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Es kommt nicht allzu oft vor, dass aus einer Familie gleich drei Brüder Priester werden. In Borbeck bei den Freistedts ist es vor etwas mehr als hundert Jahren tatsächlich vorgekommen. Drei Jungen landeten an Altären in den Bistümern Aachen und Köln, ein vierter Freistedt, etwas aus der Art geschlagen, landete am Zapfhahn vom „Feldschlößchen“ in Borbeck.
Wer waren die Freistedts? Wo wohnten sie? Wohin hat es sie getrieben? Es ist eine spannende Spurensuche. Sie nimmt ihren Ausgang in der Essener Straße Nr. 11 in unmittelbarer Nähe zum Mühlenbach, der die Essener Straße (heute Altendorfer Straße) unterquerte und in Richtung Bergeborbeck weiterfloss. Ganz in der Nähe zweigten von der Essener Straße die Heerstraße (heute Hopfenstraße) und von der Heerstraße abknickend die Gertrudstraße ab (heute Am Brauhaus). Stadteinwärts gab es in unmittelbarer Nähe zu, Haus Nr. 11 keine Wohnbebauung, nur Wiesen und den Mühlenbach. Und die Eisenbahnlinie Richtung Essen, die zum Bahnhof Altendorf führte. Zwischen der Kampstraße und dem Haus der Familie Freistedt gab es auf der Ostseite der Essener Straße acht Wohnhäuser, auf der Westseite standen lediglich vier Häuser, darunter als letztes das Haus mit der Nr. 11. (laut Amtlicher Lageplan von Borbeck aus dem Jahre 1904). Aus der Sicht eines Kindes betrachtet gab es damals viel Platz zum Spielen.
Das Haus der Freistedts und sicher noch einige Häuser mehr gehörten dem 1898 gegründeten Mülheimer Bergwerksverein, dem mehrere Zechen angehörten, unter anderem die Zeche Hagenbeck, die 1928 stillgelegt wurde. Auf dieser Zeche könnte Vater Freistedt gearbeitet haben. Dafür spricht, dass die Familie in den 1920er-Jahren wegen des Eigenbedarfs des Bergwerksvereins an Wohnungen ausziehen musste und in der Johann-Kruse-Straße 11 in der Kruppsiedlung an der Flurstraße ein neues Zuhause fand. Der Vater arbeitete laut Borbecker Adressbuch von 1927 zu dieser Zeit als Kalkulator bei Krupp.
Die religiöse Sozialisation der Freistedt-Brüder fand wohl in der Pfarre St. Dionysius statt. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sie sich dem nächstgelegenen Rektorat St. Antonius Abbas (seit 1899) angeschlossen haben. Der Weg zur Pfarrkirche St. Dionysius in Borbeck führte von der Essener Straße über den Fliegenbusch bis zur Kreuzung Schlossstraße und führte von dort über die heutige Borbecker Straße direkt zur Kirche. Möglich war aber der Weg über die Kampstraße. Diesen Weg werden die Freistedts oft gegangen sein. Sie zählten zu den über 75 Prozent der katholischen Bevölkerung im „Schwarzen Borbeck“, aus dem – wie die Abiturientenlisten des Gymnasiums Borbeck und eine Notiz von Pfarrer Johannes Brokamp nahelegen – zahlreiche Priester und Ordensleute hervorgegangen sind. (Brokamp im Bericht über die Volksmission in Borbeck 1931, zitiert bei: Christof Beckmann, Katholisches Vereinswesen in Borbeck, Diss.).
Aus der am 03. Juni 1897 geschlossenen Ehe des Schlossers Heinrich Freistedt und der Maria Anna Katharina, geb. Jansen, gingen sechs Kinder hervor. Zwei von ihnen starben früh. Von den vier Söhnen ergriffen drei den Priesterberuf. Über das Leben der Eltern ist nichts weiter bekannt. Der Vater stammte nach Angaben von Sohn Willy aus einer kinderreichen Familie mit zwölf Geschwistern und war früh Waise geworden. Er arbeitete als Schlosser in der Hammerschmiede der Firma Krupp in der Westendstraße, zuletzt – dem Borbecker Adressbuch zufolge – als Kalkulator. Er war Mitglied des katholischen Arbeitervereins Borbeck. Heinrich Freistedt starb am 28. November 1935, seine Ehefrau überlebte ihn um einige Jahre und starb am 18. Oktober 1952.
