Hardt, Pater Felix (OMI)

Felix Hardt wurde am 24. März 1893 in Iserlohn/Westfalen geboren. Nach der Gymnasialzeit trat er in St. Gerlach bei Valkenburg (Holland) als Novize in den Oblaten-Orden der Makellosen Jungfrau Maria ein. Die Ersten Gelübde legte er 1911 in St. Gerlach, die Ewigen Gelübde 1914 in Hünfeld bei Fulda ab. Nach Abschluss der philosophisch-theologischen Studien in Hünfeld empfing er dort am 2. Juli 1916 die Priesterweihe.

Von 1919-1930 war P. Felix Hardt als Volksmissionar von St. Maria Immaculata in Essen-Borbeck aus tätig. Während dieser Zeit veröffentlichte er mehrere religiöse Schriften, zum Beispiel „Katholiken auf der Anklagebank“ im Verlag der katholischen Information (Wiesbaden 1930). Darüber hinaus war er Schriftleiter der „Pressekunde. Blätter zur Pflege und Förderung der katholischen Pressebewegung“, deren Geschäftsstelle sich in Essen-Borbeck befand. Für die „Information. Katholische Wochen-Korrespondenz“ in Borbeck trat er als Herausgeber in Erscheinung.

1929 geriet P. Felix Hardt in die finanziellen Turbulenzen um den Borbecker Bauunternehmer und kirchlichen Wohltäter Franz Pothmann. Franz Pothmann, der den Oblaten sehr gewogen war, hatte P. Hardt in den 1920-er Jahren ein Darlehen für den Aufbau der Wochenschrift „Information“ gegeben. Nach dem Zusammenbruch seines Unternehmens Anfang des Jahres 1929 verlangte Pothmann von P. Hardt die Rückzahlung des Darlehens. Daraufhin gab P. Hardt Franz Pothmann mit Schreiben vom 2. November 1929 zu verstehen, dass er derzeit nicht in der Lage sei, die Gesamtschuld in Höhe von 6.700 Mark abzutragen, auch nicht in den von Pothmann angebotenen monatlichen Raten von 500 Mark. Die finanzielle Notlage, in der sich die Wochenzeitschrift „Information“ befinde, sei vor allem durch seinen persönlichen Einsatz für Pothmann entstanden. Schließlich habe er für und mit Pothmann ohne Abstimmung mit der Ordensleitung mehr als 30.000 km im ordenseigenen Auto zurückgelegt, ohne dass ihm Pothmann die Kosten für Verschleiß, Sprit und Versicherung erstattet hätte, und verwies dabei insbesondere auf die Fahrten nach München zur Lerchenthal Bank und zu einer Bank in Amsterdam im Mai 1929 zwecks Aufnahme einer neuen Anleihe, durch die die hohe Schuldenlast des Ordens gesenkt werden sollte. Sein eigenmächtiges Handeln habe ihm großen Ärger mit dem Superior und dem Provinzial eingebracht. Er könne Pothmann nur raten, sich wegen der Rückerstattung des Darlehens an den Orden zu wenden.

Auf den Vorgang reagierte die Ordensleitung rasch und geräuschlos. Die in roten Zahlen steckende Geschäftsstelle der „Information“ in Borbeck wurde im Laufe des Jahres 1930 aufgelöst. Die Firma Rauch übernahm eine Bürgschaft in Höhe von 20.000 Mark und kümmerte sich um die gesamte Abwicklung.

Pater Hardt selbst wurde „geräuschlos“ von Borbeck abgezogen und nach Offenbach versetzt. Dort übernahm er die Schriftleitung der Zeitschriften „Himmelreich. Sonntagsblatt für das katholische Deutschland“ und „Sämann. Eine Hilfe für die Aussaat des Gotteswortes in unserer Zeit“. Von geschäftlichen Angelegenheiten des Ordens musste sich P. Hardt auf Weisung der Provinzoberen fortan fernhalten. Unmissverständlich ließ der Provinzial der Ordensprovinz den P. Superior in Borbeck am 11. Januar 1930 wissen:

„Wenn wir die Geschäftspraktiken von P. Hardt auch selbst verurteilen müssen, so liegt uns doch daran, dass alles unnötige Aufsehen vermieden wird und er in Ehren aus Borbeck weggehen kann. Manches ist nur dadurch verständlich, dass ihm das Wasser schon über den Hals gestiegen war. Es ist dafür gesorgt, wenn diese Sache glücklich erledigt ist, dass er niemals mehr mit geschäftlichen Dingen zu tun bekommt. Ich verlasse mich für die möglichst geräuschlose Liquidierung der Angelegenheit auf ihre Geschicklichkeit und Ihren Takt.“

Pater Hardt zog ebenfalls Konsequenzen. Am 23. Dezember 1933 bat er den Provinzial Dr. Fromm in Hünfeld um die Erlaubnis, außerhalb des klösterlichen Lebens als Seelsorger in einem Bistum tätig werden zu dürfen (Bitte um „Exklaustration“). Als Grund gab er die Notlage seiner Familie an, die sein über 80 Jahre alter Vater im Januar 1934 in einem persönlichen Schreiben an den General des Ordens P. Theodor Labouré eindringlich schilderte. Er habe zwölf erwachsene Kinder ohne Einkommen zu versorgen, durch die Inflation sei das gesamte Vermögen verloren gegangen. Inständig bat er darum, seinem Sohn Felix die Bitte um Freistellung von Klosterleben zu gewähren.

