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0 27.12.2024
Silvester lässt man die Korken knallen. Früher waren Sekt- und Weinflaschen immer mit einem Korken aus echtem Kork verschlossen. Das galt als Qualitätssiegel, auch wenn so mancher Kenner einen nach diesem Naturstoff schmeckenden Wein als verkorkst schmähte. Heute gelten Drehverschlüsse bei Weinflaschen als normal und Plastik verschließt selbst Sekt-Flaschen.
Zurück zum Kork bzw. zur Korkeiche, dem Lieferanten dieses kuriosen Stoffes. Viele Urlauber im westlichen Mittelmeerraum kennen diese eigenartigen Eichen, deren Stämme im unteren Bereich sehr dunkelbraun, beinahe schwarz und deren Rinde abgeschält dem Wald ein bizarres Aussehen verleihen. Es sind Korkeichen, die fabelhaft an das Mittelmeerklima angepasst sind.
Die Korkeiche (Quercus suber L.) ist ein immergrüner Laubbaum, der also auch im Winter Blätter trägt. Bis zu 20 manchmal 25 Meter hoch wird dieser Baum, dessen Stamm einen Durchmesser bis zu 90 cm erreicht. Seine Krone entwickelt sich schon in einer Höhe von zwei bis drei Metern.
Der Baum erträgt Dürre. Sommerliche Trockenperioden und Hitze übersteht er, indem er den Stoffwechsel reduziert. An die Bodenbeschaffenheit stellt der Baum geringe Ansprüche.
Charakteristisch für die Korkeiche sind die dicken, rissigen Korkschichten der graubraunen Borke, der äußersten Schicht der Rinde. Die Borke schützt die darunterliegenden Schichten des Baumstamms vor Hitze, Frost, Regen, Wind, Sonne, Feuer und mechanischen Einwirkungen. Sie dient der Abwehr von Schädlingen.
Die Korkeiche entwickelt eine Pfahlwurzel, die eine Tiefe von ein bis zwei Metern erreicht, und von der mehrere Meter lange, horizontal verlaufende Seitenwurzeln ausgehen. In „freier Wildbahn“ können die Bäume über 400 Jahre alt werden, beerntete Exemplare, denen die äußerste Schicht der Rinde entfernt ist, werden nur 150 bis 200 Jahre alt.
Der Baum ist immergrün, braucht dennoch dann und wann neue Blätter. Die neuen Blätter erscheinen in den Monaten April und Mai, in denen auch ältere Blätter abgestoßen werden. Sie bleiben meist zwei bis drei Jahre am Baum. Die ledrigen Blätter sind drei bis fünf Zentimeter lang und bis zu vier Zentimeter breit. Fünf bis sieben scharfe Zähne an der Blattspreite lassen das Eichenblatt eindeutig erkennen.
Natürlich blüht auch die Korkeiche. Aus den befruchteten weiblichen Blüten – die am gleichen Baum wie die männlichen Blüten blühen – werden Eicheln, die bis zu vier Zentimeter groß und knapp zwei Zentimeter dick werden können. Die Art ist sehr lichtbedürftig und kann in dichten Beständen nicht überleben. Das wird beim Anbau der Korkeichen berücksichtigt. Die Zentren der Korkproduktion sind Süd-Portugal und Süd-Spanien.
Kork besteht aus abgestorbenen, mit Luft gefüllten, dünnwandigen Zellen, ist wärme- und schallisolierend und wasserabstoßend. Die Korkschicht wächst nach und kann daher wiederholt geerntet werden, ohne den Baum zu stark zu schädigen.
Die erste Ernte erfolgt nach etwa 12 bis 15 Jahren bei einem Stammdurchmesser von 20 bis 30 Zentimetern. Die erste Korkschicht ist noch wenig elastisch und rissig und wird für Isoliermatten verwendet. Erst die folgenden Korkernten liefern ein qualitativ höherwertiges Material, das im vollen Umfang kommerziell genutzt werden kann. Den qualitativ besten Kork erhält man bei der zweiten, dritten und vierten Ernte. Korkernten erfolgen alle neun bis zwölf Jahre, wenn eine Schichtstärke von 2,7 bis 4 Zentimetern erreicht ist. Eine Eiche liefert über ihre Lebensspanne etwa 100 bis 200 Kilogramm Kork.
Kork ist wirtschaftlich für zahlreiche Anwendungen interessant: in der Fischerei als Schwimmer an Angeln und Netzen, als Dichtungsmaterial in Maschinen und Geräten, als Flaschenverschluss, als Pinnwand, als Fußbodenbelag, im Blasinstrumentenbau, als orthopädisches Schuheinlagenmaterial, für Yoga-Blöcke, im Textilbereich für Kleidung, Taschen und Portemonnaies sowie als Bau- und Wärmedämmstoff.
Zum Fressen gerne haben Schweine die Eicheln des Baumes. Sie werden seit Alters her in der extensiven Schweinemast verwendet. Ein Baum kann bis 30 Kilogramm Eicheln pro Jahr liefern.
Zu den Bildern:
Bild oben: Ein bizarres Aussehen verleiht das Abschälen des Korks den Bäumen im Wald. Foto: flora
Bild im Text: So sieht die Rinde der Korkeiche aus. Sie wird seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. im Mittelmeerraum geerntet und benutzt. Foto: flora
Bild unten: Damit man Silvester die Korken richtig knallen lassen kann, müssen sie vorher mit Draht am Flaschenhals befestigt werden. Zu groß wäre sonst der Druck des Kohlendioxids (CO2) auf den Korken und das Gas würde schon vorher entweichen. Für Sekt muss – gemessen bei 20 Grad Celsius – ein CO2-Überdruck von mindestens 3,5 bar herrschen. Und wenn man die noch geschlossene Flasche ein wenig schüttelt, dann will das Gas explosionsartig an die frische Luft.
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