Quelle: Totenzettel von Mutter Maria Freistedt aus dem Archiv des KHV.
Der älteste Sohn Emil kam am 24. Juni 1899 zur Welt. Er absolvierte nach Gymnasium und Militärzeit (Juli 1917 bis Januar 1919 in Köln) und einem freiwilligen Dienst bei der Akademischen Wehr Münster (März/April 1920) ein Studium der Theologie in Münster, Bonn und Köln und wurde am 10. August 1923 zum Priester geweiht. Die Primiz feierte er am Fest St. Maria Himmelfahrt am 15. August 1923 in seiner Heimatpfarre St. Dionysius. Als Primizgeschenk konnte Kaplan Freistedt dabei einen Geldbetrag in Empfang nehmen, der bei der Haussammlung unter den Nachbarn in der Kruppsiedlung zusammengekommen war. Vom 10. August 1923 bis 31. August 1924 war Emil Freistedt Rektor und Religionslehrer am St. Anna-Lyzeum in Wuppertal-Elberfeld. Für die Abfassung seiner Dissertation zum Thema „Altchristliche Totengedächtnistage und Totenkultus der Antike“ wurde er im September 1924 beurlaubt. 1924 erlangte er an der Theologischen Fakultät der Universität Münster die Doktorwürde. Die Dissertation erschien 1928 bei Aschendorf in Münster als Buch.
Nach der Dissertation arbeitete er ab Juni 1925 in der „Krüppelfürsorge“ der Josefs-Gesellschaft in Bigge im Sauerland. Von Januar 1926 war er bis Ende September 1928 Hausgeistlicher am Eduardus-Krankenhaus in Köln-Deutz. Danach war er für kurze Zeit (Oktober/November 1928) als Geistlicher Rektor am Marienhospital Köln tätig. Vom 01. Oktober 1927 bis 30. September 1928 absolvierte er den Vorbereitungsdienst am Kaiser-Karl-Gymnasium Aachen sowie am Schiller-Gymnasium Köln.
Ende 1928 folgte der Wohnortwechsel von Köln nach Euskirchen, nachdem er im November am dortigen Oberlyzeum „Sancta Maria“ der Dominikanerinnen eine Stelle als Religionslehrer bekommen hatte (Bild oben) und gleichzeitig zum Pfarr-Rektor an der Klosterkirche St. Matthias in Euskirchen ernannt worden war. Er wohnte seit Dezember 1928 zunächst in der Oststraße 43 in Euskirchen und zog im Dezember 1931 in die Südstraße Nr. 8 um. Vom 01. April 1932 bis 30. Juni 1935 unterrichtete er als Studienassessor am Emil-Fischer-Gymnasium in Euskirchen, das bis 1937 „Kaiserin-Auguste-Victoria-Gymnasium hieß, und dort ab 01. Juli 1935 bis zur Versetzung in den Ruhestand als Studienrat. Während dieser Zeit wohnte er vom 21. November 1938 bis zu seinem Tode in der Bismarckstaße 18.
Über seine schulische Tätigkeit ist so gut wie nichts bekannt, von einer bezeichnenden Ausnahme abgesehen. 1934 stand der Theologiestudent Heinrich Althausen (1911-1979) wegen einer verbotenen Flugblatt-Aktion vor einem NS-Gericht. Während des Verfahrens bezeichnete er seinen Religionslehrer Emil Freistedt als die Persönlichkeit, die ihn am stärksten geprägt habe. Mehr als 25 Jahre war Emil Freistedt als Studienrat an höheren Schulen in Euskirchen tätig.
Emil Freistedt wurde aufgrund einer sich verschlimmernden Mendel-Bechterewschen Erkrankung auf seinen Wunsch am 30. Juni 1951 in den Ruhestand versetzt, nachdem ihm der Amtsarzt des Kreises Euskirchen eine 100%ige Dienstunfähigkeit bescheinigt hatte. Am 08. August 1952 ist Emil Freistedt mit 53 Jahren in Euskirchen gestorben.
