Doppelfeld, Pfr. Franz Wilhelm

Franz Wilhelm Doppelfeld wurde am 19. Juli 1905 in (Essen-) Borbeck als Sohn des Volksschulrektors Johann Doppelfeld (Leiter der kath. Schule Gerschede von 1913 bis 1917) geboren. Sein jüngerer Bruder ist der Archäologe Otto Doppelfeld (*1907). Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium Borbeck und machte dort 1924 das Abitur. Danach studierte er in Bonn, Tübingen und Bensberg Theologie und empfing am 6. August 1929 im Hohen Dom zu Köln die Priesterweihe. Nach Kaplanstellen an St. Pius in Köln-Zollstock und St. Marien in Neuss (ab 05. Januar 1933) wurde er am 27. Februar 1939 zum ersten Pfarr-Rektor an St. Elisabeth in Neuß-Reuschenberg ernannt. Der neue Seelsorgebezirk und auch der Bau einer Kirche befanden sich seit 1937 in der Planung, die Umsetzung war jedoch von den Nationalsozialisten verhindert worden. Weil kein Gotteshaus vorhanden war, errichtete Pfarr-Rektor Doppelfeld gleich nach seiner Ernennung in den Privaträumen einer Familie einen Pfarrstützpunkt.

Wegen seiner regimekritischen Friedenspredigten wurde er am 12. Mai 1941 nach einer Predigt anlässlich des Quirinusfestes von der Gestapo verhaftet und am 22. August 1941 als politscher Häftling zur ‘Umschulung‘ ohne Prozess in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Dort wurden ab 1940 alle in „Schutzhaft“ genommenen Geistlichen in den Blocks 26, 28 und 30, den sogenannten „Pfarrerblocks“, untergebracht, die durch einen Zaun von den anderen Blocks abgetrennt waren. Die Geistlichen sollen einem Bericht aus dem Jahre 1946 zufolge von der Arbeit freigestellt und besser verpflegt worden sein. In der Kapelle in Block 26 feierte der Häftling Karl-Leisner am 26. Dezember 1944 seine Primiz. 1996 wurde er von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Im Juli 1944 begann der Obersturmbannführer Oskar Dirlewanger auf Weisung Himmlers mit der Zusammenstellung eines Sonderkommandos zur Bekämpfung von Partisanen in der Slowakei. Am 15. Oktober 1944 wurde beim Abendappell im KZ Dachau bekanntgegeben, dass sich alle reichsdeutschen Häftlinge „freiwillig“ zum Heeresdienst melden könnten. Die etwa zweihundert von der Lager-Gestapo ausgesuchten Häftlinge brachte man zunächst von Dachau nach Krakau. Von dort wurden sie in zwei Gruppen nach Diviaki in der Slowakei transportiert. Der SPIEGEL schrieb 1951 darüber:  

„Dabei auch der heutige Pfarr-Rektor Franz Doppelfeld, damals Kaplan unter dem jetzigen Erzbischof von Köln, Kardinal Frings. Doppelfeld aus Neuß am Rhein war Hitler unbequem geworden mit seinem dauernden Friedensgerede von der Neußer Kanzel und zur „Umschulung“ ohne Prozeß ins KZ gesteckt worden. Durch den Irrtum eines polnischen Häftlings und Blockschreibers war er als Freiwilliger auf die Dirlewangerliste geraten.“

In einem Brief an seine Freunde hatte Pastor Doppelfeld im Januar 1950 nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft über die Vorgänge vom Ende des Jahres 1944 aus seiner Sicht berichtet:

„Oktober 1944 konnten sich alle reichsdeutschen politischen Häftlinge freiwillig zur Wehrmacht melden. Der Blockschreiber des Polenblocks 28, auf dem ich mich seit Sommer 1944 als Kantineneinkäufer arbeitete, meldete von sich aus die vier Reichsdeutschen dieses Blocks, da allgemein die Parole ausgegeben war (seitens der Häftlingsleitung), ‘alle melden sich freiwillig‘. Mein Einspruch wurde überhört, auch mein schriftlicher Einspruch, dass ich als römisch-katholischer Geistlicher ohne Erlaubnis des Bischofs mich gar nicht freiwillig melden könnte, wurde nicht beachtet, und so wurde ich mit 194 anderen Dachauer Kameraden am 9.12.1944 im Lager Dachau in Uniform gesteckt und am 10.12.1944 auf dem Bahnhof Dachau verladen zur Fahrt in die Slowakei, wo ein ‘Bataillon politischer Häftlinge‘ aus verschiedenen Konzentrationslagern zusammengestellt wurde.“

