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Einer Karte aus dem Jahre 1862 ist zu entnehmen, dass es zu dieser Zeit nur eine geringe Bebauung um den späteren Germaniaplatz gab. Von 1840 bis 1857 befand sich hier der Friedhof der katholischen Pfarrgemeinde St. Dionysius. Seinen Namen erhielt der Germaniaplatz, ehemals „Mosterts Garten“, nach dem Germania-Denkmal, das am 17. Oktober 1880 feierlich enthüllt wurde. Es sollte an die Feldzüge von 1866 und 1870/71 erinnern.
Mit der Inbetriebnahme der Straßenbahnlinie von Borbeck über Bahnhof Berge-Borbeck nach Essen im Jahre 1893 avancierte der Germaniaplatz zu einem frühen Verkehrsknotenpunkt, der 1898 durch die von Borbeck über Dellwig und Unterfrintrop nach Oberhausen führende Verbindung (Linie 5) weiter aufgewertet wurde. Um die Jahrhundertwende gab es bereits mehrere Gebäude rund um das Germaniadenkmal, darunter die beiden Vikarien der Pfarrgemeinde St. Dionysius und zwei nebeneinander liegende Gastwirtschaften: Der „Kaiser Friedrich“ von Julius Demond (1918 in „Lindenhof“ umbenannt und im Zweiten Weltkrieg abgebrannt) und die Gaststätte von Hermann Kleine-Möllhoff, die 1969 im Zuge der Sanierung Borbecks abgerissen wurde.
1919 errichtete die Pfarrgemeinde hinter der Germaniastatue das sog. „Marienheim“, ein „Katholisches Fürsorgeheim für Mädchen, Frauen und Kinder“, das von den Hiltruper Missionsschwestern vom hl. Herzen Jesu geführt wurde. Heute steht an dieser Stelle das Ludwig-Theben-Haus.
Markante Gebäude waren seinerzeit auch das 1939 errichtete Eckhaus von Möbel Beyhoff, das Gebäude der Deutschen Bank und die Glückauf-Drogerie von Josef Optelaak (die heutige Barbara-Apotheke). 1927 stellte das „Borbecker Tageblatt“ Pläne für die Errichtung einer Ehrenhalle für die Gefallenen des Weltkriegs anstelle des Germania-Denkmals vor. Die Pläne fanden mit Hinweis darauf, dass der Germaniaplatz wegen des zunehmenden Straßenverkehrs durch Autobusse, Privatautos und Fußgänger unbedingt ausgebaut werden müsse, keine große Resonanz und verschwanden wieder in der Schublade.
Dieses Schicksal ereilte in den 1960er-Jahren auch das Vorhaben, eine neue Verbindungstraße zwischen Altendorf und Dellwig mitten über den Germaniaplatz zu führen. Weichen musste hingegen 1964 die urige Trinkhalle mit Uhr, gedacht als Wartehäuschen und Unterstand für das Straßenbahnpersonal, die im Volksmund „Knusperhäuschen“ hieß. Verschwunden sind auch das daneben liegende Schreibwarengeschäft und die von August Gottschalk geführte Gastwirtschaft. Bis heute ist der Germaniaplatz ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im öffentlichen Nahverkehr. (FJG)
Quelle: Andreas Koerner: Zwei Vikarien und zwei Gaststätten am Germaniaplatz. In: Borbecker Beiträge 33 Jg. 1/2017, S. 4-13. – Ansichtssachen. Borbeck gestern und heute auf einen Blick. Klartext-Verlag, Essen 2009.