Quellen: Personalakte und Totenzettel aus dem Archiv der Stadt Euskirchen; Historisches Archiv des Erzbistums Köln; Personaldaten aus dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln, übersandt von Josef van Elten; Hans-Dieter Arntz: Widerstand gegen den judenfeindlichen Nationalsozialismus: Die Flugblatt-Aktion des katholischen Theologiestudenten Heinrich Althausen aus Lommersum. In Weilerswister Heimatblätter 2008, Heft 36, S. 38-42.
Willy Freistedt, der zweitälteste Sohn, wurde am 17. September 1901 in Borbeck geboren. Seinen autobiografischen Aufzeichnungen zufolge fiel er bei der Aufnahmeprüfung für das Gymnasium wegen mangelnder Lateinkenntnisse durch. Nach der Volksschule, die er mit 14 Jahren erfolgreich abschloss, fing er durch Vermittlung seines Vaters als Laufbursche bei Krupp an. Danach begann er hier eine Schlosserlehre, die er jedoch vorzeitig abbrach, um sich bei Krupp zum technischen Zeichner ausbilden zu lassen. In den Borbecker Adressbüchern und in den Essener Melde- und Personenstandsunterlagen wird Willy Freistedt in der Rubrik Stand/Gewerbe abwechselnd als Zeichner, Musiker (1932/33 und 1950) und Gastwirt und Techniker (gemeint ist vermutlich technischer Zeichner, 1939, 1960), wohnhaft im Möllhoven 48 (Feldschlösschen), geführt. Willy Freistedt heiratete am 28. Januar 1928 die Gertrud geb. Schneider, geb. am 09. September 1907 in Borbeck. Ihre am 09. September 1929 geborene Tochter Gertrud ehelichte 1957 Johann Kaldenhoff.
Die Eltern von Willy Freistedts Frau Gertrud waren Josef Diedrich Schneider und Helene Gertrud geb. Bramert. Josef Schneider hatte im Jahre 1906 die Erlaubnis erhalten, im Gebäude Mühlenstraße 48 (spätere Bezeichnung: Möllhoven 48, schließlich: Möllhoven 60) an der Flurstraße/Ecke Möllhoven die 1900 vom Borbecker Gastronomen Kleine-Möllhoff auf einem großen Grundstück errichtete „Gastwirtschaft zum Feldschlösschen“ zu führen. Das Haus mit dem Turm, den spitzen Zwillingshauben und den Rundbogenfenstern wurde bald ein beliebter Treffpunkt. Der Wirt Josef Schneider, der auch Dirigent des Männergesangvereins „Concordia“ war, erweiterte die Gaststätte, die zunächst nur über einen einfachen Schankraum, ein Gesellschaftszimmer, einen Biergarten und Hotelzimmer verfügte, und bot auf dem Grundstück einen Kleintier- und Streichelzoo und andere Attraktionen an.
Nach dem Tode ihres Mannes im Ersten Weltkrieg führte seine Witwe Helene gemeinsam mit der ältesten Tochter Gertrud die Gastwirtschaft weiter, die von vielen Vereinen, Chören, der Borbecker Kolpingfamilie und für private Feiern genutzt wurde. Nach dem Tod der Mutter am 27. Februar 1947 übernahm Gertrud Freistedt die Gastwirtschaft, die sie wegen der Krankheit und des Alters der Mutter schon 15 Jahre lang selbstständig betrieben hatte. 1948 wurde ihrem jüngeren Bruder Heinrich Schneider nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft die Schankkonzession in der Gastwirtschaft im Möllhoven 48 erteilt (laut Konzessionsgesuch vom 06. März 1947). Gertrud Schneider starb am 18. September 1965 in Borbeck.
