Sibylle von Montfort-Rothenfels

Fürstäbtissin 1543-1551

Sibylle von Monfort-Rothenfels stammt aus einem alten schwäbischen Adelsgeschlecht aus der Bodensee-Region. Sie ist die Tochter von Hugo von Montfort und Anna Gräfin von Zweibrücken. Die Schwester Margarete von Montfort (gestorben 1556) war Äbtissin des freiweltlichen Damenstifts Buchau am Federsee. Beide Schwestern verzichteten 1523 auf ihr Erbe.

Sibylles Probation im Stift Essen erfolgte bereits im Jahre 1510. Am 15. Dezember 1534 wurde sie als Nachfolgerin von Margarete von Beichlingen zur Äbtissin gewählt, die Wahlbestätigung erfolgte verspätet am 15. Juli 1535. Sibylle von Montfort starb am 10.März 1551 und wurde in der Essener Münsterkirche beigesetzt.

Sibylle soll im Jahre 1538 den Reichstag in Augsburg 1538 besucht haben. 1550 hat sie die Ausschmückung des Kapitelsaals im Essener Stift mit Bildnissen verstorbener Essener Äbtissinnen in Auftrag gegeben. Viel mehr ist über ihr Leben und ihre Regierungszeit nicht bekannt.

Als sich die Reformation nach 1530 in den westfälischen Territorien ausbreitete, wurde die neue Lehre auch in Stift und Stadt Essen zu einem aktuellen Thema. Äbtissin Sibylle wurde wie einigen ihrer Stiftsdamen eine Nähe zur Reformation nachgesagt. Sie blieb jedoch – allerdings in der Form eines mittleren Weges („Via media“), wie ihn Herzog Johann III. von Jülich-Cleve-Berg propagierte – beim alten Glauben. Sie führte 1538 in der Stiftskirche St. Gertrud in Essen die klevische Kirchenordnung von 1533 ein und verpflichtete den Pfarrer auf die Auslegung des katholischen Glaubens in Form des mittleren Weges. Dazu gehörten u.a. die Austeilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt und der Verzicht auf die traditionellen Heiligenprozessionen.

Die Ausbildung einer eigenständigen lutherischen Gemeinde in der Stadt Essen, die zum Beispiel im Anspruch der Stadt auf die Besetzung der Pfarrstelle an der Marktkirche ihren Ausdruck fand, konnte (oder wollte) die Äbtissin nicht verhindern. In der Folge standen sich die gemischt-konfessionelle Stadt Essen und das offiziell altgläubige Stift gegenüber. Während Sibylle versuchte, mit Hilfe der Via media den katholischen Glauben durch Neuerungen in der praktischen Ausübung zu modernisieren, neigten ihre Nachfolgerinnen zu einer eher liberal-passiven Haltung in Fragen der Reformation. (FJG)

Quellen: Ute Küppers-Braun: Macht in Frauenhand. 1000 Jahre Herrschaft adeliger Frauen in Essen. Essen 2020. - https://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/reformation-in-westfalen.de.

 

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