Der „Strafsoldat“ Doppelfeld geriet schon bald (Ende 1944, Anfang 1945) im Ural in russische Kriegsgefangenschaft. Erst Anfang 1950, am 3. Januar, kehrte er aus der Gefangenschaft zurück und übernahm wieder seine Pfarre St. Elisabeth in Neuß-Reuschenberg, wo es immer noch weder Kirche noch Pfarrhaus gab. Gottesdienste fanden zunächst in einem Bunker, danach diente eine baufällige Flakbaracke als Notkirche. Tatkräftig und mit großer Unterstützung der Gemeinde konnte nach Plänen, die Pfarr-Rektor Doppelfeld während der Gefangenschaft im Ural zusammen mit dem ebenfalls inhaftierten Limburger Dombaumeister Fritz Johannbroer entworfen hatte, innerhalb eines Jahres die Kirche St. Elisabeth samt Pfarrhaus und Turm errichtet werden. Kardinal Frings unterstützte das Bauvorhaben mit einer Kardinalsspende in Höhe von 30.000 Mark und weihte die Kirche am 21. Oktober 1951 ein. Kurz zuvor, am 27. September 1951, war er zum Rektoratspfarrer an St. Elisabeth ernannt worden. Später wurden noch das Pfarrhaus und das Jugendheim errichtet. Das Wachsen der Gemeinde machte den Bau einer weiteren Kirche erforderlich. So entstand die Rektoratskirche St. Hubertus mit Pfarrwohnung, Altersheim und Kindergarten.

Die Jahre der Haft und Gefangenschaft, die rege Bautätigkeit und die vielfältige Arbeit in der Seelsorge hatten viel Kraft gekostet. Daher wurde Pastor Doppelfeld aus gesundheitlichen Gründen aus St. Elisabeth abberufen und am 3. Januar 1963 als Pfarrer nach Rösberg (heute ein Stadtteil von Bornheim) versetzt, wo er mit der Instandsetzung der alten Pfarrkirche eine letzte bauliche Herausforderung fand. 1964 erwarb Pastor Doppelfeld eine im Besitz der Opernsängerin Anneliese Rothenberger befindliche und von ihr für die Innenausstattung der Kirche St. Markus gestiftete Figur der Mondsichel-Madonna.

Seine Amtszeit in Rösberg-Bornheim währte nicht lange. Am 21. November 1964 ist Pastor Doppelfeld in Rösberg gestorben. Am 25. November wurde der Leichnam in die Pfarrkirche überführt. Am Tag darauf fand auf dem Friedhof in Rösberg die Beisetzung statt. Für die Angehörigen nahm laut Todesanzeige ein Joseph Doppelfeld Abschied von dem Verstorbenen. Im Nachruf der Gemeinde wurde Pfarrer Doppelfeld besonders gewürdigt:

„Bei allem Schweren, das er in fast 10 Jahren der Haft erdulden musste, konnte er sich seinen heiteren Sinn und Humor bewahren und fand so leicht den Weg zu den Herzen von Jung und Alt.“

In Neuß-Reuschenberg hat man den Pastor-Doppelfeld-Platz nach ihm benannt, ein Gehweg an Kirche und Pfarrbüro von St. Elisabeth. (FJG)

Quellen:
Homepage des Karl-Leisner-Kreises e.V.; dort ist der Brief von D. abgedruckt.
Artikelserie im SPIEGEL von 1951 über den Einsatz von Strafsoldaten.
Franz Wilhelm Doppelfeld: Totenzettel.
Diverse Dokumente (u.a. die Laufbahnkarte und der Artikel aus den „Neusser Notizen, Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln Nr. 28, 10. Juli 1981) aus dem Bestand des Archivs des Erzbistums Köln (übermittelt von Josef van Elten).
Kreuz und Hakenkreuz. Der Kampf des Nationalsozialismus gegen die katholische Kirche und der kirchliche Widerstand, München 1946.

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