Legrandallee

Eine ungewöhnliche Herkunftsgeschichte hat die Straßen Legrandallee in Borbeck, heute eine Verbindungsstraße zwischen Otto-Brenner-Straße und Theodor-Hartz-Straße. Benannt ist die Straße nach Johann Joseph Legrand, der von 1840 bis zu seinem Tod im Jahre 1877 Pfarrer an St. Dionysius war.

Details zur Namensgeschichte der Straße haben wir Lutz Niethammer und seiner Studie über den Borbecker Communalbaumeister Heinrich Voßkühler zu verdanken. Demnach trug die Legrandstraße ursprünglich den Namen Kaiserstraße. Sie führte von Borbeck-Mitte am Borbecker Rathaus vorbei in Richtung Bochold und Bergeborbeck. Zu der Zeit, in der die Bürgermeisterei Borbeck sich darum bemühte, den Status einer selbstständigen Stadt zu erhalten, hatte der damalige Communalbaumeister Voßkühler zur Aufwertung der lokalen Infrastruktur die Idee, eine Hauptverbindungstraße zwischen Bergeborbeck und Germaniaplatz anzulegen. Es sollte nicht irgendein Weg sein, sondern eine Prunkstraße mit vierfachen Baumreihen und sechs Meter tiefen Vorgärten.

Bis zu diesem Zeitpunkt, wir schreiben das Jahr 1893, war die für die Renommierstraße vorgesehene Trasse ein einfacher Feldweg, an dem Voßkühler in der Hoffnung, dass aus dem Feldweg eine Prunkstraße werde, bereits eine pompöse Villa hingesetzt hatte, die bis heute erhalten ist. Daraus wurde aber nichts. Denn die geplante Trasse hätte vom Garten der Dienstvilla des Bürgermeisters Rudolf Heinrich ein beträchtliches Stück weggenommen.

Das wollte der Bürgermeister, der mit seinem Baumeister sowieso über Kreuz lag, auf keinen Fall hinnehmen und setzte daher auf die Planskizze für die geplante Allee die handschriftliche Randnotiz: „Kommt derzeit überhaupt nicht in Frage!“ Um sicher zu sehen, dass sich Voßkühlers Idee nicht doch noch durchsetzen könnte, genehmigte er flugs mitten in die Verlängerung des Straßendurchstichs zur Ortsmitte hin den Bau eines Hauses. Auf diese Weise wurde Voßkühlers „Kaiserallee“ zur Sackgasse. Die Kaiserstraße wurde dann 1915 im Zuge der Eingemeindung Borbecks zur „Fürstenstraße“ degradiert. Seit 1935 trägt sie den Namen Legrandallee. So ist der Kaiser verschwunden und die Allee samt Legrand geblieben. (FJG)

Quellen: Lutz Niethammer, Umständliche Erläuterung … - Ansichtssachen, S. 27;  Ludwig Wördehoff, Borbeck in seinen Straßennamen.

Zurück