Schleuse Dellwig

Entstanden ist die Schleusenanlage Dellwig III beim Bau des Rhein-Herne-Kanals. Erste Pläne für die Anlage eines Schifffahrtkanals zwischen Herne und Duisburg existierten bereits in den 1880er-Jahren. Durch die Industrialisierung wurde es notwendig, zwischen den industriellen Kerngebieten der Hellweg- und Emscherzone ein Kanalsystem in Ost-Westrichtung für den Transport von Massengütern wie Kohle, Erz, Eisen und Stahl anzulegen.

Gebaut wurde der Rhein-Herne-Kanal schließlich in den Jahren 1906 bis 1914 unter der Leitung der Königlichen Kanalbaudirektion Essen. Am 17. Juli 1914 befuhr das erste Schiff, ein Schleppkahn mit dem bezeichnenden Namen „Tyd is Geld“, den neuen Wasserweg. Die 38 Kilometer lange Trasse zwischen Herne und Duisburg hatte auf der gesamten Strecke einen Höhenunterschied von 36 Metern zu überwinden. Dazu baute man insgesamt sieben Schleusen, darunter die Schleusenanlage in Dellwig. Sie war die dritte Stufe des Rhein-Herne-Kanals und hatte wie alle anderen Stufen des Kanals zwei Schleusen von jeweils 165 Meter Länge und 10 Meter Breite. Die Schleusen wurden mit Klapptoren und Schiebetoren geschlossen. Später wurden in der Dellwiger Schleuse die Klapptore auf Hubtore umgestellt.

Die Stadt Essen nahm seinerzeit den Bau des Kanals zum Anlass, die Eingemeindung von Borbeck und Altenessen voranzutreiben. Man brauchte, um die Vision von der Metropole Ruhr Wirklichkeit werden zu lassen, einen eigenen Hafen und mit dem Hafen eine Anbindung an den Rhein. In dieser Zielsetzung war man sich mit der Firma Krupp einig. Der Bau des Rhein-Herne-Kanals zwang die Stadt Essen sowohl im eigenen Interesse als auch im Interesse der Industrie (Krupp), Borbeck einzugemeinden. Krupp unterstützte den Bau des Kanals als günstigen Transportweg zum Rhein. Dazu brauchte man für den Transport der Güter zum Rhein eine „bequeme Wasserstraße“ von den Fabrikanlagen zum Rhein-Herne-Kanal. Doch wurden der dafür geplante Stichkanal und der eigene Krupphafen zwischen Bochold und Altenessen nie gebaut.

Vor 1950 musste der Kanal in Höhe der Schleuse wegen der durch den Bergbau verursachten Absenkungen im Gelände ausgebaggert werden, die Ufer wurden zurückverlegt. Schließlich wurde die Schleuse Dellwig III 1980 wegen der Bergsenkungen aufgegeben. In der Ausgabe der Borbecker Nachrichten vom 4. September 1981 heißt es dazu: „Nur ein Findling erinnert noch an Schleuse III. In den nächsten Tagen erfolgt die offizielle Abnahme, dann brechen die letzten Wasserwerker ihre Zelte ab, das Kapitel Schleuse Dellwig ist beendet.“ Heute befinden sich als Bestandteile des „Kulturkanals“ im Bereich der ehemaligen Schleuse zwischen Freibad Hesse und Centro Oberhausen Uferwanderwege, Radwege, Paddeleinstiege für Rudervereine, ein Rastplatz und eine Schiffsanlegestelle. Ein Naturstein am Kanalufer (inzwischen ohne Gedenkplatte) erinnert an die Schleuse. (FJG)

Quelle: Ansichtssachen. Borbeck gestern und heute. Klartext-Verlag, Essen, 2009. (Aufnahmen ebda. S. 93). – Bild oben: Eröffnung des Rhein-Herne-Kanals 1915 - Homepage des Bürger- und Verkehrsvereins Dellwig/Gerschede 1910 e.V.

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