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Ludwig Wördehoff erzählt in seinem Buch über die Borbecker Straßennamen augenzwinkernd, woher der Name Fliegenbusch angeblich stammt. Demzufolge kämen die Ruhrschiffer als Namensgeber in Frage. Sie ließen ihre Kähne von Pferden ruhraufwärts zum Essener Süden ziehen, um dann über die Steeler Straße und Altendorfer Straße zum Rhein nach Duisburg zurückzureiten. Auf diesem Wege seien Ross und Reiter in warmen Sommern um den Fliegenbusch herum von allem möglichen fliegenden Getier zerstochen worden.
Diese Geschichte, so Wördehoff selbst, kann schon deshalb nicht stimmen, weil längst vor den Ruhrschiffern im Kirchenregister von 1444 ein Vleygenbusch erwähnt wird. Wie dem auch sei. Laut Landmatrikel von 1668 besaß ein Herman Schulte zu Bockholt 2 ½ Morgen Ackerland am Fliegenbusch zwischen Hülßman und Pastors Land.
Der Fliegenbusch selbst war eine Waldparzelle von sieben Morgen. Sie lag an der von Essen nach Duisburg führenden Landstraße und gehörte zum Waldbestand des Hofes Schulte-Herbrüggen am Ostrand der Bauerschaft Schönebeck. Dieser Hof ist wie der Hof eines Heinrich Haselbrink genannt Fliegenbüscher, der laut Mutterrolle von 1826 einen Morgen Land am Fliegenbusch vom Waisenhaus in Steele in Erbpacht hatte, in der Historischen Karte für Borbeck aus dem Jahre 1803 eingetragen (Willi Bonczek, Essen im Spiegel der Karten, 1976). Auf dieser Karte ist auch der Fußweg eingezeichnet, der vom Hof Schulte-Herbrüggen am Haselbrink-Hof vorbei ins Dorf Borbeck und zur Kirche führte.
Am 8. November 1864 teilte ein Heinrich Schulte-Herbrüggen in der Essener Zeitung mit, dass er eine mit Bäumen und Sträuchern bestandene vier Morgen große Fläche, „Fliegenbusch“ genannt, urbar machen wolle. In das Verzeichnis der Borbecker bzw. Essener Straßen ist der Fliegenbusch bis heute nicht aufgenommen worden. Stattdessen gibt es die Straßen „Am Fliegenbusch“ (seit 1968) und „Fliegenbuschweg“ (seit 1921). Im Umkreis des Fliegenbuschs befand sich von 1894 bis zur Schließung 2006 das Bethesda-Kranken, die 1886 eingeweihte ev. Matthäuskirche ist heute noch sehr nachgefragt.
Man kann den Fliegenbusch durchaus als eine Art Verkehrsknotenpunkt bezeichnen, treffen hier doch die von Bochold und Bergeborbeck kommende Bocholder Straße, die aus der Innenstadt kommende Altendorfer Straße und die hier beginnende Frintroper Straße und Schloßstraße zusammen. Zwei traurige Ereignisse aus der älteren und jüngeren Geschichte des Fliegenbuschs. 1920 wurden hier die Borbecker Bergleute Hermann Riesner und Friedrich Lichtenauer von Freikorps-Soldaten ermordet. 2019 wurde hier eine Radfahrerin von einem Auto angefahren und tödlich verletzt. (FJG)
Quellen: Wördehoff, Borbeck in seinen Straßennamen. – Dickhoff, Essener Straßen.- Borbecker Chronik 5, S. 101.