Ihr Vater blieb im Dachgeschoss der Gaststätte wohnen. Willy Freistedt war ein Borbecker Original und als musikalisches Allroundtalent bekannt, ohne von der Musik leben zu können. In seinen autobiografischen Aufzeichnungen nennt er sich selbst einen musikalischen „Maulesel“, der es als Pianist leider nie zum „Rennpferd“ gebracht habe. Mit seinem ersten schriftstellerischen Versuch war er grandios gescheitert. Sein Roman „Im Banne des Schicksals“, den er 1930 als Manuskript für das Preisausschreiben „Ruhr-Roman“ der Stadt Essen eingereicht hatte, wurde von der Jury als „unreifes Machwerk“ von „erschütternder unfreiwilliger Komik“ abgetan. Zum 50-jährigen Bestehen der Gaststätte 1956 verfasste Willy Freistedt ein „Preisgedicht“, in dem er die Entwicklung von der ländlichen Idylle zur örtlichen Industrie nachzeichnete (vgl. Borbecker Nachrichten vom 28. September 1956). „Das Schloss im Felde wurde ich genannt! Stolz blickte ich hinaus ins weite Land …“, so schwärmte der Freizeitpoet vom „Feldschlösschen“.
Hans Kaldenhoff, der Schwiegersohn von Willy Freistedt, übereignete dem Archiv des Kultur-Historischen Vereins 1952 einige nachgelassene Texte seines Schwiegervaters, darunter das Märchenspiel „Hänsel und Gretel“, den Text „Was fröhlich macht“ und das „Knappenlied“ (vgl. Borbecker Nachrichten vom 06.06.1952). Im Archiv des Kultur-Historischen Vereins Borbeck befinden sich auch ein „Franziskuslied“ und ein „Pauluslied“. 1963 erschien unter dem Titel „Der Pechvogel“ eine von Willy Freistedt verfasste Serie „Heiteres und Besinnliches aus froher Jugend“. Am 16. Februar 1969 ist er im Alter von 67 Jahren gestorben.
Das zur Gaststätte gehörige großflächige Grundstück wurde nach und nach parzelliert. Seit den 1990er-Jahren kam es zu häufigem Pächterwechsel, im Dezember 2003 wurde die Gastwirtschaft geschlossen. Im Jahre 2004 kaufte der katholische Studentenverein Unitas Ruhrania das Haus. Nach umfassender Renovierung mit viel Eigenarbeit – es entstanden dabei neun Studentenzimmer und verschiedene Gemeinschaftsräume - wurde die Gastronomie mit einer Festwoche 2008 wiedereröffnet. Im August 2021 gab es zum 120-jährigen Bestehen des Feldschlösschens ein Fest im Wintergarten, verbunden mit dem Dank an das damalige Pächterehepaar Ivonne und Klaus Jobs.
Quellen: Borbecker Nachrichten vom 06.06.1952 und vom 28.09.1956; Mitgliederbrief des Kultur-Historischen Vereins II (1991) und III (1991); Melde- und Personenstandsunterlagen aus dem Stadtarchiv Essen (freundlich übermittelt von Cordula Holtermann) am 17.05.2021); Willy Freistedt: Der Pechvogel. Autobiografie. In: Borbecker Nachrichten Nr. 6 (01.02.1963) bis Nr. 30 (19. Juli 1963) (Archiv des KHV); Mitgliederbrief des Kultur-Historischen Vereins II (1991) und III (1991); Christof Beckmann zur Geschichte des Feldschlösschens. Artikel im Lexikon auf borbeck.de; Andreas Koerner: Zwischen Schloss und Schloten. Die Geschichte Borbecks. Bottrop 1999.
Heinrich Freistedt wurde am 2. September 1903 in Essen-Borbeck geboren. Während seiner Gymnasialzeit trat er dem Bund Neudeutschland (ND) bei. Die Schülergruppe am Gymnasium Borbeck war 1919 gegründet worden und erfreute sich wegen ihrer religiösen und nationalen Orientierung hoher Beliebtheit unter den katholischen Schülern und Eltern. Im Schuljahr 1922/23 hatte die Gruppe bereits 120 Mitglieder. Sie spielte eine große Rolle bei der privaten, religiösen und politischen Sozialisation und hatte einen hohen Bindungsgrad. So weiß man von Heinrich Freistedt, dass er noch in den 1950er-Jahren an einer Wiedersehensfeier des ND in Borbeck teilgenommen hat. Nach dem Abitur 1923 am Gymnasium Borbeck nahm Heinrich Freistedt ein Studium der Theologie und Musikwissenschaft an den Universitäten Köln und Fribourg/Schweiz auf. Seine Promotion zum Thema „Die liqueszierende Noten des Gregorianischen Chorals. Ein Beitrag zur Notationskunde“ schloss er 1929 mit der Note „summa cum laude“ ab.
