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Was haben Essen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen gemeinsam? Immerhin ein verbindendes Landschaftsschutzgebiet: Das Hexbachtal, benannt nach dem knapp 3,5 Kilometer langen Hexbach an der Grenze zwischen Bedingrade und Mülheim-Dümpten, der in den „Lappkes Mühlenbach“ mündet. Der Hexbach, dessen Name von „Hexel“, einer alten Bezeichnung für Hainbuche abgeleitet wird, entspringt zwischen den Straßenzügen Rötterhoverbaum und Heckelsberg, nimmt zwei kleine Nebenbäche an der Bonnemannstraße und am Gänseweg auf und mündet kurz hinter dessen Quelle in den mit drei Kilometern Länge etwas kürzeren Läppkes Mühlenbach. Dieser fließt unter der Bahnlinie und dem Rhein-Herne-Kanal in die Emscher und führt sein Wasser damit über den Rhein der Nordsee zu.
Das ganze Tal ist bis zur Mündung des Hexbachs in die Emscher rund fünf Kilometer lang und teilt sich in einen breiten Waldstreifen, durch den der Bach murmelt, sowie große Freiflächen, die rund zur Hälfte landwirtschaftlich genutzt werden. Schon in früheren Zeiten wurden sie auch als Vieh- und Pferdeweiden genutzt, die fruchtbaren Lößböden der Eiszeit sind bis heute Ackerfläche. Zudem ermöglichte der Wasserreichtum des Taleinschnitts eine Nutzung für den Betrieb von Mühlen. So stammt auch die Bezeichnung des „Läppkes Mühlenbachs“ von einer Mühle, die hier das Damenstift Essen im 16. Jahrhundert betrieb. Um den Besitz zu markieren, wurden damals an den Bäumen wehende Läppchen (Läppkes) angebracht.
Auch um die Wende zum 20. Jahrhunderts bereits war die besondere Bedeutung der wasserreichen Täler bekannt: Man suchte die „Siepentäler“ schon im 1915 geschlossenen Eingemeindungsvertrag zu schützen, mit dem die Bürgermeisterei Borbeck zu Essen kam. Der fünf Jahre später gegründete Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) setzte ebenfalls alles daran, das Hexbachtal mit dem benachbarten Winkhauser Tal von Bebauungen jeder Art frei zu halten, kaufte Grundstücke auf und legte beide als Regionale Grünzüge fest. Mit dem Gebietsentwicklungsplan 1966 wurde die Maßnahme rechtlich verankert und eine naturnahe Landschaftspflege begonnen. Landschaftsökologische Gutachten von 1973 und 1978 schrieben das Hexbachtal als schützenswerte Landschaft und Natur fest.
Gleichwohl scherten sich übergeordnete Planer wenig darum: 1966 wurde das Hexbachtal für die Planung einer neuen Bundesautobahn 31 Emden-Bonn in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Trotz Aufnahme in „höchste Dringlichkeitsstufe“ und festgelegtem Baubeginn im Oktober 1973 konnte sich eine Mülheimer Bürgerinitiative in der „Aktionsgemeinschaft A 31“ dagegen durchsetzen, der Baubeginn wurde verschoben. Die Umweltstudie führte zu einem politischen Umdenken und die A 31 wurde 1980 aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen.
Doch der Kampf zur Erhaltung der Natur dauerte an: 1978 drohte der Bau einer Justizvollzugsanstalt, 1987 wollte das RWE ein Umspannwerk erreichten, 1989 ging es um eine 18-Loch-Golfanlage, 1991 um ein neues Paketverteilungszentrum, 1992 um ein großes Flüchtlingsheim und im Jahr 2000 um umfangreiche Kanalbauarbeiten im Zentrum des Auenwaldes. Zuletzt wurden im Dezember 2015 die früheren Planungen für ein Flüchtlingsheim wieder aufgenommen, aus der später eine Wohnbebauung werden sollte. Auch dieses Vorhaben scheiterte am öffentlichen Widerstand einer Bürgerinitiative.
Mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet sind die vollständigen Bachläufe bis zur Dümptener Straße unter Naturschutz gestellt. Mit den Randbereichen ist die Fläche rund 4,2 ha groß, die als Biotop- und Artenschutzgebiet der Kategorie IV der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) klassifiziert wurde. Nach dem Landschaftsplan NSG „Hexbachtal" (Abschnitt C 2.1.2.1-3) ist das Bachtal in seiner landschaftsprägenden geomorphologischen Besonderheit, „als Biotopverbundelement von regionaler Bedeutung“, als schutzwürdiges Biotop und wegen seiner Bedeutung als Lebensraum für in Nordrhein-Westfalen gefährdete oder bedrohte Tier- und Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften“ geschützt.
Der vielfältig strukturiert Landschaftsraum (Bachtal, Gehölzstrukturen, Feuchtwiesen, Gewässer, Quellen) soll „wegen seiner Bedeutung für das Landschaftsbild sowie wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaftsstrukturen“ erhalten werden. In seinem Lauf kann sich der Hexbach frei verlagern und kleine Seitenarme bilden. Kennzeichen der Landschaft sind ein typischer Auenwald mit Schwarz-Erlen, gemeinen Eschen und einzelnen Silber- und Bruchweiden. In den Talauen sind teils großflächig Echten Baldrian und Echtes Mädesüß zu finden, auch der in Nordrhein-Westfalen als gefährdet eingestufte Riesen-Schachtelhalm. Nördlich der Straße Hexberg bis zur Dümptener Straße markieren Kopfweiden und Kopf-Eschen als landschaftsprägende Elemente dazu Reste der früheren bäuerlichen Kulturlandschaft.
Für das gesamte „Naturschutzgebiet Winkhauser Bachtal" mit einer Flächengröße ca. 10,2 ha gelten ähnliche Festsetzungen. Es umfasst den Schönebecker Bach, der hier die Grenze zwischen den Städten Essen und Mülheim an der Ruhr bildet, sowie zwei sich nach Westen erstreckende, kleinere Nebentäler. Als schutzwürdig sind hier als Biotoptypen ausgewiesen: Nass- und Feuchtgrünland, Großseggenried, Quelle, bachbegleitender Auwald und Fließgewässer mit naturnahen Uferbereichen. Die angelegten Wanderwege machen das abwechsungsreiche Tal zu einem beliebten Aufenthaltsort: Besucher schätzen die Kühle an einem heißen Sommertag, aber auch die zu mancher Jahres- und Tagzeit geradezu verwunschen wirkende unverbaute Natur. (CB)
Die Wasserläufe, insbes. die Zuflüsse zur Emscher, im Borbecker Bereich nach der „Topographisch-militairischen Charte von Teutschland“. Sie erschien in Lieferungen von 1807 bis 1814 in 204 Sectionen im Geographischen Institut zu Weimar – hier ein Ausschnitt der Karte 65. Unten: Die Grenzlage der heutigen Städte nach „Topographische Karte in 22 Blaettern, den grössten Theil von Westphalen enthaltend, so wie auch das Herzogthum Westphalen und einen Theil der hannövrischen, braunschweigischen u. heßischen Länder nach astronomischen und trigonometrischen Ortsbestimmungen / Karte des Rheins von Wesel bis Duisburg so wie der Gegend an beyden Ufern der Lippe von Lünen bis Wesel und der Ruhr von Wetter bis Duisburg", Karl Ludwig von Le Coq, 1812, Berlin