Herskamp, Familie und Hof

Der Schmiedemeister Johann Herskamp gen. Luthe (1882-1963) hat zu seinen Lebzeiten viel über seine Familie erzählt. Sein Familienzweig stammt vom großen Herskamphof zwischen den Dellwiger Bahnhöfen am unteren Barchemtal, dort wo die Eisenbahn-Wohnungsgesellschaft „Ruhr-Niederrhein“ 1954 Wohnhäuser in den neuen Straßen Im Dreieck, Regenweg, Tauweg und Wiesengrund errichtet hat. Johann Herskamp sprach gern augenzwinkernd über die frauendominierte Genealogie der Herskamp-Familie. Sein Ahnenhof wurde nämlich über die Jahrhunderte durch Heirat und Tod einige Male nacheinander von Frauen beerbt. Da es bei den Alteingesessenen üblich war, den Haus- und Hofnamen bei jedem Besitzwechsel beizubehalten, ergab sich ein ziemliches Namenskuddelmuddel.

Angefangen hat alles mit dem Hof Herskamp in der Bauerschaft Dellwig, der in alten Urkunden auch Hyrsekamp, Heerskamp, Heskamp und Heiskamp genannt wird. Bei dem Hof handelte sich es um ein sog. Erbleibgewinngut des adeligen Damenstifts Stoppenberg. 1320 verkaufte ein Everhard vom Hof Arenbole die zu diesem Hof gehörende Hofstelle (mansus) Hyrsekampe mit Herman Hyrsekamp, dessen Ehefrau und zwei Kindern an seinen Bruder Rutger.

Danach ist die überlieferte Geschichte der Familie Herskamp für einige Jahrhunderte untergebrochen. Im Landmatrikel von 1668 wird als Aufsitzer auf dem Haeskampvhove ein Dietherich Herßkamp geführt. Sein Hof ist rund 36 Morgen groß und in den Oberhof Borbeck zehntpflichtig. Ein Jahr darauf er als Dierich Herskamp geführt, verbunden mit dem Hinweis, dass ihn das Kapitel des Stifts Stoppenberg mit dem im Kirchspiel Borbeck und in der Bauerschaft Dellwig gelegenen Haeskamphove behandigt hat.  

Dann kommen die Frauen. Der Familienname geht durch Heirat auf einen Johann Heinrich May aus Gerschede gen. Herskamp über, der eine Anne Marie Herskamp geheiratet hatte. Er und seine Frau werden laut Gewinnbrief vom 9. Dezember 1786 auf Lebenszeit mit dem Hof behandigt.

Nach dem Tod des Ehemannes heiratet Anne Marie Herskamp den Wilhelm Halfmann Terboven gen. Herskamp. Er wird 1789 auf 25 Jahre mit dem Hof behandigt und bleibt auch nach Ablauf der Behandigungszeit im Besitz des Hofes. In der „Essener Früchteliste“ von 1795 erscheint er als Halbbauer Heerskamp. Der Hof gehört zu diesem Zeitpunkt immer noch zur Grundherrschaft des Damenstifts Stoppenberg.

Nach seinem Tod und dem Tod der Ehefrau im Jahre 1834 gehen Hof und Name auf die Tochter Maria Catharina Herskamp über, die mit einem Heinrich Vieselmann verheiratet ist. Nach dem frühen Tod der Mutter 1836 übernimmt die erwachsene Tochter Maria Angela Vieselmann genannt Herskamp das Erbe. Diese heiratet einen Franz Luthe vom Overbeckshof in Vogelheim.

Einige Zeit nach der Aufhebung des Damenstifts lösen die Eheleute Luthe genannt Herskamp im Jahre 1834 die auf dem Hof ruhenden fiskalischen Lasten ab und werden dadurch uneingeschränkte Eigentümer des 76 Morgen großen Hofs.

Nach eigenem Bekunden will der eingangs erwähnte Schmied Johann Hermann die Familie um 1917 dazu gebracht haben, auf den Namen Luthe zu verzichten und nur noch den althergebrachten Namen Herskamp zu verwenden. (FJG)

Quelle: Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Essen 2015. – Ludwig W. Wördehoff: Schmiedemeister Herskamp erzählte. In: Borbecker Beiträge 1/2011, S. 9 und 10.

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