Am 6. August 1929 wurde Heinrich Freistedt im Kölner Dom zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er am 25. August 1929 in Borbeck und übernahm zunächst Kaplanstellen in Köln-Wahn (ab September 1923) und Wuppertal-Elberfeld (ab Oktober 1933). Anfang 1940 war er Lazarettpfarrer in Wuppertal-Elberfeld. Nebenbei betrieb er seine musikwissenschaftlichen Studien weiter. Im August 1940 wurde er zum Direktor der Katholischen Hochschule für Kirchenmusik St. Gregorius in Aachen und im September 1954 zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt. 1958 adoptierte Heinrich Freistedt den vier Jahre alten Mario, Sohn einer aus Königsberg stammenden protestantischen Mutter und eines indischen Vaters. Mario Freistedt, Mitglied der CDU in Hamburg, arbeitet heute im Kirchendienst des Erzbistums Hamburg unter anderem als Leiter der Stabsstelle Qualitätsmanagement.
Heinrich Freistedt, der Anfang der 1960er-Jahre an einem Wiedersehenstreffen des ND an seiner alten Penne teilnahm, war viele Jahre als Kirchenmusikreferent im Bischöflichen Generalvikariat Aachen und seit 1963 als Professor am Priesterseminar Aachen tätig. Im April 1964 erfolgte seine Berufung zum Seminarprofessor für Kirchenmusik am Priesterseminar und im Mai 1964 zum Diözesan-Präses des Cäcilienverbands im Bistum Aachen. Sein besonderes Interesse galt der Gregorianik. Daneben veröffentlichte er den Klagegesang „Kreuzweg im Weinberg“ (Düsseldorf 1956, Uraufführung in der Pfarrei Heilig Geist zu Aachen) und unter dem Titel „Liedrufe der Gemeinde“ (Aachen 1970) eine Sammlung selbstkomponierter Kirchengesänge. Von seinen Kompositionen war ihm die Motette „Zum Altare Gottes will ich treten“ besonders ans Herz gewachsen. Zu seinen weiteren Veröffentlichungen zählen eine Geschichte der rheinischen Kirchenmusik seit 1800 (In: Gregoriusbote, Band 47, Aachen 1931); Entstehung und Entwicklung des Cäcilienvereins in den Diözesen Köln und Aachen (In: musica sacra, Heft 9, 1931); Drei Fragen zum Thema Kinderschola (In: musica sacra, Heft 8, 1950); Kleine Choralschule für Chorsänger: Kurze Einführung in die Praxis des Gregorianischen Chorals (Düsseldorf 1954); Die Kirchenmusikschule Gregoriushaus in Aachen (In: musica sacra, Heft 4, 1961); Fragen der Musikerziehung im kirchlichen Raum (Bachem-Verlag 1961).
Heinrich Freistedt mit seinem Bruder Franz beim Schützenfest 1955 in Delhoven
Nach fast 30jähriger Tätigkeit als Leiter der Kirchenmusikschule wurde Heinrich Freistedt am 31. Dezember 1969 entpflichtet. Von den Aufgaben am Priesterseminar wurde er am 25. August 1970 und von den Aufgaben als Diözesan-Präses des Cäcilienverbands zum 01. Oktober 1971 entbunden. Nach seiner Pensionierung nahm er vom 01. Januar 1971 bis zum 30. September 1982 die Aufgaben eines Subsidiars an der Pfarrei St. Donatus in Stolberg-Brand wahr.
Für seine Verdienste um den Deutschen Cäcilienverband erhielt Heinrich Freistedt mehrere Auszeichnungen. Am 26. August 1986 ist er im Alter von 82 Jahren in Stolberg gestorben. Die Exequien wurden am 02. September 1986 in der Erlöserkirche in Aachen-Brand gehalten, die Beerdigung fand anschließend auf dem Friedhof Kolpingstraße in Aachen-Brand statt.
Quellen: Totenbrief und Nachruf aus der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen vom 14. September 1987, S. 1. (aus dem Bestand des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen); http://dewikipedia.org/wiki/Heinrich_Freistedt. (Aufgerufen am 07.05.2021), Personaldaten aus dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln, übersandt von Josef van Elten.
