Knotte, Hermann Josef

Hermann Josef Knotte wurde am 21. Januar 1926 in Essen-Frintrop geboren. Wohl wegen der wirtschaftlichen Not und der unsicheren politischen Lage im Ruhrgebiet brachten die besorgten Eltern ihren sechs Monate alten Sohn bei Verwandten in Bad Honnef unter, wo Onkel und Tante ein einträgliches Möbelgeschäft führten. Bei ihnen verbrachte der junge Hermann Josef die ersten zehn Lebensjahre. 1932 wurde er in die Volksschule in Bad Honnef eingeschult. Nach dem 4. Schuljahr wechselte er auf das Gymnasium Essen-Borbeck in der Prinzenstraße. Wegen der zunehmenden Luftangriffe auf Essen zogen die Eltern zu Beginn der 1940er-Jahre mit Sohn und Tochter nach Bad Honnef um. Dort besuchte Hermann Josef Knotte um 1941/42 ein halbes Jahr das dortige Gymnasium.

Nach der Rückkehr nach Essen wurde er als siebzehnjähriger Schüler zusammen mit weiteren 15 Untersekundanern (Klasse 6) der „Oberschule für Jungen in Essen-Borbeck“ am 15. Februar 1943 als Luftwaffenhelfer eingezogen. Er tat vornehmlich Dienst in der „Flakstellung 4./462“ beim Bauer Holmann in der Lohstraße am Frintroper Wasserturm. Dort bekamen sie von den älteren, nicht zur Wehrmacht eingezogenen Lehrern einen vierstündigen „planmäßigen Schulunterricht“ in der Kantinenbaracke im Batteriebereich. Verantwortlich für die ordnungsgemäße Durchführung war Direktor Wilhelm Vollmann. Der tägliche Dienst bestand u.a. aus Batterieexerzieren, Flugzeugerkennungsdienst und Vollzähligkeits- und Kleiderappell. Zapfenstreich war um 21.00 Uhr. Ende 1943 wurden die Borbecker Luftwaffenhelfer in eine Stellung an der Gladbecker Straße in Altenessen verlegt. Dort blieb Hermann Josef Knotte bis zum 10. Februar 1944.

Nur wenig später, am 15. Februar 1944, wurde er wie auch sein Mitschüler Heinz-Horst Deichmann aus der 7. Klasse zum Reichsarbeitsdienst (RAD) eingezogen. Er kam nach Allendorf an der Lahn (heute: Stadtteil von Gießen) und musste dort in einer unterirdischen Munitionsfabrik Kabelgräben ausheben und Kabel verlegen. Ende 1944 erfolgte die Entlassung nach Hause.

Nach dem Krieg besuchte Hermann Josef Knotte ab 1946 eine höhere Handelsschule. Danach absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung in der Lebensmittelgroßhandlung Heinrich Paas in Essen-Rüttenscheid. Ab Mitte des Jahres 1949 war er an der Seite seines Vaters als Handelsvertreter für Möbel tätig. 1951 heiratete er Eleonore „Lore“ Nachtwey. Aus der Ehe stammen drei Töchter. Im Jahre 1958 wurde das frühere Bauernhaus an der Frintroper Straße 411 zu einem Auslieferungslager für Möbel umgebaut. 1975 erfolgte der Einzug in das neue Möbelhaus Knotte, zunächst als Großhandel, später unter ständiger Erweiterung als Möbeleinzelhandel. 1994 gab Hermann Josef Knotte das Möbelhaus auf.

Die Liste der ehrenamtlichen Tätigkeiten von Hermann Josef Knotte ist lang. Zum einen war er lange Jahre im Frintroper Bürger- und Verkehrsverein an vorderer Stelle aktiv. Nicht ohne Grund wurde er am 26. April 1995 nach 30-jähriger Vereinstätigkeit zum Ehrenvorsitzenden des Bürger- und Verkehrsvereins Frintrop ernannt. Hermann Josef Knotte war zum Beispiel Mitinitiator der alljährlichen Seniorenfahrt, die erstmals am 13. September 1966 mit 200 Teilnehmern zum Blumenfest nach Rumeln am Niederrhein führte.

Ebenfalls 1966 sorgte Hermann Josef Knotte für das Wiederaufleben des Frintroper Martinszugs, den es bis heute gibt. Der erste Martinszug zog am 10. November 1966 mit ca. 5.000 Teilnehmern durch Frintrops Straßen. Die Gesamtkosten beliefen sich seinerzeit auf 335 Mark, davon erhielt der Spielmannszug „Gut Freund“ 50 Mark, für die Kostümausleihe mussten 20 Mark gezahlt werden.

