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Ihm, dem vierten Bürgermeister von Borbeck, war nur eine kurze Amtszeit beschieden. Sie dauerte nur etwas mehr als ein Jahr. Dabei war seine Amtseinführung, wie die „Essener Zeitung“ seinerzeit titelte, ein „Freudentag für Borbeck“.
Wilhelm Fähre, geboren am 20. Juni 1832 in Seehausen in der Altmarkt bei Magdeburg ging mit 18 Jahren als Freiwilliger zum Militär und schaffte es innerhalb von sechs Jahren bis zum Feldwebel. Nach dem Militärdienst fand er eine Anstellung als Kreissekretär in Essen. In dieser Eigenschaft war er unter anderem als Wahlhelfer für seinen Vorgesetzten, den Landrat Devens, tätig.
Am 15. Juli 1868 wurde Wilhelm Fähre zum Bürgermeister von Borbeck ernannt. Über die feierliche Amtseinführung am 16. August verfasste die Essener Zeitung einen ausführlichen Bericht (vgl. Borbecker Chronik 6, S. 84/85). Demzufolge wurde der neue Bürgermeister vom Beigeordneten Leimgardt in Essen abgeholt und nach Borbeck geleitet. „Aus ca. 30 Wagen bestand der der stattliche Zug, an dessen Spitze der neue Bürgermeister fuhr und dem berittene Beamte vorauseilten.“ Im Rathaus hatten sich die Gemeinderäte zum Empfang versammelt. Vor dem eigentlichen Akt der Amtseinführung hielt Pastor Legrand eine Ansprache, in der er eindringlich auf die Pflichten eines Bürgermeisters hinwies.
Per Handschlag mit Wilhelm Fähre besiegelte danach der Regierungs-Assessor von Helldorf die Übergabe des Bürgermeisteramts. Nach einem kurzen Wort des Dankes durch den neuen Bürgermeister versammelte sich die Festgesellschaft – die Chronik spricht von 170 Gästen - an einer Festtafel im Wirtshaus Holte, in deren Verlauf die üblichen Toasts ausgebracht wurden, namentlich vom Regierungs-Assessor von Helldorf und vom Beigeordneten Leimgardt. Insgesamt, so schließt die Essener Zeitung ihren Bericht, brachten zwölf Personen aus Politik und Kirche Toasts auf den neuen Bürgermeister aus.
Erwähnenswert ist sicher noch, dass es Bürgermeister Fähre war, der mit seinem Antrag vom 19. Dezember 1868 an den Königlichen Landrat den Bau des neuen Rathauses auf den Weg gebracht hat. Wilhelm Fähre, möglicherweise schon vor seinem Amtsantritt gesundheitlich angeschlagen, hielt den Anforderungen des Amts weniger als ein Jahr stand.
Schon am 12. Juli 1869 wurde er vom Dienst freigestellt. Nur wenig später, am 11. September des gleichen Jahres, ist Wilhelm Fähre gestorben. Andreas Koerner zitiert in seiner Kurzbiografie von Fähre einen Auszug aus dem Nachruf in der Essener Zeitung: „Hr. Fähre hat der Bürgermeisterei Borbeck den Ruhm verschafft, zu den wenigen Gemeinden des preußischen Staates zu gehören, welche ihre Lehrerstellen auskömmlich dotiert haben.“ Ansonsten erinnert heute nichts mehr an Bürgermeister Wilhelm Fähre. (FJG)
Andreas Koerner: Zwischen Schloss und Schloten. Die Geschichte Borbecks. Bottrop 1999, S. 48. – Gewachsen in elf Jahrhunderten. Borbecker Chronik 6. 1865-1868. Borbeck 1993.