Franz Freistedt wurde am 04. April 1906 in Essen-Borbeck geboren. Anders als seine Brüder Emil und Heinrich schlug er zunächst die technische Laufbahn ein und war bis 1927 als Maschinenbauingenieur bei Krupp beschäftigt. Die Tätigkeit bei Krupp führte ihn zwischenzeitlich für zwei Jahre nach San Francisco.
1931 begann er als Spätberufener das Studium der Theologie, besuchte von 1937-1939 das Priesterseminar in Bensberg und empfing in Köln am 23. Februar 1939 wie seine Brüder Emil und Heinrich die Priesterweihe. Danach übernahm er im April 1939 für einige Wochen die seelsorgerische Aushilfe in den Städtischen Krankenanstalten und im Städtischen Pflegehaus in Düsseldorf. Seit dem 16. Mai 1939 war er als Kaplan in der Pfarrgemeinde Christus König in Düsseldorf-Oberkassel tätig. Im September 1941 wurde er als Sanitätssoldat zur Wehrmacht einberufen. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft kehrte Franz Freistedt im September 1945 als Kaplan an seine frühere Wirkungsstätte in Düsseldorf-Oberkassel zurück. Im Juni 1946 wurde er Kaplan an St. Marien in Bonn und am Juni 1951 an St. Barbara in Mülheim-Dümpten.
Am 12. August 1953 wurde er zum Rektorats-Pfarrer an St. Joseph in Delhoven-Dormagen ernannt. An der Amtseinführung nahm sein Bruder Heinrich teil, der auch bei anderen kirchlichen Anlässen wie zum Beispiel bei der Feier anlässlich der Vollendung des Gotteshauses im September 1955 seinen Bruder besuchte. Kurz zuvor, am 22. August 1955, nahm Pfarrer Franz Freistedt beim traditionellen Schützenfest am Ehrenschießen teil. In der Pfarrchronik ist ausdrücklich vermerkt, dass es dem geistlichen Herrn gelungen sei, die Krone des Vogels abzuschießen.
In den fünf Jahren seiner Tätigkeit in St. Joseph in Velhoven-Dormagen erwarb sich Franz Freistedt hohe Anerkennung als toleranter, verständnisvoller und hilfsbereiter Seelsorger und als durchsetzungsfähiger „Bauherr“, in dessen Amtszeit die grundlegende Renovierung der Pfarrkirche und des Kindergartens, die Beschaffung neuer Kirchenbänke, die Aufstockung des Kirchturms, der Ausbau des Jugendheims und zuletzt die Initiierung eines Kirchenglocken-Projekts fielen. Die Pfarrangehörigen ließen ihren Pfarrer nur ungern ziehen, als er im Dezember 1958 zum Pfarrer an St. Martin in Zons ernannt wurde. Im Februar 1961 legte Franz Freistedt sein Amt als Pfarrer nieder. Für kurze Zeit war er als Subsidiar an St. Martin in Esch tätig. Am 29. Juni 1961 ist er in Esch im Alter von 55 Jahren gestorben.
Quellen: Historisches Archiv des Erzbistums Köln; Chronik der Pfarrgemeinde St. Joseph Delhoven-Dormagen. (Wikipedia, pdf); Totenzettel aus dem Archiv des KHV; Personaldaten aus dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln, übersandt von Josef van Elten; Chronik der Pfarrgemeinde St. Joseph, Delhoven-Dormagen bis 1967, https://www-dormagen-nord.de, (aufgerufen am 09.05.2021); Chronik der Pfarrgemeinde St. Josef Delhoven von Pfarrer Franz Freistedt, Vorhandene Chronik (Sonder-Einband), begonnen von Pfarrer Wilhelm Reiners (11.4.1948 - 7.9.1953) ab Ostern 1949. Vorliegende Chronik wurde neu angelegt von seinem Nachfolger Pfarrer Franz Freistedt mit seiner Einführung als Pfarrer von Delhoven am 15. November 1953. In: https://www.dormagen-nord.de/export/sites/dormagen-nord/.galleries/dokumente/St.-Josef-chronik-freistedt.pdf, abgerufen 20.05.2025
FJG