Kassiepe, P. Max

Oblatenpater, Ordensprovinzial

Max Kassiepe wurde am 8. April 1867 in Essen als Sohn eines Werkmeisters geboren. Schon als Kind war in ihm der Wunsch lebendig, Priester zu werden. Dieser Wunsch blieb wegen der finanziellen Not, in der sich die Familie damals befand, zunächst nur ein Traum. Max Kassiepe absolvierte, um Geld zu verdienen, nach der Volksschule eine Schreinerlehre und brachte es schließlich zum Meister mit eigener Werkstatt. Nebenbei nahm er Privatunterricht, u.a. in Latein, denn er hatte sein Lebensziel, Priester zu werden, nicht aus den Augen verloren.

Den ersten Schritt dazu vollzog der 24-Jährige mit der Aufnahme als Juniorist der Oblaten im Missionskolleg St. Karl in Holland am 13. Mai 1891. Bereits nach einem Jahr schloss er dort das Schulstudium ab und trat am 14. August 1892 im nahe gelegenen St. Gerlach (Diözese Roermond) ins Noviziat ein. Dort legte er im August 1893 die zeitlichen Gelübde ab.

Schon zu dieser Zeit machte er mit einer Denkschrift zur Volksmission auf sich aufmerksam. Als Begleiter von Superior P. Ludwig León Legrand nahm er im gleichen Jahr an den Verhandlungen der Oblaten mit dem Bistum Köln zwecks Gründung einer Niederlassung im Kölner Raum teil. Nach Beendigung des Noviziats kehrte er noch im Jahre 1893 als Frater nach St. Karl zurück und wurde dort noch während des Studiums als Lehrer im Internat eingesetzt. Sein Scholastikat begann er in St. Karl. Hier legte er am 29. Juni 1894 die Ewige Profess ab.

Als 1893 die Zeitschrift „Maria Immaculata“ (heute „Weinberg“) gegründet wurde, war Frater M. Kassiepe zusammen mit P. Classen einer der beiden Schriftleiter. Nur ein Jahr darauf gründete der umtriebige junge Frater am 1. Juli 1894 in St. Karl den „Marianischen Missionsverein“, dessen Leiter er bis 1896 blieb. 1895 erkrankte Max Kassiepe an Tuberkulose. Er zog sich im Juli des Jahres  in das Bonifatius-Kloster der Oblaten in Hünfeld zurück, um die Krankheit auszukurieren und seine Studien abzuschließen.

Am 19. März 1897 wurde Max Kassiepe vom damaligen Bischof Komp in Fulda zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er am Tag darauf im Rathaus zu Hünfeld. P. Kassiepe blieb zunächst als Ökonom und Beichtvater der Scholastiker in Hünfeld.

Zu dieser Zeit begann er seinen Dienst in der Volksmission, der er sein ganzes Leben widmen sollte. Es wurden schließlich insgesamt rund 700 Missionen und Exerzitien. 1897 hielt er eine Stadtmission in Larbach (Rhön) und 1898 Stadtmissionen in Schwarzbach und Koblenz. Ab 1892 war P. Kassiepe fast ununterbrochen Superior (Oberer) - im Volksmissionshaus in Arnheim, im St. Nikolauskloster bei Neuß, in Einrichtungen in Köln, Aachen und Essen-Borbeck.

Am 9. Oktober 1910 wurde P. Kassiepe zum 3. Provinzial der deutschen Ordensprovinz ernannt. Die normalerweise sechsjährige Amtszeit wurde von Rom nicht verlängert, da Kassiepe nach ihrer Auffassung zu selbstständig handelte. Er wurde 1913 von P. Josef Huss als Provinzial abgelöst. Während der Zeit als Provinzial rief P. Kassiepe 1912 die deutsche „Missionskonferenz“ ins Leben, deren Leiter er bis 1947 blieb.  