Tatsächlich erhielt P. Hardt am 16. April 1934 die gewünschte, zunächst auf drei Jahre befristete Exklaustration. Sie wurde im Februar 1936 mit Rücksicht auf den inzwischen 83-jährigen Vater um weitere Jahre verlängert. Überdies erteilte das Bischöfliche Generalvikariat in Hildesheim P. Hardt die Erlaubnis, weiterhin im Bistum wohnen zu bleiben. Als Wohnsitz erbat sich P. Hardt das Pfarrhaus in Söder (Kreis Hildesheim-Marienburg). Von hier aus übernahm er ab Juli 1934 die Seelsorge in Söder, Gandersheim und Großrhüden und machte sich dabei um den systematischen Aufbau einer Diaspora-Gemeinde verdient.

Am 1. Oktober 1944 verlegte P. Hardt auf Anweisung der Bischöflichen Behörde seinen Wohnsitz von Söder nach Bad Gandersheim und übernahm dort das Pfarrvikariat. Mit hohem persönlichem Einsatz baute er sukzessive einen selbstständigen Seelsorgebezirk auf, zu dem mehr als dreißig umliegende Landgemeinden gehörten, in denen katholische Heimatvertriebene und Flüchtlinge sesshaft geworden waren. Ende 1946 zählte die von Pastor Hardt betreute Gemeinde ca. 3900 Seelen, Anfang der 1950er-Jahre waren es immer noch 2500 Seelen. 1946 kam Pastor Hardt der Bitte des Hildesheimer Bischofs um Reorganisation der katholischen Männer im Bistum nach. Dank seiner Initiative wurde 1947 der katholische Männerverein Bad Gandersheim gegründet.

Als die am 29. Juli 1945 benedizierte Notkapelle im Garten des Pfarrhauses, in der bis dahin die sonntäglichen Gottesdienste stattgefunden hatten, zu klein geworden war, wurde 1952/53 auf einem Teil des Domänenhofes in zentraler Lage von Gandersheim die Kirche St. Mariä Himmelfahrt erbaut. Die Benedizierung erfolgte am 14. Mai 1953. Schließlich wurde die Pfarrvikarie im Jahre 1957 durch den Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Jansen zur Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt erhoben.

Im Oktober 1944 ließ der Rüstungskonzern Ernst Heinkel AG im ehemaligen Kloster Brunshausen ein werkseigenes „Außenkommando“ des Konzentrationslagers Buchenwald errichten, in dem von Oktober bis Dezember etwa 600 KZ-Häftlinge aus Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen untergebracht wurden und als Zwangsarbeiter bei der Anfertigung von Flugzeugrümpfen für den Nachtjäger He 219 eingesetzt wurden.

Ende März 1945 kam die Produktion zum Erliegen, kurz darauf erfolgte der Befehl zur Räumung des Barackenlagers. Etwa 40 KZ-Häftlingen wurden von SS-Männern in ein nahe gelegenes Waldstück geführt und dort erschossen. Russische Mithäftlinge mussten die Toten verscharren. Nach Kriegsende wurden die Leichen exhumiert und von Pastor Hardt am 3. Juni 1945 auf dem Salzberg-Friedhof in Bad Gandersheim bestattet.

1954, nach seiner über zwanzig Jahre währenden Exklaustration, bat P. Hardt den Ordensprovinzial und die Päpstliche Behörde um Genehmigung, aus dem Orden austreten und als Weltgeistlicher leben zu dürfen. Ende des Jahres 1954 kam der Vorgang mit der sog. Inkardination in den Klerus der Diözese Hildesheim zum Abschluss.

Pfarrer Hardt starb am 27. Juli 1958 in Bad Gandersheim und wurde auf dem Salzberg-Friedhof in Bad Gandersheim beigesetzt. Seine Grabstelle ziert eine kreuzförmige Granit-Stele mit einem Relief des auferstandenen Christus. (FJG)

Quellen: Ordner „Ex-Patres“ aus dem Archiv der Oblaten – https://bonifatiuskloster.de/verstorbene/p_alfons_keuter-omi.html. (Abgerufen am 14.07.2020). – Frank Baranowski: Rüstungsproduktion in der Mitte Deutschlands 1929-1945. 1. Digitale Auflage: Zeilenwelt GmbH 2016. (Abgerufen am 16.07.2020) – Homepage der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt, Bad Gandersheim. www.pfarrgemeinde-badgandersheim.de. (Abgerufen am 16.07.2020). – Archiv des Bistums Essen: Akte K 481.

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