Hagedorn, Hermann

Lehrer und Dichter

Hermann Hagedorn, geboren am 20. August 1884 in der Bauerschaft Dellwig auf dem Reuenberg in Gerschede, wuchs in einem lebensfrohen Elternhaus (der Vater, ein ehemaliger Bergmann, führte hier eine Gastwirtschaft) und in einer (noch) ländlich geprägten Umgebung, in dem man das Dellwiger Platt sprach, zwischen Zechen und Fabrikanlagen zu einem wissbegierigen Jungen heran. Er durchlief eine solide pädagogische Ausbildung am Lehrerseminar in Elten und begann 1905 eine Tätigkeit als Volkschullehrer.

1909 heiratete er (seine Frau starb 1939), ein Jahr später kam sein Sohn zur Welt. Den Ersten Weltkrieg erlebte Hagedorn 1915/16 als Landsturmmann in Ostpreußen. Über diese Zeit hat er später in seinem mundartlich verfassten „Kriegstagebauk“ berichtet. Nach Stationen an Essener Schulen wurde er 1919 Rektor der Stifterschule in Frintrop. Parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit absolvierte Hagedorn ein Studium der Pädagogik, das er 1923 mit dem Doktortitel abschloss. Sein Versuch, zum Schulrat aufzusteigen, blieb erfolglos. Danach wandte er sich verstärkt ehrenamtlichen Aufgaben und der Schriftstellerei zu, insbesondere der Dellwiger Mundart.

Wie viele Deutsche begrüßte Hagedorn 1933 das neue Deutschland in der Hoffnung, dass über eine lebendige Volksgemeinschaft und einen starken Führer wieder ein starkes Deutschland entstünde. Er trat schon früh der NSDAP bei, machte als Fachschaftsleiter für Lyrik und als Gaufachschaftsberater für Mundart im Gau Essen Karriere als lokaler Kulturfunktionär.

Im Laufe der Jahre ging Hagedorn zunehmend auf Distanz zum Nationalsozialismus. Die inhumanen Praktiken der örtlichen NS-Funktionäre, ihre täglichen Schikanen und Verleumdungen, machten dem Menschenfreund Hagedorn schwer zu schaffen. Durch seine Parteinahme für einen aus Luxemburg zwangsverpflichteten Lehrer brachte er den damaligen Schulrat gegen sich auf. Dessen ständige Repressalien in Verbindung mit einer beginnenden Schwerhörigkeit veranlassten Hagedorn 1943, in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Der Frühpensionär, heiratete eine ehemalige Kollegin und zog sich mit ihr in eine Wohnhütte, die er „Heeme“ nannte, in den Wald bei Fretter im Sauerland zurück.

Es ist Ironie des Schicksals, dass Hermann Hagedorn am 7. März 1951 auf dem Weg vom Dorfgasthaus zu seiner Hütte unter einen Zug geriet und tödlich verletzt wurde. Hagedorn wurde in Essen beigesetzt. Ein 1952 errichteter Gedenkstein auf dem Reuenberg hält die Erinnerung an den Heimatdichter lebendig.

Franz Josef Gründges

Quelle: Franz J. Gründges: Manuskript „Hermann Hagedorn“ (unveröffentlicht). Dickhoff, Essener Köpfe.

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