An den Bestrebungen der Oblaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Niederlassungen im bevölkerungsreichen Gebiet an Rhein und Ruhr zu gründen, war P. Kassiepe wesentlich beteiligt. Erste Versuche, im Ruhrgebiet Fuß zu fassen, scheiterten allerdings an politischen und innerkirchlichen Widerständen. Nach Beseitigung der letzten Reste des Kulturkampfes nutzten die Oblaten die Gunst der Stunde und nahmen ab 1912, unterstützt von P. Kassiepe, die Gründung einer Niederlassung in Essen-Borbeck in Angriff. Diese konnte schließlich am 5. Oktober1917 als Immaculata-Kloster der Oblaten verwirklicht werden.

Die Tätigkeit als Volksmissionar musste P. Kassiepe unterbrechen, als er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Er war als Feldgeistlicher zur Betreuung der deutschen Truppen in Frankreich und Belgien im Einsatz, kehrte krank aus dem Krieg zurück und nutzte die Zeit der Genesung in Hünfeld, um seine Erfahrung und sein Wissen aus der Volksmission in dem von ihm herausgegebenen „Homilitischen Handbuch für Missionen, Missionserneuerungen, Exerzitien, Oktaven, Triduen“ zusammenzufassen (erschienen 1919-1922 in vier Bänden).

Am 20. Oktober 1920 wurde P. Kassiepe zum 4. Generalassistenten des Generalkapitels der Oblaten in Rom gewählt. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörten die aus der deutschen Provinz entstandenen Provinzen Elsaß-Lothringen, Polen und Tschechoslowakei. Am 1. November 1926 wurde er erneut zum Provinzial der deutschen Ordensprovinz ernannt. Während der Zeit als Provinzial war er auch der 1. Vorsitzendes der „Deutschen Superiorenkonferenz“.

Nach dem Provinzialat übernahm er 1932 die Leitung des Aachener Klosters. Von 1941 bis 1945 war er Superior des Immaculata-Klosters der Oblaten in Essen-Borbeck. Im August 1945 wurde er vom Amt des Hausoberen entbunden und an das Missionskonvikt Borken versetzt. Bis 1946 war P. Kassiepe noch Provinzialrat. 1947 legte er das Amt des Vorsitzenden der Missionskonferenz nieder.

Pater Kassiepe starb am 1. November 1948 in Borken. Er wurde auf dem Friedhof in Borken beigesetzt. Nach der Auflösung des Hauses in Borken wurde er auf den Klosterfriedhof in Hünfeld umgebettet. Das Lexikon für Theologie und Kirche (Freiburg 1961, Bd. 6) urteilte über ihn: „Eine der repräsentativsten (…) Gestalten unter den deutschen Volksmissionaren zwischen beiden Weltkriegen; gleich bedeutend als Prediger, Schriftsteller und Organisator der außerordentlichen Seelsorge; volkstümlich, stimmgewaltig und von unermüdlicher Arbeitskraft (…).“

Max Kassiepe ist Autor zahlreicher Schriften weltlichen und religiösen Inhalts, darunter das umstrittene Werk „Irrwege und Umwege“ von 1939, in dem er sich mit der „Liturgischen Bewegung“ und deren Folgen in Deutschland auseinandersetzte. Im Essener Stadtarchiv befinden sich die Bucher „Zwischen Schlot und Bauernkotten. Kindheitserinnerungen eines Volksmissionars aus Essen“ (1939) und „Kindheitserinnerungen aus der alten Burgschule“ (1939). (FJG)

Quellen: Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Essen 2015. – Und sie gingen in seinen Weinberg. 100 Jahre deutsche Ordensprovinz der Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (Hünfelder Oblaten, hrsg. P. Josef Krasenbrink OMI. Mainz 1995. – Die Geschichte der Oblaten in Deutschland von 1895 bis 1995. Broschüre zur Ausstellung. Zusammengestellt von P. Günther Kames OMI. Mainz 1995.  

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