Albrecht, Hans

Musikwissenschaftler

Der gebürtige Borbecker und Gymbo-Absolvent ist in hier in der Gegend weitgehend unbekannt. Es ist das Verdienst von Wolfgang Sykorra, den biografischen Wegen des renommierten Musikwissenschaftlers nachgegangen zu sein.

Geboren ist Hans Albrecht am 31. März 1902 in Magdeburg. Kindheit und Jugend verbrachte er in Essen-Borbeck. Er besuchte nach der Volksschule das Gymnasium Borbeck und machte dort 1921 das Abitur. Im gleichen Jahr begann er zunächst in Münster, dann an der Humboldt-Universität in Berlin das Studium der Musikwissenschaft. 1925 schloss er sein Studium mit der Promotion ab (Titel der Doktorarbeit: „Die Aufführungspraxis der italienischen Musik des 14. Jahrhunderts“). In der Folge übernahm er Lehraufträge u.a. am Witte-Konservatorium und an der Essener Folkwang Universität der Künste (1933-1937).

Im April 1933 trat Hans Albrecht der NSDAP bei. Von Juni 1933 bis Januar 1934 war er Blockwart und Ortsgruppenkulturwart. 1934 folgte die Ernennung zum Leiter der Landesmusikerschaft Rheinland der Reichsmusikkammer. Von 1937 bis 1939 war er Referent in der Abteilung Musik des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Von 1939 bis 1941 arbeitete er als wissenschaftliche Hilfskraft am Staatlichen Institut für deutsche Musikforschung in Berlin. Dort wurde er 1940 zum Professor ernannt und zwei Jahre später an der Kieler Christian-Albrechts-Universität habilitiert. 1942 und 1943 vertrat der die Musikwissenschaft im Senat der Preußischen Akademie der Künste.           

Nur in wenigen Fällen wurde das Entnazifizierungsverfahren zum Stolperstein für die Fortsetzung der beruflichen Karriere nach dem Kriege. Auch die Entnazifizierung von Hans Albrecht, an deren Ende die Zuordnung in die Kategorie V „unbelastet“ stand, verlief geräuschlos. 1947 wurde er Dozent für Musikgeschichte am Musikwissenschaftlichen Institut der Christian-Albrechts-Universität Kiel, 1955 folgte die Ernennung zum Professor. In Kiel lehrte Hans Albrecht bis zu seinem Tod im Jahre 1961.

Hier nun eine kurze Zusammenstellung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit nach 1945: Leitung des Schleswig-Holsteinischen Instituts für Musikforschung; Herausgeber der Fachzeitschrift „Die Musikforschung“ und der „Acta Musicologica“; Leiter des Johann-Sebastian-Bach-Instituts in Göttingen; Mitarbeit am Deutschen Musikgeschichtlichen Archiv in Kassel; Editionsleiter des „Erbes deutscher Musik“ und Mitarbeiter an der Enzyklopädie „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“, die von seinem Kollegen Friedrich Blume, Professor in Kiel von 1938 bis 1958, herausgegeben wurde.  Blume, für den Hans Albrecht als Berater tätig war, wurde 1947 in seinem Entnazifizierungsverfahren vom Deutschen Unterausschuss der Kieler Universität ebenfalls als „unbelastet“ eingestuft.

Hans Albrecht, verheiratet, zwei Söhne, lehrte bis zu seinem Tod am 20. Januar 1961 an der Universität in Kiel. (FJG)

Quelle: Wolfgang Sykorra: Von der Penne in die Welt. Borbecker Porträts, hg. v. Lothar Böning. Essen 2013, S. 16/17. – Michael Custodis: Friedrich Blumes Entnazifizierungsverfahren. In: Die Musikforschung 65. Jahrgang, 2012, Heft 1.

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