Dampfe

Die Geschichte der Borbecker Dampfbierbrauerei, Essens größter Gastronomiebetrieb, beginnt in den Jahren 1895/96, als zwei Zuwanderer aus Bayern die Schloßbrauerei Marx & Co. gründeten. Nach zahlreichen Umbauten und Besitzerwechseln gehört die „Dampfe“, wie sie im Volksmund genannt wird, heute der Privatbrauerei Jacob Stauder. Ab 1982 wurde die Brauerei nach alten Plänen behutsam renoviert und erweitert (Sudhaus, Gartenwirtschaft, Bierhalle). 1984 wurde der Gesamtkomplex eröffnet. 2004 erweiterte man den gesamten Biergarten- und Terrassenbereich.

Die Dampfe hat mehrere, zum Teil urige Räumlichkeiten: Festsaal (700 Personen), Zwickelkeller (60 Personen), Hopfenlager (100 Personen), Original-Braustube aus der Stern-Brauerei, 1992 samt Inventar und Wandvertäfelung nach Borbeck verbracht (80 Personen), Fassabfüllung (60 Personen), Schalander (60 Personen) und Bürgerstube (120 Personen). Im Biergarten finden bis zu 1.200 Personen Platz. Zum Biersortiment gehören das dunkle Salonbier, das Kräusen, das helle Dampfbier, das Zwickelbier und als saisonale Biere das Fastenbier, der Maibock, das Erntedankbier und der Winterbock.

Das ganze Jahr über finden in der Dampfe Veranstaltungen statt: Open Air Konzerte, Live-Konzerte, Borbecker Oktoberfest, Tanz in den Mai, Maibock-Anstich, Grünkohlparty, Bock auf Rock, Rudelsingen. Alles in allem ist die „Dampfe“ seit vielen Jahren eine bei Jung und Alt stark nachgefragte Lokalität, nicht zuletzt wegen ihrer guten Verkehrsanbindung an Bahnhof und Busbahnhof. Die offizielle Bezeichnung lautet „DAMPFE – Das Borbecker Brauhaus“. (FJG)

Quelle: Homepage der Dampfe – Das Borbecker Brauhaus.

Brauerei am Bahnhof Borbeck

Etwa zur gleichen Zeit, als steter Malzgeruch in der Umgebung des Brauhauses am heutigen Bahnhof Süd lag, machte man sich in der Nähe des Bahnhofs Borbeck in der damaligen Rheinstraße (heute: Heinrich-Brauns-Straße) an die Erzeugung eines untergärigen Lagerbiers. Chef des Ganzen war ein gewisser Johann Engert, den es von München über Danzig nach Borbeck verschlagen hatte. Das war im Jahre 1895. Irgendetwas muss mit der „Borbecker Schlossbrauerei J. Engert & Comp.“ von Anfang an schief gelaufen sein. Denn schon kurz vor der Jahrtausendwende meldet das Unternehmen Konkurs an. Daran konnte auch der Antrag des Konkursverwalters, Englert & Co. Die Biersteuer zu erlassen, nichts ändern. Direktor a.D. Johann Englert nahm seinen Hut und verschwand mit Sack und Pack an der Seite seiner aus Dortmund stammenden Ehefrau auf Nimmerwiedersehen nach … Dortmund.

Kurze Zeit später kam aus Dortmund der Kaufmann Karl Marx (!) nach Borbeck, richtete sich in der Rheinstraße geschäftlich ein, um sodann die „Schlossbrauerei Marx & Co.“ im Juli 1903 auf dem schnellsten Wege in Richtung – na klar! – Dortmund wieder zu verlassen. Ob’s der Name war, der dem Herrn Marx im schwarzen Borbeck kein Glück gebracht hat?

Ein längeres Leben war der „Borbecker Brauerei GmbH“ beschieden. Sie warb ab 1903 mit hellen und dunklen Bieren, einer Produktionsleistung von 100.000 Hektorlitern und einer eigenen hochmodernen Kühlanlage, durch die sich die Herren Direktoren Vierhaus und Dreikamp vom mühseligen Eishacken auf dem Schlossteich des Freiherrn von Fürstenberg unabhängig machten. Hat alles nichts genützt. Die Investitionskosten waren wohl zu hoch. Innerhalb kurzer Zeit waren die Namen Vierhaus und Dreikamp in Borbeck nur noch Schall und Rauch.

