Ein schönes Schauspiel, wenn die zitronengelben Blüten aufploppen

0 29.07.2022

Es ist ein spannendes Schauspiel an einem warmen Sommerabend einer Nachtkerze zuzuschauen, wie sie nach und nach ihre Blüten aufploppen lässt.

Wohl fühlt sich die Nachtkerze (Oenothera biennis) an vielen Stellen im Großraum Borbeck. Jetzt sieht man häufig die 1,50 bis 2 Meter hohe Staude ihre zitronengelben Blüten in den Himmel recken. Die Blütezeit beginnt allerdings schon Anfang Juni und endet erst im Oktober.

Die Nachtkerze ist in ganz Nordamerika verbreitet und wird dort als Heilpflanze geschätzt. Im 17. Jahrhundert brachten Reisende Samen der Nachtkerze mit nach Europa. Die Nachtkerze ist also eigentlich ein „Newcomer“ im heimischen Pflanzenreich oder ein Neophyt wie die Botaniker sagen.

Zunächst als Zierpflanze gesät, wilderte die Nachtkerze rasch aus und verbreitete sich schnell. Heute wächst sie prächtig an Bahndämmen, an Aufschüttungen, auf Ruderalflächen. Sie braucht lockeren sandigen oder steinigen und nicht zu nährstoffreichen Boden.

Die krautige Pflanze ist zweijährig und entwickelt im ersten Jahr nur eine Blattrosette mit 20-30 Blättern. Im zweiten Jahr treibt sie einen bis zu zwei Meter hohen Stängel aus, der sich oben mitunter verzweigt. Der Spross ist dicht mit Drüsenhaaren besetzt, etwas kantig und bis in die Spitze beblättert.

Die Blätter der Blattrosette sind länglich und verschmälern sich zum Stiel hin. Der Blattrand ist fast glatt. Sie enden in einer stumpfen Spitze und sind leicht behaart

Die großen gelben Blüten sind den ganzen Sommer über zu beobachten. Sie öffnen sich erst am späten Nachmittag oder Abend. Nachtfalter werden durch den Geruch der Blüten angezogen und bestäuben die Nachtkerze in der Dunkelheit – daher der Name Nachtkerze. Die Blüten sind sehr kurzlebig und sind meistens bis zum nächsten Mittag wieder verblüht. Der genaue Zeitpunkt, zu dem sich die Blüten öffnen, ist abhängig vom Sonnenstand, von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit. Das Öffnen der Blüten erfolgt häufig innerhalb weniger Minuten. Eine sich öffnende Blüte ist noch geruchlos. Erst nach dem vollständigen Öffnen wird ihr Duft intensiv süßlich, so dass er von Menschen mitunter als aufdringlich empfunden wird.

Die Nachtfalter kann man gelegentlich dabei beobachten, wie sie im Schwirrflug vor einer der Blüten stehen. Beim Einführen des Rüssels streifen sie die Staubbeutel der Blüte. Die Narben sind infolge einer Seitwärtsbewegung des Griffels zunächst aus der Zugangsrichtung zum Nektar weggerückt. Eine halbe Stunde nach Öffnung der Blüte streckt sich auch der Griffel. Seine Narbenäste spreizen sich dabei auseinander und können nun mit dem Pollen, den später eintreffende Insekten mit sich tragen, bestäubt werden.

Bei Tage besuchen Bienen, Hummeln und Schmetterlinge die Blüten, sie werden auch durch das helle Gelb angelockt.

Die Früchte sind längliche Kapseln mit zahlreichen Samen. Aus den reifen Samen der Nachtkerze wird mit Ölpressen ein fettes Öl gewonnen. Nachtkerzenöl ist sehr reich an ungesättigten Fettsäuren. Für ein Gramm Öl werden ca. 10.000 Samen benötigt. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen:  Eiweiße,  Lignin, Zellulose, Ölsäure, Linolsäure, Gamma-Linolensäure.

Das Öl wird angewendet bei: Neurodermitis, chronischen Hauterkrankungen und Ekzemen, beim prämenstruellen Syndrom, bei Arthritis, bei Asthma und Allergien. Als Nahrungsergänzungsmittel nehmen es viele bei erhöhtem Cholesterinspiegel, Diabetes mellitus und Verdauungsstörungen.

Im Volksmund wird die Nachtkerze auch „Schinkenwurz“ genannt, denn ihre Wurzel verfärbt sich beim Garen rötlich. Ihre weite Verbreitung in Europa ist vor allem auf ihren im 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert häufigen Anbau als Gemüsepflanze zurückzuführen. Von der Gemeinen Nachtkerze sind neben der Wurzel auch die Blätter, die Blüten und die Samen essbar. Die Wurzel kochte man wie Schwarzwurzel oder Pastinake in Fleischbrühe. Die gekochten Wurzeln wurden gelegentlich auch in Scheiben geschnitten und mit Essig und Öl angemacht. Geerntet werden die rübenförmigen Wurzeln vom Herbst des ersten Jahres (Rosettenstadium) bis zum Frühjahr. In der modernen Küche werden nur noch die Blütenblätter gelegentlich als essbare Dekoration verwendet.

Zum Bild: Da jeder Haupt- oder Seitentrieb bis zu 120 Blüten hervorbringen kann, und jede Samenkapsel bis zu 200 Samen enthalten kann, ist diese Pflanze sehr ausbreitungsstark.

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