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Die Familie Körntchen ist eine alte Borbecker Familie, die schon im 19. Jahrhunderts in Borbeck eine Gaststätte mit großem Saal betrieb. In dem Saal fanden Sitzungen, Theateraufführungen und Feste statt. Zum „Kriegerfest“, das „zu Ehren der in die Gemeinde Borbeck aus Schleswig-Holstein glücklich zurückgekehrten Krieger“ veranstaltet wurde, traf man sich am Sonntag, dem 5. Februar 1865, um 16 Uhr beim Wirt Franz Körntgen, um von dort aus im Festmarsch durch das Dorf zum Festlokal des Wirts Holte zu ziehen.
Es ist überliefert, dass der Gemeinderat der Bürgermeisterei Borbeck aus Raumgründen, vielleicht auch aus anderen Gründen, in einem Raum der nahe gelegenen Gaststätte Körntgen seine Sitzungen abzuhalten pflegte. Nach dem Tod von Franz Körntgen übernahm seine Frau Maria die Schankwirtschaft, 1894 löste sie der Sohn, Bäckermeister Clemens Körntchen, in der Führung der Wirtschaft ab.
Das „Restaurant zum Ratskeller“, das schräg gegenüber vom damaligen Rathaus stand, profitierte von dieser exklusiven Lage. Bürgermeister Heinrich 1894: „Es kommt häufiger vor, dass Leute, welche auf der Kasse, dem Standesamt oder den übrigen Bureaux zu tun haben, einige Zeit warten müssen, ehe ihr Abfertigung erfolgen kann. Dieselben verbringen ihre Zeit am besten in der Koerntchen’schen Wirtschaft, da sie von hier aus übersehen können, ob die betreffenden Beamten, mit denen sie verhandeln müssen, zwischenzeitlich eintreffen oder ob die Abfertigung des Publikums, von welchen ihre Zulassung abhängig, zwischenzeitlich erfolgt ist.“
Bürgermeister Heinrich fügte damals hinzu, dass vor allem „die bessere Gesellschaft“ bei Körntchen verkehre. Dies betätigte 1905 Heinrichs Nachfolger im Amt Ferdinand Baasel, als er auf die Frage, ob der Wirt Clemens Köerntchen eine Veranda anbauen dürfe, wie folgt Stellung nahm: „Die Bedürfnisfrage muss bejaht werden. In dem Lokal verkehren nur Gäste aus besseren Ständen. Dieselben haben es schon längst als Mangel bezeichnet, dass sie in der wärmeren bzw. heißen Jahreszeit sich nicht ins Freie setzen konnten, sondern lediglich in den verhältnismäßig dumpfen Gastzimmern verweilen mussten.“
Die Veranda hat seinerzeit nicht nur die Mitlieder des Gemeinderats erfreut. Auch die Lehrer Jungengymnasiums in der Prinzenstraße kehrten dort gerne ein. Der Weg von der Schule in die Kneipe war ja auch nicht weit, lag doch Körntchen schräg gegenüber vom heutigen Amtsgericht. Zu den Stammgästen (nicht nur) bei Körntgen gehörte auch der lebenslustige und trinkfreudige Hermann Hagedorn. (FJG)
Quellen: Andreas Koerner: Gaststätte Körntchen. In: Borbecker Beiträge 2/2002, S. 60-62.