Heinrich, Rudolf

Bürgermeister 1881-1907

Rudolf Heinrich war nach Christian Philipp Leimgardt (1813-1823), Ludwig Stock (1823-1840), Hermann Péan (1840-1868), Wilhelm Fähre (1868-1869) und Carl Kruft (1869-1881) der sechste Bürgermeister der Landgemeinde Borbeck. Auf ihn folgte als letzter Bürgermeister nur noch Ferdinand Baasel (1907-1915). Rudolf Heinrich selbst übte das Amt von 1881 bis 1907 aus. Rudolf Heinrich, geboren 1845 in Guben (Brandenburg), war der Sohn eines Botenmeisters. Nach dem Besuch der Elementarschule und der Höheren Bürgerschule in Crossen/Oder nahm er eine Tätigkeit beim Königlichen Kreisgericht in Crossen auf. 1863 wurde er Berufssoldat und im August 1873 als Halbinvalide mit Versorgungsberechtigung aus dem Militärdienst entlassen.

Bis zu seiner Amtseinführung als Bürgermeister von Borbeck am 26. November 1881 arbeitete Rudolf Heinrich als Registrator auf dem Bürgermeisteramt Duisburg, als Stadtsekretär in Bochum und Mülheim /R. Im Nebenamt übte er das Amt eines Sekretärs bei der Handelskammer Mülheim aus. Der protestantische Bürgermeister traf von Beginn an auf Widerstände im katholischen „schwarzen Borbeck“ und in dem von alteingesessenen Familien, im Grundstückshandel reich gewordenen Bauern und Repräsentanten industrieller Großunternehmen beherrschten Gemeinderat.

Dennoch konnte Heinrich in den Jahren des allgemeinen Konjunkturaufschwungs bis zur Jahrhundertwende einige Fortschritte in der bis dahin desolaten Infrastruktur der Gemeinde erzielen: Verlegung einer öffentlichen Wasserleitung, Bau eines Armenhauses mit einer Naturalverpflegungsstation, Ausbau des Schulwesens, Neuvermessung der Gemeinde, Anlegen neuer Straßen und Wege (aus Kostengründen mit möglichst kurzen Namen), die Inbetriebnahme der ersten elektrischen Straßenbahn im Revier als Direktverbindung nach Essen, Aufbau einer kommunalen Licht-, Kraft- und Wasserversorgung, Bau eines neuen Rathauses.  

Seine Versuche, eine kommunale Bücherei, einen Gemeindepark und einen öffentlichen Schlachthof einzurichten, scheiterten am Widerstand des Gemeinderats. Kritiker bescheinigten ihm eine autoritäre Amtsführung. Gerne entschied er in autokratischer Manier vom Schreibtisch aus. Dezentralisation in der Verwaltung war ihm fremd.

Der Historiker Niethammer schrieb über ihn: „Ein kleiner Despot, bienenfleißig und cholerisch, stiernackig und intrigant, ein misstrauischer Aufsteiger, der nichts delegieren konnte.“ (S.20). Dennoch hat Rudolf Heinrich die Bürgermeisterei Borbeck am nachhaltigsten geprägt. 1907 wurde er pensioniert. Gestorben ist er am 12. November 1917 in Frankfurt a.M.  Nach ihm wurde 1973 die Rudolf-Heinrich-Straße in Borbeck-Mitte benannt.

Franz Josef Gründges

Quelle: Wördehoff, Borbeck in seinen Straßennamen. – Dickhoff, Essener Köpfe. – Niethammer, Umständliche Erläuterung…

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