1982 initiierte Hermann Josef Knotte als Vorsitzender des BVV Frintrop das Frintroper Weihnachtskonzert in der Pfarrkirche St. Josef, dessen Beliebtheit bis heute ungebrochen ist.  

Auch im Förderkreis für das Schönebecker Jugend-Blasorchester (SJB) hat Hermann-Josef Knotte Spuren hinterlassen. Am 10. Februar 1967 wurde er als Beisitzer in den Vorstand des Förderkreises für das SJB gewählt. Er behielt dieses Amt bis 1971. Oft war er der Zeit voraus. So legte er am 24. April 1967 dem Vorstand des Förderkreises einen von ihm ausgearbeiteten Satzungsentwurf vor und brachte auf der Vorstandssitzung am 1. Juli 1970 die Aufnahme von Mädchen ins SJB ins Gespräch.

Mit seinem Namen sind die deutsch-französischen Jugendbegegnungen des SJB mit Musikensembles aus Romans verbunden. Mit den Präsidenten der Harmonie de Jaquemart in Romans sur-Isère Andrè Beutler (1959-1974) und Serge Furminieux (1988-1995) verband ihn eine enge Freundschaft. An der Seite von Heinrich Kersten hat er sich so um den Aufbau der deutsch-französischen Freundschaft verdient gemacht. Bei seinem ersten Besuch in Romans vom 27. März bis 5. April 1970 führte er den Gastgebern den Film vom Borbecker Ortsjubiläum 1969 vor.

Bei der Jahreshauptversammlung des Förderkreises am 13. Februar 1981 übernahm Hermann Josef Knotte das Amt des Beisitzers. Am 26. Februar 1982 wurde er zum Kassierer gewählt. Während der turbulenten Jahreshauptversammlung des Jahres 1984 trat er von diesem Amt zurück.

Hermann Josef Knotte begründete über seine Töchter eine über mehrere Generationen reichende Familientradition der Familie Knotte im Schönebecker Jugend-Blasorchester. Mehrere Enkelkinder spielten im SJB. Tochter Margret, seit 1975 verheiratet mit Raimund Beinert, einem Schönebecker der frühen Zeit, war einige Jahre Orchesterbetreuerin. Die Enkelkinder Kathrin und Guido sind ebenfalls mit einem Schönebecker bzw. einer Schönebeckerin verheiratet.

1969 gehörte Hermann Josef Knotte als Vorsitzender des BBV Frintrop und Vorstandsmitglied des Förderkreises für das SJB zum Organisationsteam des Festes „1100 Jahre Borbeck“ (Leitung Friedel Hanster). Auch bei der 1111-Jahrfeier Borbecks 1980 wirkte er mit.

Hermann Josef Knotte, der 1974 als Hermann V. Schützenkönig des BSV Essen-Frintrop 1864 e.V. war, wurde wegen seiner Verdienste vielfach geehrt und ausgezeichnet. Am 18. Januar 1968 wurden ihm für die Session 1968/69 der Doktorhut und der Titel „Doktor humoris causa“ der KG Fidele Frintroper verliehen. In der Session 2002/2003 bekam er den Werner-Wosniak-Erinnerungsorden dieser Karnevalsgesellschaft. Beim Festkonzert zum 20-jährigen Bestehen des SJB in der Aula des MGB erhielt er am 10. November 1979 neben anderen verdienstvollen Schönebeckern einen Bronzeguss mit Schloß Borbeck und Essener Stadtwappen. Im Jahre 2004 wurde ihm wegen seiner besonderen Verdienste um den Ortsteil Frintrop das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Am 6. Juni 2014 ist Hermann Josef Knotte gestorben. In der Todesanzeige der Familie wird er als weltoffen, weitgereist, gutherzig, großzügig und verlässlich bezeichnet. Darüber hinaus war er ein bodenständiger, heimatverbundener, sozial engagierter und innovativer Mensch.

Im Jahre 2020 lässt Tochter Margret Beinert-Knotte als Bauherrin an der Stelle, wo früher das Möbelhaus Knotte stand, ein Gebäude mit 22 altersgerechten Wohnungen errichten. Dieses Gebäude wird den Namen „Hermann Josef Knotte-Haus“ erhalten. (FJG)

Quellen: Homepage des BSV Essen-Frintrop 1864 e.V. – Chronik des Schönebecker Jugend-Blasorchesters 1959 ff. – Borbecker Nachrichten Nr. 19 / 9. Mai 2013. – Klaus Lindemann: „Dies Haus, ein Denkmal wahrer Bürgertugend. Das Gymnasium Borbeck seit der Kaiserzeit. Essen 2005, bes. S. 267/268. – Persönliche Informationen von Margret Beinert-Knotte.

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