Vossgätters Mühle

Zu den Erfindungen des Menschen, sich das Leben zu erleichtern, gehörte die von Wasser oder Wind angetriebene Mühle. Das auf Feldern angebaute und geerntete Getreide, muss gemahlen werden, um essbar zu sein. Auch im Bereich der heutigen Stadt Essen waren schon früh Mühlen im Einsatz, hauptsächlich Wassermühlen, die das Gefälle der Bäche ausnutzten, um die Mahlsteine in Gang zu setzen. An dem Bach, der unterhalb der Laarmannstraße entspringt, war schon zu Zeiten der Fürstäbtissinnen diese Mühle in Betrieb, die irgendwann Vossgätters Mühle genannt wurde.

Der Wandel der technischen Entwicklung fand auch bei dieser Mühle ihren Ausdruck: 1859 wurde zusätzlich zum traditionellen Wasserrad eine 8 PS starke Dampfmaschine eingesetzt. Dazu gehörte auch ein hoher Schornstein. Durch das Aufkommen der Großmühlen, wie sie zum Beispiel am Duisburger Innenhafen standen, wurde den Kleinbetrieben wie Vossgätters Mühle langsam die Geschäftsgrundlage entzogen.

Der letzte Müller dieser Mühle hieß Josef Aumüller. Er stellte 1949 den Mühlenbetrieb ein. Das Wohnhaus, der Schornstein und kleinere Gebäude wurden abgerissen. Der Wasserstauteich zugeschüttet. Das eigentliche Mühlengebäude unmittelbar am Bach blieb stehen. Der letzte gewerbliche Nutzer war eine Messebaufirma. Im Rahmen des Programms der Begrünung des Essener Nordens fiel das Mühlengebäude auf. Da es mitten im Grünzug stand, sollte es abgerissen werden. Dass damit auch ein Stück Geschichte verschwinden würde, fiel dagegen gar nicht ins Gewicht. Gegen diese Abrissidee erhoben die Borbecker Nachrichten und Borbecker Bürger Einspruch.

Gesucht wurde daraufhin ein passender Nutzer. Der fand sich in der Naturschutzjugend Essen-Mülheim. Unter der Leitung des Jugendwarts Uwe van Hoorn war eine aktive und wachsende Jugendgruppe entstanden, die nach einem eigenen Quartier suchte. Nach zweieinhalb Jahren hartem Einsatz der Jugendlichen konnte sie am 8. Juni 1985 mit einer Eröffnungsfeier in die Mühle einziehen. (Guido Hemmer: Naturschutzjugend Essen-Mülheim, in: Andreas Koerner: Zwischen Schloss und Schloten. Die Geschichte Borbecks. Essen 1999, S. 246-247)

Im Laufe der Jahre stellte sich heraus, dass größere Sanierungsarbeiten notwendig waren, um die gute Arbeit der Naturschutzjugend fortzusetzen. Dazu schrieb Rainer Maas, der zweite Vorsitzende der Naturschutzjugend: „Nachdem die Naturschutzjugend in 2010 das 25jährige Jubiläum ihres Naturschutzzentrums feierte, wurde ihr seitens der Stadt Essen als Vermieterin eine umfangreiche Sanierung der Voßgätters Mühle auferlegt oder aus finanziellen Gründen der Stadt ein Abriss des Gebäudes angekündigt.

Da die Sanierungskosten auf 450.000 Euro geschätzt wurden, hat sich ein Trägerverein gegründet, der die Voßgätters Mühle von der Stadt Essen übernahm und als neuer Eigentümer den dazugehörigen Erbbauvertrag über das Grundstück mit der Stadt schloss.“ Zum Vorsitzenden des Trägervereins wurde der bekannte Naturschützer Dr. Horst Pomp gewählt, der einigen Borbeckern noch als Arzt am Bethesdakrankenhaus bekannt ist. Die hohen Kosten wurden weitgehend durch Spenden u. a. aufgebracht.

Die Naturschutzjugend Essen/ Mülheim e.V. feierte an vier Tagen (30.Mai - 2. Juni 2013) ihre Gründung als NAJU-Jugendgruppe im Naturschutzbund Ruhr vor 30 Jahren und die Wiedereröffnung ihres „Natur- und Jugendzentrum Voßgätters Mühle“ gemeinsam mit NAJU NRW e.V. und NABU Ruhr e.V. sowie dem Trägerverein „NABU Natur- und Jugendzentrum Voßgätters Mühle e.V.“ Dieses Zentrum „Voßgätters Mühle“ hat ein breites Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Halbjährlich erscheint dazu ein ausführliches Programmheft. Man kann sich darüber natürlich auch über das Internet informieren unter: www.voessgaetters-muehle.de.

(Andreas Koerner)

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