Mit Exportbier, Pilsener Bier und Malzbier lockte die „Rheinisch-Westfälische Brauerei AG“ die durstigen Borbecker Bürger nach der Übernahme der Braustätte im Jahre 1908. Man weiß über dieses Unternehmen nicht mehr, als dass es das Grundkapital erhöhte und eine Anleihe aufnahm. Kein gutes Zeichen. Das wusste auch Direktor Müller, der 1912 seinen Hut nahm. Mehr gibt es über dieses Borbecker Bier-Intermezzo nicht zu berichten.

Stabiler und standortfester war die darauf folgende „Essener Bürgerbräu AG. Essen-Borbeck“. Die Hauptaktionäre des Unternehmens bildeten seit 1913 ein seltsam anmutendes Trio mit unterschiedlichen Interessen und Vermögen. Da agierte der aus einer Werdener Brauereifamilie stammende Wilhelm Hofmann Seite an Seite mit dem Bergwerksdirektor Franz Wüstenhöfer und dem Freiherrn Maximilian von Fürstenberg. Das schien ganz gut zu laufen. Denn am 21. April 1921 rückten die drei Geschäftspartner noch enger zusammen und riefen die „Schloß Borbeck GmbH“ ins Leben, in der Wilhelm Hofmann den Vorsitz und sein Sohn Wilhelm die Geschäftsführung übernahm. Diese Gesellschaft nahm sich besonders des Schlossparks an. Irgendwie liefen die Geschäfte nicht so gut wie erwartet. Jedenfalls veranlasste die ständige Unterdeckung den adligen Koalitionär, sämtliche Anteile aufzukaufen und die Brauerei ganz in seinen Besitz zu bringen. Von der Altendorfer Kronenbrauerei wurde der erfahrene Gerhard Kniekamp angeworben, dem man in Borbeck die Krone aufsetzte und im November 1927 zum Direktor ernannte.

Die letzte Phase der Geschichte der Brauerei am Bahnhof Borbeck von 1928 bis 1980 ist rasch erzählt. Auf dem Gelände ließ sich die aus Essen-West stammende frühere „Kronenbrauerei H. Elshorst“ nieder. Elshorst und Kniekamp fanden zur „Kronenbrauerei AG Essen“ zusammen. Für die personelle Kontinuität sorgte Carl Hofmann, jüngster Sohn von Wilhelm Hofmann. 1932 kamen dann aus Altenessen die Jacob Stauder-Brauerei und aus Essen die Essener Aktien-Brauerei nach Borbeck und übernahmen je eine Hälfte der Anteile an der Borbecker Brauerei.

Einen interessanten, kontextgebundenen Kurvenverlauf nahm in der Folge die jährliche Produktionsleistung. Sie sank von 30.000 Hektolitern im Geschäftsjahr 1927/28 Jahre auf 19.500 Hektorliter 1933/34, erreichte mitten Krieg 1941/42 mit 33.200 Hektolitern den Höchststand, um dann 1946/47 auf 19.100 Hektoliter herunterzugehen. Nach dem Krieg nahm die Produktion auch auf Grund der Restriktionen der Militärregierung nur langsam Fahrt auf. Für echte Biertrinker kann es zu ziemlichen Zumutungen. Breiten wir den Mantel des Schweigens über die aus der Not geborene Herstellung von Pseudo-Bier, gewonnen aus Molke. Zum Unwohle!

In Kurzfassung die letzten Jahre: Umstellung vom Bügelverschloss auf Kronkorken. Erweiterung des Ausstoßes von Exportbier. Verkleidung der Gebäude an der Straßenseite mit Aluminium. Einstellung der Abfüllung von Fassbier am 31. März 1973. Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 29.000 Mark wegen des Verdachts verbotswidriger Absprachen. Bilanzverluste in den Jahren 1977 bis 1979. Stilllegung der Kronenbrauerei am 1. April 1980. Letzter Direktor von 1974 bis zum Ende: Edmund Webel, Beiratsmitglied im Borbecker Bürger- und Verkehrsverein. (FJG)

Quelle: Andreas Koerner: Die Brauerei am Bahnhof Borbeck. In. Borbecker Beiträge 1/2001, 2/2001 und 3/2001.

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