Phönixhütte und Phönixhalde

Nein, die Phönixhütte war oder ist kein Studio des gleichnamigen Senders und sie hat auch nichts mit dem Vogel aus der griechischen Mythologie zu tun, der am Ende seines Lebens verbrannte, um dann aus der eigenen Asche wieder aufzuerstehen. Die Geschichte der Phönixhütte ist viel prosaischer: Im Jahre 1847 verkaufte Graf Recke-Volmarstein von Haus Berge Grund und Boden an den aus Belgien stammenden Industriepionier Charles Détillieux. Dieser ließ auf dem Gelände eine Eisenhütte errichten, die 1851 angeblasen wurde. Ein Jahr darauf hielt die Phönixhütte Anschluss an den Bahnhof Bergeborbeck. Direktor war Friedrich Lange, Beigeordneter im Borbecker Gemeinderat von 1876 bis 1907, gleichzeitig auch Direktor der Phönixhütte in Kupferdreh.

Gegen die großen Hüttenwerke konnte sich die Bergeborbecker Hütte trotz ihrer vier Hochöfen, in denen Eisen mit Koks verschmolzen wurde, auf Dauer nicht durchsetzen. Den „Todesstoß“ erhielt sie während der Ruhrbesetzung durch die Franzosen, als sie nicht mehr an den Kalkstein herankam, der für die Produktion notwendig war. Deshalb wurde der Betrieb 1923 geschlossen und abgerissen.

1934 kaufte die Stadt Essen das Gelände und legte das sogenannte „Gaufeld“ an, Schauplatz für NS-Aufmärsche und andere Propagandaveranstaltungen. Hier hielt am 26. September 1939, kurz vor Kriegsbeginn, Joseph Goebbels beim Gau-Parteitag vor (wie man sagt) 50 000 Zuhörern eine Rede mit den üblichen Durchhalteparolen. Später kaufte Krupp der Stadt das Gelände ab und errichtete ein Barackenlager für Zwangsarbeiter.

Nach dem Krieg lebten in diesen Baracken und in provisorischen, selbstgebauten Holzbehausungen wohnungslose Menschen ohne Wasseranschluss und WC. Erst 1967 soll der letzte Barackenbewohner das Gaufeld verlassen haben. Die Schlackenhalde der Hütte wurde in den 1950er-Jahren aufgefüllt und bepflanzt. Sie war wegen der Luftschutzstollen, die während des Krieges angelegt worden waren, stark einsturzgefährdet. Deshalb durfte sie nach der Umwandlung in einen Park zunächst nicht betreten werden. Heute ist die frühere Halde ein kleines Naherholungsareal mit viel Grün und Baumbepflanzung. (FJG)

Quelle: Ansichtssache. Borbeck gestern und heute auf einen Blick. Hrsg. Borbecker Nachrichten. Essen 2099, S. 62 und 63. – Andreas Koerner im WAZ-Artikel vom 22. Januar 2018.

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