Matthäuskirche

Im Borbecker Adressbuch von 1905 findet man auf Seite IV eine Tabelle der Einwohnerzahlen. Danach gab es 1817 in der gesamten Bürgermeisterei Borbeck (umfassend Borbeck, Bochold, Frintrop, Bedingrade, Dellwig, Gerschede, Schönebeck, Bochold, Vogelheim, Lirich, Lippern, Altendorf, Frohnhausen und Holsterhausen) 3687 Einwohner. Davon waren 4 evangelisch. Damit fing es an. Es kamen im Laufe der Zeit viele weitere evangelische Zuwanderer. Zuständig für die Evangelischen in Borbeck war zunächst die evangelische Gemeinde Essen-Altstadt. 1845 wurde am Fliegenbusch ein Häuschen angemietet, wo der erste evangelische Schulunterricht stattfand. Die weitere Zuwanderung machte mehr Klassenräume erforderlich. Es wurde eine Schule an der Wüstenhöferstraße gebaut.

Dafür mussten Spenden gesammelt werden, denn die neuen evangelischen Borbecker waren meistens arm. Es spendeten Bergwerksgesellschaften, Knappschaftskassen, der Gustav-Adolf-Verein und viele Kirchengemeinden der näheren und weiteren Umgebung. In der Nacht vor der Einweihung der Schule am 24. Oktober 1848 brannte sie ab. Die Brandursache wurde nicht geklärt. Es wurde unermüdlich weiter gesammelt. Am 17. April 1849 wurde die erste evangelische Schule in Borbeck in Betrieb genommen. Erste Gottesdienste fanden dort auch statt. Das war natürlich ein Provisorium. Eine eigene Kirche musste gebaut werden. 1854 wurde ein Grundstück an der Bocholder Straße gekauft. Die Baukosten für die Kirche waren nicht gering. Es musste wieder gespart und gesammelt werden.  

Am 26. Oktober 1864 wurde nach rund zehnmonatiger Bauzeit die Matthäuskirche an der Bocholder Straße eingeweiht durch den Pfarrer Wilhelm Friedrich Haardt, der von 1859 bis 1897 Borbecker Pfarrer war. (Die Haardtstraße in der Nähe wurde 1915 nach ihm benannt.) Die Bauleitung hatte der Essener Stadtbaumeister Carl Friedrich Theodor Freyse (1815-1888). Es ist anzunehmen, dass er auch den Bauplan angefertigt hatte. Sein Vater Heinrich-Theodor Freyse hatte das Wirtschaftsgebäude von Schloss Borbeck entworfen. (vgl. Andreas Koerner: Baumeister Freyse, in: Borbecker Beiträge 19 (1994) S. 3-8) Im Laufe der Zeit gab es kleinere Veränderungen am Kirchenbau.

Dann kam der Zweite Weltkrieg. Am 25. Oktober 1944 wurden die Bombenschäden an der Matthäuskirche so groß, dass dort kein Gottesdienst mehr stattfinden konnte. An Wiederaufbau ist zunächst nicht zu denken. Als der Pfarrer Karl Schreiner (1889-1961) 1949 beim Landeskirchenamt die Genehmigung der Aufnahme eines Kredits beantragte, schilderte er die Lage: „Seit 1946 findet der Gottesdienst im Parterre des Pfarrhauses neben der Matthäuskirche statt. Einige Zimmer sind miteinander verbunden worden. Bibelstunde, EAB, Mütterkreis, kirchl. Unterricht und Presbyteriumssitzungen finden ebenfalls dort statt, wie auch Trauungen. (...) In den jetzigen Räumen finden höchstens 120 Gottesdienstbesucher Platz. Ca. 1/3 stehen. Teilweise beseht wegen Mauervorsprüngen oder weil die Treppe zum Sitzen benutzt wird, wie auch der Flur, kein Sichtkontakt zum Pfarrer, der den Gottesdienst hält. Die Belüftungsverhältnisse sind so schlecht, dass manche während des Gottesdienstes wegen Unpässlichkeit den Raum verlassen müssen.“

Am 25. Oktober 1953 wird die wieder aufgebaute Matthäuskirche eingeweiht. Beim Wiederaufbau erhielt die Kirche zunächst einen weißen Anstrich. 1977 kamen Farben ins Spiel. Das Rot und das gedämpfte Weiß des Außenanstrichs haben nicht damit zu tun, dass auf dem Matthäusfriedhof auch Georg Melches vom Fußballverein begraben liegt.

Am 14. Dezember 1995 wurde die Matthäuskirche in die Denkmalliste der Stadt Essen eingetragen. Das erwähnte Pfarrhaus neben der Kirche wurde am gleichen Tag auch in die Liste eingetragen. Es wird im Gemeindeblatt und allgemein wegen der Farbe „Grünes Haus“ genannt. (Literatur: Karl-Heinz Stein: 1864 - 1989. 125 Jahre Matthäuskirche. 1989. 36 S.)

(Andreas Koerner)

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