Paus-Straßen

Zwischen Donnerstraße, Weidkamp und Kön-Minder-Eisenbahn gibt es in Gerschede mehrere Straßen, die den Namen Paus führen. Da ist einmal die Pausmühlenstraße (bis 1915 Teichstraße), die vom Weidkamp ausgeht, den Pausmühlenbach quert und im Linksbogen zur Donnerstraße führt. Während der Pausmühlenkamp die Pausmühlenstraße nach Norden hin verlängert und an der Weidenstraße endet, zweigt die Pausmühlenhegge („Hecke“) hinter dem Pausmühlenbach von der Pausmühlenstraße nach links ab und führt im rechten Bogen zur Pausmühlenstraße zurück.

Die Pausstraße (bis 1977 Gartenstraße) schließlich geht von der Pausmühlenstraße ab, quert die Weidenstraße und endet ohne direkten Anschluss kurz vor dem Kraienbruch. Verlaufen kann man sich trotzdem nicht. Die Straßen haben alle ihren Namen von einer Familie bekommen, die im Borbecker Raum mehrere verstreut liegende Höfe besessen hat. Die Familie Paus gehörte zu den ältesten Borbecker Familien. Der Urhof (Hof 1) der Familie lag im sogenannten Vogelheimer Dorf (heute: Bereich Stolbergstraße, Am Ringofen, Neustraße).

Dann gab es den Paushof am Weidkamp (Hof 2), der als sogenanntes Behandigungsgut (behandigen = verpachten) zum Oberhof Borbeck gehörte. Zuletzt waren die Eheleute Everhard Dieckmann und Maria Magdalena Paus mit dem 59 Morgen großen Hof behandigt. 1835 löste Hermann Paus die auf dem Hofe ruhenden Lasten ab und wurde so zum uneingeschränkten Eigentümer. Er wohnte hier bis zu seinem Tod im Jahre 1842. Zum Paushof unterhalb von der Kirche St. Dionysius im Bereich Weidkamp/Möllhoven) gehörten die Kotten Dodland (heute: Am Brachland) und Leggewie an der Pollerbecke in Schönebeck.

An der Pausmühlenstraße lag, wie der Name verrät, der Paushof (Hof 3) samt Pausmühle, die 1813 von dem Bauern Hermann Dieckmann genannt Paus als Kornwassermühle errichtet worden war. Wegen unzureichender Wasserverhältnisse wurde die Mühle zunächst auf Dampf bzw. Gas umgestellt und ab 1939 elektrisch betrieben. 1970 wurde die Mühle auf dem Paushof stillgelegt. Der Paushof selbst wurde 1982 abgerissen. Heute steht dort das Haus der Naturschutzjugend Essen/Mülheim (Voßgätters Mühle).

Dann gab es den erstmals 1444 erwähnten Paushof in Bedingrade/Frintrop (Hof 4) im Bereich der heutigen Lohstraße und der Straße Auf dem Eichholz. Dort war 1912 eine Marienkapelle errichtet worden. Der Hof wurde 1975 abgerissen. Weitere Höfe, die vom Urhof in Vogelheim ausgingen, lagen in Bochold und Altendorf.

Auf Grund der Größe des Hofes und wegen der Nähe zur bewaldeten Borbecker Mark besaßen die Pausbauern bis ins 18. Jahrhundert hinein das Vorzugsrecht bei der Besetzung der Försterstellen in der Borbecker Mark.

Der Name Paus (früher auch „Pawes" geschrieben) bedeutet „Papst". Der Beiname geht zurück auf die Rolle, die die Pausbauern bei den traditionellen Lichtmessumzügen innehatten. Sie verkörperten beim Winteraustreiben und Fastnachtsmummenschanz den Papst. Andere Bauern waren als Kaiser, Bischof und Kardinal verkleidet. Die Rolle als Papst wurde schließlich zum Hof- und Familiennamen. (FJG)

Quellen: Ludwig W. Wördehoff: Borbeck in seinen Straßennamen. Essen 1987. – Ansichtssachen. Borbeck gestern und heute auf einen Blick. Essen 2009, S. 78.

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