager. Die Annehmlichkeiten des Lebens genoss er in vollen Zügen. Nach einer frugalen Mahlzeit, zum Beispiel Fasan mit Knödel und Rotkohl, rauchte er gern eine Zigarette und trank einen Schnaps. Er war voller Lebensfreude und hatte ein Faible für schnelle Autos. Lange Zeit fuhr er einen offenen Peugeot, später einen Audi 100 Coupe. Besonders gern reiste er in den Schwarzwald, der zu seiner Wahlheimat geworden war. Der lebenslustige Reinhold Knust blieb bei aller Umtriebigkeit bescheiden. Er war mit einem unerschütterlichen Frohsinn und einem leichten Hang zur Ironie ausgestattet. Mit „seinen Jungs“, wie er die Mitglieder der RBB nannte, pflegte er einen herzlichen Umgang. In musikalischer Hinsicht beeindruckte er durch das Beherrschen der Wechselatmung an der Trompete.

Am 8. August 1969 leitete er das Festkonzert anlässlich des zehnjährigen Bestehens des SJB und führte das Orchester durch die Internationalen Musikfesttage bei der 1100-Jahr-Feier von Borbeck (Bild oben von der Eröffnung auf dem Alten Markt). Dank seiner guten Kontakte zur Stadt Essen durfte das SJB als musikalischer Botschafter am Internationalen Musikwettbewerb „Fiestas de la Merced“ vom 19. bis 25. September 1969 in Barcelona mitwirken. Im November 1969 machten sich offenbar erste Anzeichen einer Krankheit bemerkbar. Vorsorglich schlug Reinhold Knust dem Vorstand auf der Sitzung am 3. November 1969 vor, im Krankheitsfall Peter Böke als seinen Vertreter anzusprechen. Am gleichen Abend gab er auf den Namenstag seines Sohnes Hubert eine Runde aus.

Am 2. und 3. Mai 1970 nahm das SJB am 50-jährigen Jubiläum des Musikvereins Giershagen und zusammen mit elf Musikkapellen und drei Spielmannszügen am Bezirksmusikfest in Giershagen teil. In der Chronik des Vereins heißt es dazu: Das SJB unter seinem Leiter „Musik-Professor“ Reinhold Knust „begeisterte das Publikum in der bis auf den letzten Platz vollbesetzten Schützenhalle mit einem schwungvoll vorgetragenen Konzert. Mit tosendem Beifall erzwangen die stehend applaudierenden Zuhörer noch einige Zugaben.“ [Chronik des Musikvereins S. 29].

Am 26. Juli 1970 kam es anlässlich des Frühkonzerts in der Dubois-Arena zur Wiederbegegnung mit dem Musikverein Giershagen unter der Leitung von Vitus Emmerich. Am 1. Oktober 1972 machte das SJB beim zum Erntedankfest in Giershagen mit Übernachtung im Hotel „Zum Webbel“ einen Gegenbesuch. Weitere Begegnungen zwischen den beiden Orchestern sind nicht bekannt.

Gesundheitlich ging es Reinhold Knust offensichtlich nicht gut. In der Ausgabe II/74 der Vereinszeitung „St. Blasius-Kurier“ vom 1. März 1974 wurde mitgeteilt, dass der Dirigent Reinhold Knust erkrankt sei und sich derzeit auf einer Kur im Schwarzwald befinde. Beim Jubiläumskonzert „15 Jahre Musik und Rhythmus“ am 31. März 1974 in der Aula des Mädchengymnasiums sprang Günter Eggert für den in Kur weilenden Reinhold Knust ein. Günter Eggert leitete in den letzten Wochen auch die Probenarbeit. Am 13. April 1974 lud Reinhold Knust aus Anlass seiner zehnjährigen Tätigkeit beim SJB zu einem zünftigen Frühschoppen in die „Notenkiste“ ein. Vorstand und Orchester schenkten ihm zu diesem Anlass als Dankeschön ein lebendes Ferkel. Beim Frühkonzert am 30. Juni 1974 stand er wieder selbst am Dirigentenpult, musste aber erholungs- und urlaubsbedingt beim Besuch des Sjöbo Ungdomsorkesters Peter Böke das Dirigat überlassen. Am 27. April 1975 fand in der Aula des MGB unter dem Motto „10 Jahre mit Takt, Charme und Können“ ein Frühlings- und Jubiläumskonzert zu Ehren von Reinhold Knust statt. Friedel Hanster, Vorsitzender des Förderkreises für das SJB, dankte dem Jubilar mit den Worten:

„Mit Taktstock, Charme und Können hat Kammermusiker Reinhold Knust in zehn Jahren einen Klangkörper geschult, musikalisch betreut und geleitet, der einen guten Ruf weit über Essen genießt. Für die starke Belastung über seinen Beruf hinaus und dafür, dass er Borbeck treu geblieben ist, gebührt ihm der besondere Dank des Förderkreises.“ [Borbecker Nachrichten Nr. 18 / 2. Mai 1975].

