Hammerbeck, Christian Ivar

Christian-Ivar Hammerbeck kam 1948 in Hamburg zur Welt. Sein Vater, der estnische Wurzeln besaß, zeichnete sehr gut und schuf als Rentner viele Ölgemälde. Er unterstützte die künstlerische Entwicklung seines Sohnes sehr. Nach dem Besuch einer Waldorfschule und dem Abitur begann Christian-Ivar Hammerbeck 1967 mit einem Design-Studium in Hildesheim, das er an der damaligen Folkwang-Hochschule in Essen mit der Fachrichtung Visuelle Kommunikation fortsetzte und 1973 als Diplom-Designer abschloss.

Im gleichen Jahr begann er eine Lehrtätigkeit als Werklehrer und Kunsterzieher an einer Schule für Lernbehinderte in Essen. In gleicher Funktion wechselte er 1974 an das Mädchengymnasium Essen-Borbeck, wo er bis 1985 tätig blieb.

In dieser Zeit stellte er erstmals eigene Aquarelle aus, organisierte Kunstwochen und Kunsttage und war als Dozent für Aquarellmalerei an der Volkshochschule in Bochum tätig. 1976 betreute er als Mentor die Kunstwoche „Junge Kunst“ in Essen. Zusammen mit der Stadt Bochum organisierte und leitete er von 1977 bis 1980 den Kunstmarkt „WAT-kreativ“ und die Kunsttage „KUMI-Süd“. 1979 übernahm er eine Dozententätigkeit für Aquarellmalerei an der Volkshochschule in Bochum. In den Folgejahren pendelte er zwischen Wattenscheid, Essen, Heilbronn (Jugendkunstschule), Beilstein (ab 1983) und Neckarsulm (ab 1984) hin und her. 1982 richtete er ein Atelier in Beilstein ein.

1983 wurde Christian-Ivar Hammerbeck zum Stadtmaler der Stadt Essen mit Wohnsitz und Atelier auf Schloss Borbeck ernannt. Er fertigte zu dieser Zeit vor allem handsignierte Linolschnitte an, die sich mit dem Ruhrgebiet auseinandersetzten (u.a. „A 430“, „Industriebaum“). 1984 organisierte er eine Wanderausstellung norwegischer Künstler durch die Bundesrepublik.

1985 verschlug es Christian-Ivar Hammerbeck nach Norwegen. Als Stipendiat des Königlich Norwegischen Außenministeriums verbrachte er ein Jahr im Munch-Gästeatelier in Oslo und im nordnorwegischen Künstlerzentrum in Svolvær auf den Lofoten. Später zog er sich in sein Haus in Digermulen zurück, wo er auch sein Atelier „Trollfjord“ einrichtete. Hier bot er Malkurse zu den Themen Natur, Farbe und Lichtgestaltung an.

1993 stellte er in Essen-Bredeney Aquarelle aus, die auf einer Nordfahrt entstanden waren. Unter dem Titel „Mit der Hurtigroute zum Polarlicht“ präsentierte er seine Aquarelle bei den Essener Lichtwochen 2007. Ihm wurde die Ehre zuteil, seine Norwegen-Aquarelle bei den „Skandinavia-Tagen“ 2005 und 2012 in der Zeche Zollverein in Essen auszustellen. Schließlich zeigte er 2018 in Essen-Bredeney in der Ausstellung „Nordisches Licht“ fünfzig Aquarelle. Insbesondere durch diese Ausstellungen hielt Christian-Ivar Hammerbeck bei aller späteren Verbundenheit mit Norwegen und Estland den Kontakt zu Essen immer aufrecht.

Christian-Ivar Hammerbeck war Mitglied in mehreren Kunstvereinen. Unter anderem war er Gründungsmitglied im Künstlerbund Rendsburg-Eckernförde e.V.

Seit dem Ende der 1990-er Jahre wandte sich Christian-Ivar Hammerbeck dem Land seiner Vorfahren väterlicherseits zu. In der estnischen Stadt Tartu hatte er ein Atelier im Deutschen Kulturinstitut und betrieb dort fünf Jahre lang eine sogenannte „Koffergalerie“. In ihr wurden nur Kunstwerke ausgestellt, die in einen Koffer passten. So verschaffte Christian-Ivar Hammerbeck mehr als zwanzig Künstlern aus dem norddeutschen Raum die Möglichkeit, ihre Kunst in Estland zu zeigen. Anlässlich des Beitritts Estlands zu EU 2004 startete er eine viel beachtete Postkartenaktion.

Christian-Ivar Hammerbeck war an vielen Ausstellungen in ganz Europa beteiligt. Für die deutsch-estnische Gesellschaft war er Mitorganisator der Ausstellung „Mission“ in Lüneburg.

Über seine Kunst äußerte sich Christian-Ivar Hammerbeck folgendermaßen: „Ich erlebe die Landschaft in all ihren Facetten, lagere die Eindrücke in mir ab und produziere aus diesem Vorrat heraus im Atelier meine Bilder. In kleineren und größeren Formaten geht es mir um die Gewaltigkeit des ältesten Gebirges der Welt, des Meeres und des Himmels. Ein Thema, das nie zu enden scheint.“

In einem Interview äußerte er sich zu der Frage, warum in seinen Aquarellen die Menschen fehlen: „Die grandiose Natur der Lofoten hat mir bewusst gemacht, wie klein wir Menschen sind.“

Im Oktober 2022 starb Christian-Ivar Hammerbeck in Hamburg. Im Nachruf des BBK (Berufsverband Bildender Künstler) ehrte man ihn mit folgenden Sätzen: „In seiner kommunikativen und großzügigen Art war er immer auch an der Kunst anderer interessiert und hat den BBK Lüneburg in seiner Koffergalerie in Tartu in Estland präsentiert. . . Wir verlieren einen wunderbaren Menschen.“

Franz Josef Gründges

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