Hengst, Christine

Christine Hengst kam am 16. April 1897 als ältestes von neun Kindern in Essen zur Welt. Ihr Vater war städtischer Büroassistent. Nach dem Examen kam sie 1916 als Hilfsschullehrerin zum Einsatz, um dann ab 1919 als Lehrerin an einer Schwerhörigenschule in Essen zu arbeiten. Durch ein Studium der Philosophie, Psychologie und Psychopathologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, für das sich Christine Hengst von 1925 bis 1927 vom Schuldienst freistellen ließ, und über zusätzliche Fortbildungsmaßnahmen erwarb sich die engagierte Pädagogin einen guten Ruf als Heilpädagogin. Überhaupt blieb die Heilpädagogik stets im Mittelpunkt ihrer beruflichen Tätigkeit.

Die aus christlichem Elternhaus stammende gläubige Katholikin Christine Hengst ließ sich von den neuen Machthabern nicht vereinnahmen, trat keiner NS-Organisation bei, sondern engagierte sich stattdessen im „Verein katholischer deutscher Lehrerinnen“ mit Sitz in Essen und leitete Arbeitskreise für Ordensschwestern zur Erlangung der Missio canonica. In der Folge musste sie ihr Amt als Leiterin der Junglehrerfortbildung in Essen auf Druck der Nazi-Behörden aufgeben. Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die politisch unbelastete Christine Hengst zur Schulrätin ernannt und war in dieser Funktion zuständig für die Sonderschulen in Essen. Später übernahm sie die Leitung des Schulbezirks Borbeck. 1962 ging sie in den Ruhestand.

Neben ihrer beruflichen Tätigkeit übernahm sie ehrenamtliche Aufgaben. Ab 1945 leitete sie die „Arbeitsgemeinschaft der katholischen Essener Frauenverbände“ und wurde im gleichen Jahr Vorstandsmitglied im Diözesankomitee der Katholikenausschüsse des Erzbistums Köln.

Am 6. Februar 1966 ist Christine Hengst in Essen gestorben. Sie wurde auf dem Parkfriedhof beigesetzt. Zeit ihres Lebens blieb die rastlos tätige Frau dem Grundsatz treu: „Wenn wir keinen Frieden in unserer nächsten Umgebung schaffen, kann es draußen keinen Frieden geben.“ Wen wundert es angesichts der Biografie der Christine Hengst, dass alle Geschwister ebenfalls pädagogische oder soziale Berufe ergriffen haben. Das pädagogische Gen scheint sich in der Familie vererbt zu haben. Ein Nachfahre der Christine Hengst ist heute Lehrer am Don-Bosco-Gymnasium.

Ein Borbecker Besonderheit zum Schluss. Christine Hengst hatte im Jahre 1949 in ihrer Funktion als Essener Schulrätin auch mit dem aus Borbecker stammenden Maler, Grafiker und Lehrer Hannes Pingsmann zu tun, der sich nach Abschluss seines Entnazifizierungsverfahrens im Alter von 53 Jahren um seine vorzeitige Pensionierung bemühte. Die Schulrätin musste dem Regierungspräsidenten in Düsseldorf am 5. Oktober 1949 mitteilen, dass sie zu Pingsmann, der nach 1945 wie sein Freund Herrmann Hagedorn im Sauerland lebte, nichts sage könne, da sie ihn nicht kenne. (FJG)

Quellen: https://de.wikipedia.org./wiki/Christine_Hengst (abgerufen am 24.03.2020). – Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Essen 2015. – Aufsatz von Franz Josef Gründges über Hans Pingsmann (ohne Datum, unveröffentlichtes Manuskript).

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