Am 13. Juli 1975 dirigierte Reinhold Knust das vorläufig letzte Konzert in der Dubois-Arena. Beim Weihnachtskonzert in St. Dionysius am 21. Dezember 1975 fehlte er aus Krankheitsgründen. Für ihn sprang erneut Günter Eggert ein. Beim Neujahrskonzert am 10. Januar 1976 im Schloss Borbeck war Reinhold Knust wieder dabei. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt als musikalischer Leiter des SJB. Dazu die Borbecker Nachrichten:

„In das mit Begeisterung aufgenommene und ausgezeichnet gelungene Neujahrskonzert des Schönebecker Jugend-Blasorchesters im Schloss Borbeck mischte sich ein Wermutstropfen. Es war das letzte von Kammermusiker Reinhold Knust, dem musikalischen Leiter und Dirigenten des Orchesters, geleitete Konzert. Beim abschließenden Radetzky-Marsch applaudierten ihm alle Besucher minutenlang stehend. Arbeitsüberlastung, macht ihm, wie er sich äußerte, ‘die schöne und ans Herz gewachsene Aufgabe‘ unmöglich. Bis zur Neubesetzung der Dirigentenstelle steht er für die Probenarbeiten noch zur Verfügung.“ [vgl. Bericht mit Foto aus den BN v. 16.01.1976].

Zu seinem Nachfolger wählte der Vorstand des Förderkreises den Knust-Schuler Peter Böke. Auf dessen Initiative nahm das SJB künftig auch Mädchen auf. Das hatte Reinhold Knust während seiner Amtszeit noch nicht für erforderlich gehalten. Auf der Jahreshauptversammlung des Förderkreises am 19. Januar 1973 hatte er sich noch gegen die Aufnahme von Mädchen ausgesprochen, weil nach seiner Meinung genügend männlicher Nachwuchs vorhanden sei. 1976 gab Reinhold Knust wegen Arbeitsüberlastung und wohl auch aus gesundheitlichen Gründen die musikalische Leitung des SJB ab.

Reinhold Knust wirkte bei allen wesentlichen und für Förderkreis und Orchester zukunftsweisenden Entscheidungen mit, beispielsweise 1969 in der Frage der Mitbestimmung des Orchesters, bei der Produktion der ersten Schallplatte 1971 sowie beim Ausbau der Arenaschänke zum Vereinsheim „Notenkiste“ und der Renovierung der Dubois-Arena in den Jahren 1971 bis 1973.

Musikalischer Leiter der Reinholds Brass Band von 1977 bis 1982

In der Festschrift der Reinholds Brass Band zum zehnjährigen Bestehen wird erwähnt, dass die Idee zur Gründung eines Orchesters aus früheren Mitgliedern des SJB bei einem Treffen der Ehemaligen Ende 1976 geboren wurde. Die erste Probe fand bereits im November 1976 unter der Leitung von Georg Weiß statt. Erster öffentlicher Auftritt war beim Martinszug des katholischen Kindergartens in Essen-Frintrop. Im Januar 1977 übernahm Reinhold Knust die Leitung der zunächst 20-köpfigen Brass Band. Erst nach der Zusage von Reinhold Knust, das Dirigat der Band übernehmen zu wollen, fasste man den Entschluss, ihm zu Ehren künftig den Namen „Reinholds Brass Band“ (RBB) zu führen. Mit Reinhold Knust begann am 19. Mai 1977 die Tradition der RBB-Frühschoppenkonzerte mit Schmalzstullen, zunächst im Schloss Borbeck, später und bis heute in der Borbecker Dampfbierbrauerei. Wenige Tage zuvor, am 7.Mai 1977, hatte die RBB unter der Leitung von Reinhold Knust einen Auftritt am Ü-Wagen der Hans-Rosenthal-Sendung „Allein gegen alle“ auf dem Marktplatz in Borbeck, und am 13. Mai 1977 wirkte die RBB in der Live-Sendung „12 Uhr mittags“ von Radio Luxemburg im Saalbau Essen mit.

1978 gründete Reinhold Knust die Musikschule Scholten mit dem ersten hauptamtlichen Dozenten Georg Weiß, einem Knust-Schüler und ehemaligem SJB-Trompeter. Auch der Trompeter Hans Schmidt, Peter Böke, sein Nachfolger beim SJB, und Werner Asmacher, lange Jahre Leiter der Knabenmusik Meersburg, sind Schüler von Reinhold Knust. Beim Festkonzert des SJB am 10. November 1979 aus Anlass des 20-jährigen Bestehens in der Aula des MGB konnte neben vielen anderen auch Reinhold Knust einen Bronzeguss mit Schloss Borbeck und Essener Stadtwappen entgegennehmen. Er konnte das Präsent wegen eines Krankenhausaufenthalts nicht persönlich entgegennehmen. Beim Erntedankkonzert am 5. Oktober 1980 in der Arena übernahm er wieder das Dirigat der RBB (Bild unten), musste sich aber beim Erntedankkonzert am 4. Oktober 1981 von Frank Vossen (Mitglied der RBB) vertreten lassen.

