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Nach Ludwig Wördehoff handelt es sich bei der Straße Kraienbruch um einen alten Weg, der von Mülheim über Bedingrade nach Karnap und Horst führte. Bis zur Eingemeindung 1915 hieß diese Straße Grünstraße. Sie begann an der damaligen Bergstraße (heute Reuenberg in Höhe Dachsfeld), unterquerte die Köln-Mindener Eisenbahnlinie, ließ die katholische Kirche St. Michael und die katholische Schule Dellwig II (heute Kraienbruchschule) links liegen und endete kurz darauf an der aus Borbeck kommenden Prosperstraße (heute Levinstraße).
An diesem Verlauf hat sich bis heute nichts geändert. Damals wie heute verband sie die Stadtteile Gerschede und Dellwig. Der Kraienbruch war ein nach den Krähen benanntes Sumpfland (Bruch) am Ende der Haus-Horl-Straße. Es wurde 1839 auf mehrere Interessenten – Vollbauern, Dreiviertelbauern, Halbbauern, Pferdekötter und Schuppenkötter – aufgeteilt. Die Äcker und Wiesen wurden von den jeweiligen Eigentümern im Wechsel drei Jahre bewirtschaftet und als Weideland genutzt, u.a. auch von den Wildpferden der Güter Berge, Ripshorst, Heck und Horl.
Am Zusammenschluss von Haus-Horl-Straße und Bottroper Straße lag der Krayenbruchshof. Das Kettenbuch von 1332 nennt als Aufsitzer (vom Gutsherrn als Eigentümer eingesetzter nutzungsberechtigter Besitzer) einen Johannis Kreyenbrokes, im Landmatrikel von 1668 wird ein Johan Krayenbroich als Aufsitzer geführt. Der um 100 Morgen umfassende Hof gehörte zum fürstlich-essendischen Oberhof Borbeck, mit dem 1744 ein Wilhelm Kraienbruch und 1789 dessen Ehefrau Anna Maria (geb. Quiskamp) „behandigt“ wurden (eine Form der Besitzerteilung). Letztere heiratete in zweiter Ehe einen Theodor Ortmann, gen. Kraienbroch, der im Jahre 1840 die auf dem Hof ruhenden Lasten ablöste und damit Eigentümer des Kraienbruchhofs wurde.
Bis zur Aufhebung der Wohnsiedlung Brauk und der Pfarrgemeinde St. Bernhard in den 1970er-Jahren befand sich in der Nähe des alten Hofes die Gärtnerei Buschmann. Im Kraienbruch gibt es drei Baudenkmäler: Die Kirche St. Michael von 1911/1912, die Kraienbruchschule vom Ende des 19. Jahrhunderts und die in der Nähe der Kirche aufgestellte alte Seilscheibe von der Zeche Helene & Amalie aus den Jahren 1904/1906. Erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass der Dellwiger Heimatdichter und langjährige Rektor der Stifterschule Hermann Hagedorn bis zu seinem Wechsel ins Sauerland im Kraienbruch Nr. 32 gewohnt hat. (FJG)
Quellen: Erwin Dickhoff: Essener Straße, Essen 2015. – Ludwig W. Wördehoff: Borbeck in seinen Straßennamen. Essen 1987.