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Einige Jahre nach ihrem Tod ist es an der Zeit, bevor die Erinnerung ganz verblasst, an eine Frau zu erinnern, die das musikalische Leben in Borbeck - besonders das in der Alten Cuesterey - über viele Jahre bereichert hat. Die Rede ist von Hildegard Immesberger, die am 5. Mai 1935 als Tochter des Gastronomen Max Schöller in der gleichnamigen Gaststätte an der Ecke Weidkamp/Leimgardtsfeld in Essen-Borbeck zur Welt gekommen ist.
Als sie zur Schule kam, war der Zweite Weltkrieg bereits in vollem Gang. Wegen der beginnenden Luftangriffe spielte sich der Schulalltag mehr und mehr in Bunkern und Luftschutzkellern ab. Bei den schweren Bombenangriffen vom 5. und 12. März 1943 wurde das Elternhaus völlig zerstört. Es brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der Anordnung des stellvertretenden Gauleiters und Reichsverteidigungskommissars Fritz Schleßmann vom März 1943, die Essener Schulkinder im Alter von zehn bis vierzehn Jahren im Rahmen der „Erweiterten Kinderlandverschickung“ (KLV) in das Reichsprotektorat Böhmen zu evakuieren, mussten Hildegards Eltern nicht folgen. Ihre Tochter war damals gerade knapp acht Jahre alt. So blieb sie also zu Hause und erlebte die Zerstörung und den langsamen Wiederaufbau ihres Elternhauses mit, das zugleich Vereinslokal der Karnevalsgesellschaft „Klein aff 1883 e.V.“ war. Hier war 1920 das „Borbecker Männerquartett“ gegründet worden und hier erfolgte im Jahr 1946 auch die Wiederbegründung des Vereins. Es ist anzunehmen, dass die junge Hildegard dadurch schon früh geselliges Beisammensein und fröhlichen Gesang erlebt hat.
Auch am Essener Mädchengymnasium „Beatae Mariae Virginis“ (B.M.V.), das sie ab 1946 besuchte, hatten Musik und Gesang einen hohen Stellenwert. Im Gesprächsaustausch mit Hildegard Immesberger hat Andreas Koerner darüber Einzelheiten erfahren:
„In ihrer Klasse wurde täglich gesungen (…). Ihre Klasse hatte als Lehrerin Mutter Petra Schulte (1897-1993) in Deutsch und Geschichte. Mutter Petra war in ihrer Jugend von der Singebewegung des „Wandervogels“ inspiriert worden (…). In ihrer Klasse wurde Hildegard – in Abwandlung ihres Familiennamens Schöller – Cello genannt.“ (Koerner, Borbecker Beiträge 3/2018, S. 77).
1955 machte Hildegard Immesberger an der B.M.V. ihr Abitur. Nach dem Abitur begann sie in Bad Münstereifel eine Ausbildung zur Rechtspflegerin, kehrte in die Heimat nach Borbeck zurück und arbeitete von 1958 bis 1985 im erlernten Beruf am Amtsgericht Borbeck. 1965 heiratete sie Erich Immesberger (1936-2010). Aus der Ehe stammt die Tochter Katrin (*1969).
Hildegard Immesberger war musikalisch ständig unterwegs. Ihr Instrument war der Flügel bzw. das Klavier. Nachdem sie 1995 Mitglied des Kultur-Historischen Vereins Borbeck geworden war, stellte sie ihr musikalisches Können in den Dienst des Vereins. Am 10. Februar 2002 gab sie im Rahmen der Ausstellung „Übermalungen“ ihr erstes Konzert in der Reihe „Konzert mit Freunden“. Zu den musikalischen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern bei diesen Konzerten gehörten neben ihrer Tochter Katrin (Querflöte) und ihrem Schwiegersohn Harald (Klavier) u.a. Stefan Asbeck (Posaune, Gesang), Angelika Bohn (Gesang), Günter Eggert (Horn), Maria Frede-Küppersbusch (Violine und Viola), Heinzlothar Freis (Klarinette, Saxophon), Beatrix Heidutzek (Geige), Andreas Hochhaus (Bass), Frank Kampmann (Klavier), Christoph Lahme (Klarinette, Gesang), Raimund Limpinsel (Bariton, Cello), Ernst Merg (Klavier), Edith Messing (Viola), Daniela Naß (Klarinette), Christoph Naujoks (Gitarre), Brigitte Radicke (Oboe), Dorothee Scharenberg (Saxophon, Gesang), Fritz Vormann (Klarinette).
Am 26. August 2018 ist Hildegard Immesberger an den Folgen einer schweren Krebserkrankung gestorben. Ihre Nachbarin Ursula Trutzenberg, inzwischen auch nicht mehr unter den Lebenden, empfand nicht nur die räumliche Nähe als wohltuend. Stets war sie bei den regelmäßigen Zusammenkünftigen mit Nachbarn und Freunden im Hause Immesberger dabei, bei denen musiziert und diskutiert wurde. Zum Abschied sagte Ursula Trutzenberg nur drei Worte: „Ich vermisse sie.“ Diesem Urteil werden sich alle anschließen, die Hildegard Immesberger gekannt haben.
Franz Josef Gründges
Quellen:
Koerner, Andreas: Hildegard Immesberger und die Musik, in: Borbecker Beiträge 3/2018, S. 76-80).
Programmhefte der Ausstellungen im Archiv des Kultur-Historischen Vereins Borbeck.