Beim Frühkonzert der RBB am 28. März 1982 im Schloss Borbeck war Reinhold Knust wieder dabei. Michael in der Weide überreichte ihm einen Blumenstrauß und wünschte ihm im Namen der RBB gute Genesung und baldige Rückkehr ans Dirigentenpult. Vor dem Eingang von Schloss Borbeck entstand bei dieser Gelegenheit das letzte Gruppenfoto von Reinhold Knust mit seinen „Jungs“. In der Festschrift zum 10-jährigen Bestehen der Reinholds Brass Band ist zu lesen:

„In den fünf Jahren seines Wirkens prägte er nicht nur den musikalischen Stil und das Niveau der Band, sondern hatte auch erheblichen Anteil daran, dass eine harmonische Gemeinschaft entstand.“ [Festschrift S. 9].

Nachruf

Am 22. Juni 1982 starb Reinhold Knust im Alter von 55 Jahren. Das Begräbnisamt fand am 28. Juni 1982 in der Pfarrkirche St. Dionysius statt. Anschließend erfolgte die Beisetzung auf dem Friedhof an der Dachstraße. Sie wurde musikalisch von Musikern des Philharmonischen Orchesters Essen und der Reinholds Brass Band begleitet. In der Todesanzeige nahmen Ehefrau Ingeborg Waltraud und Sohn Hubert Abschied von dem Verstorbenen. Die Reinholds Brass Band fand in ihrem Nachruf die Worte:

„Wir haben ihn als musikalischen Leiter schätzen und als Freund lieben gelernt. Wir werden sein Andenken in Ehren halten und das von ihm begonnene Werk fortsetzen.“

Walter Wimmer schrieb in seinem Nachruf:

„Reinhold Knust, über ein Jahr an einer schweren tückischen Krankheit leidend, hatte bis in die letzten Tage seines erfüllten Lebens Kopf und Herz noch voller Pläne und zündender Ideen. Die Trauer um seinen Tod hat junge Männer weinen und viele Erinnerungen lebendig werden lassen an eine Zeit, die er mit seinen Jungs aus SJB und Brass-Band in der Arena, im Schlosssaal und auf ungezählten Reisen ins In- und Ausland verbrachte. Reinhold Knust hat als Künstler und Mensch seiner engeren und weiteren Umgebung viel gegeben. Für die Generation, die unter seiner behutsamen und stets besorgt-liebevollen und doch heiteren Art groß geworden ist, bedeutet sein Tod einen herben Verlust . . ..“ (BN Nr. 26 / 25.06.1982).

Das Grab mit dem Grabstein, auf dem eine Trompete eingraviert war, gibt es nicht mehr.

Franz Josef Gründges

 

Anhang

Das Giershagen-Lied

Musik und Text von Reinhold Knust. Ins Netz gestellt von Oliver Knust und hier in leicht überarbeiteter Fassung wiedergegeben.

Refrain:
Ich bin mit Stolz ein alter Giershagener Junge.
Ich brauch was fürs Herz und auch was für die Zunge.
Drum füll das Gläschen Bier und dann gelob ich aufs neu:
Nichts über Giershagen, dir bleib ich treu!

Die alten Germanen, das waren unsere Ahnen,
sie waren damals schon nur zu Besuch am Rhein,
sie aßen Schinkenspeck und brauten selber ihr Bier,
das waren unsere Ahnen, genauso wie wir.
Drum singt mit mir:
(Refrain)

Auf unseren Höhen, die Türme stolz stehen.
Wir haben Wälder, Felder, Berge, Flüsse und Seen.
Gehen wir zum Dorf hinaus, kommen wir in den Wald hinein,
was wollen wir mehr noch, ist das denn nicht fein.
Ich lade euch ein:
Refrain)

Wenn Fremde dich fragen, du kannst ihnen sagen,
dass wir Giershagener sind aus altem Schrot und Korn,
das Herz, das in uns schlägt, das sitzt auf dem richtigen Fleck,
drum bleiben wir in Giershagen, wir gehen hier nicht weg
und singen keck:
(Refrain)

Quellen:

Privatarchiv Detlef Neumann (Fotos und Dokumente).
Mitteilungen von Andreas Bolz, Günter Dorighi und Klaus Staubach (alle RBB).
Artikel in den Borbecker Nachrichten.
Festschrift zum 10-jährigen Bestehen der Reinholds Brass Band 1976-1986.
Homepage von Giershagen.
Stadtarchiv / Haus der Geschichte Essen (Cordula Holtermann).
Stadtarchiv Marsberg (Gabriele Kordes).
Mitteilungen von Jörg Pohle aus Giershagen.

 

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