Immesberger, Erich

Der Volkswirt und Industriekaufmann Erich Immesberger wurde am 14. Mai 1936 als Sohn von Ludwig und Maria Immesberger in Borbeck geboren. Der Vater kam 1944 in Russland ums Leben. Nach dem Besuch der Volksschule, der wegen des Krieges und der Schließung der Essener Schulen länger als gewöhnlich dauerte, ging er 1948 auf das Gymnasium Borbeck, das er 1954 mit der Mittleren Reife verließ. Nach Abschluss der Lehre zum Industriekaufmann bei der Firma Krupp bekam er hier eine Anstellung als Sachbearbeiter Verkauf In- und Ausland. In den Jahren 1960 bis 1967 besuchte er die Akademie für Wirtschaft und Politik in Hamburg und studierte anschließend an der Universität Hamburg Volkswirtschaft mit den Schwerpunkten Wirtschaftspolitik und Finanzwirtschaft. Als studierter Diplom-Volkswirt wurde er 1967 bei Krupp Hauptsachbearbeiter für Datenverarbeitung und Systemanalytik. Die Tätigkeit endete 1989 nach seiner Wahl zum Vorstandsvorsitzenden der Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord e.G.

Politische Tätigkeit

Bereits 1960 war Erich Immesberger in Hamburg in die CDU eingetreten. Seine Begründung dafür lautete: „Ich glaube, dass die CDU die einzige Partei ist, die in ihrem Programm eine Synthese von liberalen und sozialen Gedanken bietet. Ich halte nichts von sozialistischen bzw. kollektivistischen Gesellschaftsformen. In ihnen ist der Freiheitsraum viel zu sehr eingeschränkt.“ [Borbecker Nachrichten vom 05.06.1970].

In die Essener CDU trat er 1968 ein. 1970 wurde er Vorsitzender des Ortsverbands Borbeck-Mitte. Im gleichen Jahr kandierte er ohne Erfolg bei den Landtagswahlen in NRW. Von 1974 bis 1993 gehörte er dem Rat der Stadt Essen an. Von 1991 bis 1999 war er Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Bergeborbeck. Zu seinem Nachfolger wurde Thomas Kufen gewählt. 2004 verließ Erich Immesberger die CDU und wechselte zum Essener-Bürger- Bündnis, das er zwei Jahre später wieder verließ. Einige Jahre war er Mitglied der kommunalpolitischen Vereinigung der nordrhein-westfälischen CDU.

Wirtschaftspolitische Auffassungen

Erich Immesberger rief im Jahre 1990 zusammen mit Stephan Pförtner das „Politische Forum Ruhr“ ins Leben, das sich zur erfolgreichsten Politik-Veranstaltung in der Region entwickelte. Verloren sich bei der ersten Veranstaltung am 17. Juni 1991 zum Thema „Strukturwandel in den 90er-Jahren – Herausforderungen an die Politik“ gerade einmal 12 Zuhörer, gab es später stets ein volles Haus mit bis zu 2000 Zuhörern in der Philharmonie Essen. Das „Politische Forum Ruhr“, deren Initialzündung Frust über die Defizite in der Kommunalpolitik war, verstand sich als parteiübergreifend und bürgernah und wollte einen Beitrag zur bürgerlichen Streitkultur leisten.

Dies geschah auf verschiedenen Feldern. In der Wirtschaft ging es Erich Immesberger und seinen Mitstreiter von der CDU um den Abbau zementierter Wirtschaftsstrukturen. In der zusammen mit Stephan Pförtner und Willi Bredemeier herausgegebenen politischen Zeitschrift „idee ruhr“, deren erste Ausgabe im April 1985 erschien, forderte er die Politik auf, statt auf die Altindustrien auf die Innovationskraft, Flexibilität und Arbeitsplatzeffekte der kleinen und mittleren Unternehmen zu setzen. Die Strukturkrise des Ruhrgebiets war aus seiner Sicht auch eine Krise der Medien mit ihrer unkritischen Lobhudelei der etablierten Gruppen. Insgesamt trieb das Ruhrgebiet seiner Meinung nach den notwendigen Strukturwandel nicht genügend voran. Mit diesen Ansichten machte sich Erich Immesberger nicht nur Freunde. Im Rat der Stadt Essen war er wegen seiner kritischen Fragen zur städtischen Wirtschaftsförderung gefürchtet.

Ehrungen und Auszeichnungen

Für sein Wirken wurde Erich Immesberger mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt die Ehrenplakette der Stadt Essen, die Ehrennadel der Wohnungswirtschaft Rheinland-Westfalen und 2004 das Bundesverdienstkreuz. 2003 wurde ihm von der Hochschule für Management und Technologie Lwiw (Lemberg) die Ehrendoktorwürde verliehen. Durch seine Frau Hildegard, die er 1967 geheiratet hatte, kam Erich Immesberger mit dem Karneval Berührung und wurde zum Ehrensenator der KG „Klein Aff 1883“ ernannt.

Nachrufe

Am 22. Juni 2010 ist Erich Immesberger gestorben. In der Todesanzeige nehmen Ehefrau Hildegard, Tochter Kathrin, Schwiegersohn Harald und die Enkelsöhne Lukas und Philip Abschied mit den Worten: „Ein erfülltes Leben voller Schaffenskraft ist zu Ende gegangen.“. Die Beisetzung erfolgte auf dem kath. Friedhof an der Hülsmannstraße. Die Wohnungsgenossenschaft essen-Nord e.G. schrieb in ihrem Nachruf:

„In dieser Zeit hat er unsere Genossenschaft grundlegend modernisiert und wesentlich dazu beigetragen, dass wir heute als wirtschaftlich leistungsfähiges Unternehmen zukunftsfähig sind.“

Franz Josef Gründges

 

Quellen

Stenglein, Frank: Jubiläum beim Politischen Forum, in: Westdeutsche Allgemeinen Zeitung (WAZ) vom 11.09.2013.
Borbecker Nachrichten Nr. 14 (03.04.1970) und Nr. 23 (05.06.1970).
Koerner, Andreas: Erich Immesberger - ein Borbecker Kommunalpolitiker, in: Borbecker Beiträge 32. Jg. 3/2016, S. 105-109.

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