Bahnhof Bergeborbeck

Zuletzt ist der Bahnhof, um den es hier geht, vor und nach Heimspielen von Rot-Weiß-Essen in die Schlagzeilen geraten. Dabei hätte er Besseres verdient, ist doch der Bahnhof Bergeborbeck der älteste Bahnhof in ganz Essen!

Wie harmonisch alles begonnen hat! Am 13. November 1846 wurde die Eisenbahnstrecke von Duisburg bis Haus Berge (Bergeborbeck) eröffnet, „ein Ereignis, woran sich große und freudige Erwartungen knüpfen…“ (Borbecker Chronik 1, S. 34). Über die „Jungfernfahrt“ mit einer 80-köpfigen honorigen Reisegesellschaft brachte die Zeitung „Allgemeine Politische Nachrichten“ einen ausführlichen Bericht, in dem sie abschließend der Hoffnung Ausdruck gab, dass die Bahnstrecke über den Kohletransport hinaus bald auch für den allgemeinen Verkehr eröffnet werde.

Gesagt, getan! Knapp ein halbes Jahr später, am 15. Mai 1847, wurde die Köln-Mindener-Bahn bis Hamm für den Personenverkehr in Betrieb genommen. Eine der vier Lokomotiven, die nach 1847 auf der Köln-Mindener-Strecke verkehrten, führte den Namen „Borbeck“. An der Haltestation Haus Berge bzw. Berge-Borbeck wurde im gleichen Jahr ein Empfangsgebäude aus Fachwerk errichtet wurde, dem bis 1851 einige Erweiterungsbauten und ein Lokschuppen folgten.

Für die Bewirtung der Fahrgäste im Stationsgebäude suchte die Köln-Minder-Eisenbahngesellschaft per Zeitungs-Annonce in den Allgemeinen Politischen Nachrichten vom 31. Oktober 1851 einen qualifizierten Betreiber: „Die Restauration (Verabreichung von Speisen, kalten und warmen Getränken) für das die Eisenbahn benutzende Publikum in dem Stationsgebäude zu Berge-Borbeck, soll auf drei Jahre gegen eine jährliche Miete vergeben werden.“ (Borbecker Chronik 1, S. 88). Am 17. September 1856 veröffentlichten die Allgemeinen Politischen Nachrichten eine erneute Ausschreibung der Direktion der Eisenbahngesellschaft.

Dass der Ausbau des Schienennetzes und der Eisenbahnverkehr nicht reibungslos von statten ging, belegt das Vorgehen des Grafen von Recke-Vollmerstein, der im Kampf von Schiene und Straße bzw. Pferd und Lokomotive schon 1850 sämtliche zum Bahnhof Berge-Borbeck führenden Fahrwege für alle Fuhrwerke hatte sperren lassen.  

Anschauliche Details zu Bahnfahrten von Borbecker Bürgern um die Mitte des 19. Jahrhunderts bietet der Fahrplan der Köln-Mindener-Eisenbahn für das Jahr 1855. Demzufolge wurde die Station Berge-Borbeck täglich von fünf Zügen angefahren, davon fuhren drei Züge bis zur Endstation Köln-Deutz. Bei einer Reisegeschwindigkeit von rund 30 km/h betrug die Fahrzeit knapp Stunden (Borbecker Chronik 2, S. 120).

Ab 1865 mussten für die Erweiterung des Bahnhofs Berge-Borbeck Enteignungen vorgenommen werden. Zu diesem Zweck erhielt Landrat Devens von der Königlichen Regierung die Anweisung, die betroffenen Eigentümer entsprechend zu benachrichtigen. Die Investitionen scheinen sich gelohnt zu haben. Gegen Ende der 1860er-Jahre passierten den Bahnhof Berge-Borbeck täglich über 200 Züge.

Das zog Probleme nach sich. Insbesondere der über die Gleise führende Zugang zum Stations-Gebäude barg erhebliche Gefahren für die Fahrgäste und für die Personenfuhrwerke in sich. Daher stellte der Borbecker Gemeinderat am 7. Dezember 1868 an die Köln-Mindener Gesellschaft den Antrag auf Verlegung des Stations-Gebäudes auf die andere Seite der Gleisanlage.

Im Zuge dieser Maßnahme wurde das bestehende Gebäude 1871 vergrößert und modernisiert. 1879 ließ die Borbecker Gas-Aktiengesellschaft eine Gasleitung zur Beleuchtung der Bahnhofsanlage installieren. So viel zur Frühgeschichte des einst so stolzen Bahnhofs Berge-Borbeck, von dessen ursprünglicher Gestalt nach dem Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg nur ein kleiner hölzerner Anbau übrig geblieben war.

In den 1950-er Jahren bot der Bahnhof ein trostloses Bild. Die Borbecker Nachrichten schrieben am 18. Januar 1958: „Ältester Essener Bahnhof muss noch immer auf bessere Tage warten.“ Die Deutsche Bundesbahn versprach daraufhin: „Der neue Bahnhof Bergeborbeck soll ein Juwel unter den Bahnhöfen der Bundesrepublik werden.“ (Ansichtssachen S. 65). Nun ja, jeder kann sehen, was tatsächlich daraus geworden ist. (FJG)

Quellen: Borbecker Chroniken 1 (1980), 2 (1981) und 6 (1993). – Ansichtssachen. Borbeck gestern und heute auf einen Blick. Essen 2009.            

 

 

 

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