Altes Rathaus

Für die Erledigung der Verwaltungsgeschäfte stand dem Bürgermeister von Borbeck das Bürgermeisteramt zur Verfügung. Laut Eingabe von Bürgermeister Wilhelm Faehre (Amtszeit 1868/69) an den Königlichen Landrat betr. Erweiterung des Rathauses in Borbeck vom 19. Dezember 1868 seien die „Bureau-Localien des hiesigen Bürgermeister-Amtes“ vor ca. 95 Jahren gebaut worden, zu einem Zeitpunkt, als in Borbeck nicht mehr als 5.000 Menschen lebten. Es gebe im Bürgermeisteramt nur einen einzigen Verwaltungsraum, weitere Räume – etwa ein Sitzungssaal – seien nicht vorhanden. Der vorhandene Raum, so Bürgermeister Faehre in seiner Eingabe, reiche nicht einmal mehr zur Aufstellung der Aktenschränke und Arbeitstische aus. Aus Platzmangel müssten die Sitzungen des Gemeinderats in einem Wirtshaus abgehalten werden. Das Anwachsen der Bevölkerung auf 23.000 Einwohner und der damit verbundene gestiegene Verwaltungsaufwand, unter anderem in der Polizeiverwaltung, würden eine Erweiterung des Rathauses zwingend erforderlich machen.

Nach einem Entwurf des Essener Architekten und Kommunalbaumeisters Heinrich Theodor Freyse (1774-1851) „zur Erweiterung des Rathauses in Borbeck behufs Beschaffung der fehlenden Räumlichkeiten“ wurde im Laufe des Jahres 1869 der Erweiterungsbau des Bürgermeisteramts an der Einmündung Wilhelmstraße (heute Marktstraße) und Friedrichstraße (heute Vinckestraße) fertig gestellt. Dort fanden dann ab 1874 auch Eheschließungen statt.

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Heute steht hier das Amtsgericht. Als wegen der gestiegenen Bevölkerungszahl die Räume im Rathaus nicht mehr ausreichten, errichtete man 1903 auf der anderen Straßenseite auf einem Grundstück des Gastwirts Clemens Körntgen ein Gebäude für die „Borbecker Bürgermeisterei-Verwaltung“.

Dieses Verwaltungsgebäude wurde im März 1971 im Zuge der Neugestaltung von Borbeck-Mitte zusammen mit der Drogerie Heß und den Gaststätten „Amtsschimmel“ und „Vogelpoth“ (Ecke Stolbergstraße) abgerissen und an seiner Stelle Anfang der 1980er-Jahre das Parkhaus Kraftstraße errichtet. Die Borbecker Bezirksvertretung hielt seine Sitzungen danach im neuen Verwaltungsgebäude in der Rudolf-Heinrich-Straße ab. Seit einigen Jahren tagt das Bezirksparlament im Residenzsaal von Schloss Borbeck. (FJG)

Quellen: Ansichtssachen. Borbeck gestern und heute auf einen Blick. – Borbecker Chronik 6, S. 94-99. – Franz Josef Gründges: Aufsätze über Standesamt und Amtsgericht.

Bild unten: Abriss des Alten Rathauses von Borbeck 1971. Heute steht dort das Parkhaus.

Zurück