Brauk

Die ersten Häuser, Werkssiedlungen und Straßen im Brauk entstanden schon um 1900. Eingeengt zwischen Zechen, Hochöfen, Hütten, Bahngleisen und Brachgelände hatte der Brauk eine Insellage mit der Folge, dass er von der Stadt kaum wahrgenommen wurde. Seine Bewohner mussten mit einer extrem defizitären Infrastruktur zurechtkommen. Der Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg ging an der Wohnsiedlung Brauk weitgehend vorbei. Als es im Zuge des Strukturwandels im Ruhrgebiet zu Zechenschließungen und Werksstilllegungen kam (1960 Schließung der Zeche Christian Levin), verschlechterte sich die Situation im Brauk noch mehr.

Mit dem Bau der Kirche St. Bernhard 1958 und der Inbetriebnahme der Rennanlage kam bei den damals 1 700 Bewohnern des Brauk vorübergehend Hoffnung auf Besserung der Verhältnisse auf. Doch die Defizite in der Wohnqualität und im Wohnumfeld blieben. Es gab weiterhin keine Schule und keine ärztliche Versorgung vor Ort. Nach dem Verkauf der Krupp-Häuser an den Kölner Immobilienkaufmann Kaußen, der die Wohnungen verkommen ließ, drohte gar die Gefahr der Verslumung.

1962 und 1964 entwickelte die Stadtverwaltung Bebauungspläne, die eine verdichtete Wohnbebauung und Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur vorsahen (Schule, Spielplätze, Grünflächen). Inzwischen verließen immer mehr Alteingesessene den Brauk, dafür nahm der Zuzug von ausländischen Arbeitern zu. 1970 riefen Braukbewohner eine IG Brauk ins Leben, um auf die schlechten Wohn- und Lebensverhältnisse aufmerksam zu machen. Höhepunkt ihres Widerstands war eine große Protestaktion im Jahre 1972.

Doch schon zu diesem Zeitpunkt waren bei der Stadtverwaltung erste Zweifel am Konzept einer Wohnbebauung aufgekommen. Ausgelöst durch den sogenannten „Abstandserlass“ aus dem Städtebauförderungsgesetz (1972), der eine Wohnbebauung in unmittelbarere Nähe von Industrieunternehmen untersagte, kam es bei der Stadt zu einem Perspektivwechsel. Fortan hieß die Zielplanung Gewerbepark statt Wohnsiedlung Brauk.

1975 begann man mit der Sanierung des Brauk. Dazu gehörte die sukzessive Umsiedlung der Bewohner nach einem Sozialplan. 1981 lebten hier nur noch knapp siebzig Bewohner. Der Gesamtkostenaufwand für die Sanierung betrug 66,2 Mio. Mark. Aus der alten Wohnsiedlung Brauk ist heute entlang der Alten Bottroper Straße ein großes Gewerbegebiet entstanden.

Quelle: Franz Josef Gründges: Die Siedlung Brauk und das Panzerbaugelände. In: Essener Beiträge 125/126. Bd. (2012/2013).

Unten: Nicht nur an ein Gebäude, sondern auch an die Menschen im Brauk soll sie nun erinnern, die silberne Gedenktafel, die am Dienstag an der Alten Bottroper Straße / Ecke Weidkamp aufgestellt wurde. Wo sich heute in Sichtweite des ehemaligen Panzerbaugeländes ein Gewerbegebiet ausbreitet, weihte der Gründerbischof des Ruhrbistums fast genau auf den Tag vor 40 Jahren die erste neuerbaute Kirche ein: Sie wurde von Bischof Franz Hengsbach am 4. Mai 1958 dem Hl. Bernhard von Clairvaux gewidmet...

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