Sie haben Fragen oder Anregungen? Schreiben Sie uns an:
Sie möchten Ihren Beitrag veröffentlichen lassen? Dann nutzen Sie unser
Sie möchten das ehrenamtlich arbeitende Nachrichtenportal borbeck.de unterstützen?
Mit einer Spende für mehr Inhalt und das interaktive leserfreundliche Layout helfen Sie uns sehr, aktuell und zuverlässig zu berichten, Tag für Tag! Auf Wunsch ist eine Spendenquittung möglich.
Es ist wieder einmal das Verdienst von Andreas Koerner, einen Borbecker aus verstaubten Akten und Archiven hervorgeholt zu haben. Dass es sich dabei um einen katholischen Priester handelt, der nicht nur Messen hielt und Beichte hörte, sondern mit dem heimischen Bergbauwesen eng verbunden war, macht seinen Fund allerdings zu etwas ganz Besonderem.
Johann Hermann Bückmann wurde am 4. November 1770 als Sohn des Johannes Henricus Neigmann, der später den Namen Bückmann annahm, und der Anna Maria Schulte-Herbrüggen geboren. Über seine frühen Jahre ist nichts bekannt. Andreas Koerner vermutet, dass er seine theologisch-philosophische Ausbildung samt Priesterweihe in Köln erhalten hat. Jedenfalls kam er nach Borbeck zurück und übernahm am 19. Februar 1794 das örtliche Vikariat. Es ist nicht auszuschließen, dass er das Amt seinem Vorgänger, so jedenfalls glaubt Koerner, für 1000 Reichtaler abgekauft hat.
Mit der Übernahme der Vikarie handelte sich Bückmann ziemlichen Ärger ein. Aus der Gemeindevertretung blies ihm aus nicht bekannten Gründen kalter Wind ins Gesicht. Vor allem fand der Vikar kein Gebäude vor, in das er hätte einziehen können. Das alte Vikariatsgebäude gab es nämlich seit 1780 nicht mehr. Also musste ein neues Gebäude her. Zu diesem Zweck tat sich Vikar Bückmann nach seinem Amtsantritt mit „Bevollmächtigten des Borbecker Quartiers“ zusammen, unter ihnen die Herren Herskamp, Paus und Gimken, und handelte mit ihnen einen Vertrag aus, dem die Fürstäbtissin Maria Kunigunde am 21. September 1794 schließlich ihren Segen gab. In dem Vertrag verpflichtete sich Vikar Bückmann erstens zum Bau und zur Instandhaltung eines neuen Vikariatsgebäudes aus eigenen Mitteln und zweitens zum unentgeltlichen Abhalten von Frühmessen an Sonn- und Feiertagen in der Borbecker Pfarrkirche. Diese Verpflichtung sollte auch für seine Nachfolger gelten. Da stellte sich nun die Frage, wie der Vikar das Ganze finanzieren sollte. Immerhin spendierten ihm die „Eingesessenen des Borbecker Quartiers“ einen einmaligen Baukostenzuschuss in Höhe von 230 Reichstalern. Als freiwillige Zusatzleistung sicherte man dem geistlichen Bauherrn noch die unentgeltliche Lieferung des Baumaterials zu. Ein Jahr später war der Bau fertiggestellt. Er stand dann der Stelle, wo sich heute die Germaniaapotheke in Borbeck-Mitte befindet.
Vikar Bückmann musste zusehen, wie er finanziell über die Runden kam. Zu den Einnahmen, über die verfügte, gehörten 120 Taler, die er von Köln aus erhielt. Wofür die Taler flossen, ist nicht bekannt. Seinen Lebensunterhalt bestritt der Vikar zum großen Teil aus den Pachteinnahmen, die zur Borbecker Vikarie gehörten. Sie waren lebensnotwendig, denn die Seelsorge in Borbeck, zu der er nicht verpflichtet war, leistete er freiwillig, ohne daraus einen Rechtsanspruch abzuleiten. Im Januar 1799 ließ er sich vom Borbecker Pastor Masberg schriftlich bestätigen, sechs Jahre in freier Entscheidung und aus reiner Gefälligkeit auf der Kanzel und im Beichtstuhl als Seelsorger tätig gewesen zu sein. Vikar Bückmann lag dies sehr am Herzen. Daher ließ er sich von den Gemeindebevollmächtigten im Dezember 1800 zusichern, dass man aus seiner freiwilligen Seelsorge keine Verbindlichkeit für seine Nachfolger ableiten dürfe.
Zahlreiche Predigten von Vikar Bückmann, der offenbar ein guter Prediger gewesen ist, sind im Pfarrarchiv aufbewahrt. Dazu gehören die obligatorischen Predigten zu Ostern und Weihnachten, aber auch solche zu besonderen Themen: Von der notwendigen Vereinigung der Tugend mit den Wissenschaften (1788). Oder: Über den wichtigen Einfluss der christlichen Religion auf die menschliche Gesellschaft (1809).
Nach dem Tod von Pfarrer Masberg im Jahre 1807 verwaltete Vikar Bückmann bis zum Dienstantritt des Nachfolgers Pfarrer Schwane im November des Jahres die Amtsgeschäfte einige Monate lang kommissarisch.
Einige Jahre später wandten sich Vikar Bückmann und der Pfarrer wohl wegen der gestiegenen Anforderungen in der Seelsorge in Borbeck an das Generalvikariat in Köln mit der Bitte, den Vikar künftig in die Seelsorge einbeziehen zu dürfen. Am 6. September 1817 kam die Entscheidung aus Köln, wonach den Inhaber der ersten Vikarie künftig zur Mithilfe in der seelsorgerischen Betreuung der Pfarre sowie zur Mitwirkung bei allen priesterlichen Funktionen und kirchlichen Feiern innerhalb und außerhalb der Kirche verpflichtete. Das war das Ende der Seelsorge auf freiwilliger Basis.
Schließlich wurde Vikar Bückmann zusätzlich im Bergbau aktiv. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm erwarb er Anteile an der Zeche Schölerpad. Um die Genehmigung für den Tiefbau zu erhalten, ging Vikar Bückmann durch alle Instanzen und wandte sich schließlich direkt an den König von Preußen. Der König wies den Antrag mit Schreiben vom 14. April 1826 zwar ab, machte in der Folge aber auf informellem Wege seinen Einfluss geltend, sodass zum Jahreswechsel 1830/31 der Zeche Schölerpad doch noch das Recht auf Tiefbau zugesprochen wurde. Vikar Bückmann, so kann man sagen, hat sich große Verdienste um den Bergbau in Borbeck erworben. 1833 wurde der Maschinenschacht auf Zeche Schölerpad, damals mit gut 90 m Tiefe einer der tiefsten Schächte im Ruhrgebiet, nach Vikar Bückmann benannt.
Vikar Bückmann, mit dessen Nachfolge der Kaplan Joseph Legrand betraut wurde, ist am 28. Oktober 1832 gestorben. (FJG)
Quelle: Andreas Koerner: Auf den Spuren des Borbecker Vikars Johann Hermann Bückmann. In. Borbecker Beiträge 1/1996, S. 4-13.