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0 01.08.2024
Eigentlich ist der Gerscheder Uwe van Hoorn Vogelspezialist. Doch das Tierchen, das er dieses Mal fotografierte, ist kein Vögelchen, auch wenn viele es auf den ersten Blick für einen Kolibri halten, für jenen Winzling aus der Vogelwelt, der mit seinem langen, dünnen Schnabel Nektar aus den Blüten saugt.
Nein, es ist ein Taubenschwänzchen, das van Hoorns Vorgarten ganz ansprechend fand. Diese Schmetterlinge werden in unseren Breiten immer häufiger.
Der NABU schreibt über das Taubenschwänzchen:
Im Schwirrflug steuern Taubenschwänzchen Blüten mit tiefem Kelch an, wo sie den Vorteil ihres gut drei Zentimeter langen Saugrüssels am besten ausspielen können. Klimawandelbedingt überwintern immer mehr der aus dem Mittelmeerraum stammenden Falter bei uns und sorgen für reichlich Nachwuchs.
Taubenschwänzchen sind Wanderfalter, die immer wieder aus dem Mittelmeerraum zu uns kommen und in zunehmender Zahl auch bei uns überwintern. Selbst auf Alpengletschern wie dem oberösterreichischen Dachsteingletscher wurden schon Tiere nach Norden fliegend beobachtet, in der Schweiz in Höhen bis 2.500 Meter.
Das Taubenschwänzchen – wissenschaftlich Macroglossum stellatarum – gehört zu den Schwärmern, einer Gruppe eigentlich nachtaktiver Schmetterlinge. Es fliegt aber auch tagsüber vor allem Blüten mit langem Kelch an, weil es da den Vorteil seines gut drei Zentimeter langen Saugrüssels gegenüber kurzrüssligen Insekten am besten ausspielen kann. Gerne kommen die Taubenschwänzchen in Gärten, wo sie an Geranien, an Lichtnelken, Phlox und Sommerflieder Nektar tanken. Selbst bei Regen ist das Taubenschwänzchen im Gegensatz zu vielen anderen Insekten aktiv. An besonders heißen Tagen meiden sie die Mittagszeit und fliegen vor allem morgens und in den Abendstunden bis in die Nacht hinein.
Das Taubenschwänzchen erscheint tatsächlich wie ein Kolibri, weil es sehr schnell und wendig fliegt. Vor jeder Blüte bleibt es kurz im leicht brummenden Schwirrflug stehen und wechselt dann zur nächsten Blüte. So kann es in fünf Minuten mehr als hundert Blüten besuchen. Jeder zu lange Stopp führte zu einem Auskühlen der Flugmuskulatur. Zudem bietet der Schwirrflug einen überlebenswichtigen Vorteil. Da immer eine ausreichende Distanz zwischen Insekt und Blüte bleibt, ist das Taubenschwänzchen gut vor getarnten Fressfeinden wie der Krabbenspinne geschützt.
Vogelähnlich ist auch die Gestalt, insbesondere der breite, schwarz-weiß gezeichnete Hinterleib, der einem Federschwanz ähnelt. Die scheinbaren Federn sind jedoch verlängerte Schuppen, mit deren Hilfe Taubenschwänzchen beim Schweben vor den Blüten ausgezeichnet steuern können. Verwechseln kann man das Taubenschwänzchen bei genauem Hinsehen kaum.
Die Tiere überwintern als voll entwickelte Schmetterlinge – als einzige Schwärmer-Art –, vertragen dabei aber keinen Frost. Inzwischen überwintern Taubenschwänzchen auch in einigen milden Regionen Süddeutschlands, vor allem in den Flusstälern, so dass man einzelnen Exemplaren in jedem Monat des Jahres begegnen kann. Die Verteilung der Taubenschwänzchen-Beobachtungen auf NABU-naturgucker.de von Anfang 2024 bis zum 25. März zeigt, dass die Falter vor allem entlang von Rhein, Main und Neckar überwintert haben.
Die Überwinterer legen im März ihre Eier an Labkräutern ab, von denen sich später die Raupen ernähren. Gegen Mitte Juni schlüpft dann die erste neue Faltergeneration des Jahres.
Die Mittelmeer-Taubenschwänzchen wiederum kommen je nach aktueller Populationsgröße und den klimatischen Bedingungen in mehr oder minder großen Einwanderungswellen frühestens Ende April zu uns. Deren Nachwuchs schlüpft gegen Mitte bis Ende Juli, so dass im Laufe des Sommers sowohl Mittelmeer-Taubenschwänzchen als auch in Deutschland geborene Tiere auftreten und dabei immer weiter nach Norden wandern. Wie viele Generationen pro Jahr das Taubenschwänzchen in Deutschland ausbildet, ist noch ungeklärt; in Südeuropa sind es immerhin drei bis vier. (elg/NABU)
Wer Taubenschwänzchen oder andere Wanderfalter wie Admiral, Großer Fuchs, Distelfalter,Distelfaltere oder Windenschwärmer sieht, kann seine Beobachtungen online im NABU-Naturgucker.de melden. Dort gibt es auch umfassende Informationen zu den Arten.
Zum Foto: Auf dem Bild kann man gut den langen Saugrüssel des Taubenschwänzchens erkennen. Foto: Uwe van Hoorn
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