Supercool mit Opa Wilhelms Taschenuhr

Opa Wilhelm trug neben dem Namen seines Kaisers auch eine feine Weste über seinem dicken Leib und – wie Klein-Monica meinte – eine hochherrschaftliche Uhr. Diese hatte er an die Kette gelegt, die wiederum in einem Knopfloch befestigt war. Dann und wann fingerte er in dem winzigen in der Weste eigens für den Zweck des Herumfingerns eingenähten Täschchen herum, holte die „Saxonia“ ans Tageslicht und schaute nach, ob es wohl an der Zeit sei, zum Beispiel das Abendessen zu verlangen. Opa Wilhelm hatte auch hochherrschaftliche Manieren.

Als Opa Wilhelm 1968 starb, wanderte seine Taschenuhr in eine der hundertfünfzig Kästen, die auf dem Dachboden lagerten. Wenige Jahre später – Klein-Monica hatte sich inzwischen heimlich durch sämtliche Kisten und Kartons auf dem Dachboden gewühlt – war es für Mädchen lässig geworden, eine Taschenuhr zu tragen. Die Uhrkette befestigte Monica an einer Gürtelschlaufe ihrer Jeans und steckte die Uhr, in Ermangelung der Weste, in die Hosentasche. Das war sehr cool.

Wieder einige Zeit später gelangte die Uhr von der Hosentasche in Monicas Schreibtischschublade. Acht mal ist sie mit ihr umgezogen und noch einmal 40 Jahre älter geworden (beide – Uhr und Monica). Jetzt fiel sie Monica wieder in die Hände. Die filigranen Zeiger ließen sich leicht stellen und die Uhr gut aufziehen. Sie läuft noch immer.

„Alles hat seine Zeit“ heißt es irgendwo in der Bibel, „Geborenwerden hat seine Zeit,
und Sterben hat seine Zeit“. Mit diesen Gedanken entlässt Monica Sie nun in den Monat November.

Doch: Für Opa Wilhelms Uhr ist die Zeit noch lange nicht abgelaufen. Und alle anderen bekommen morgen erstmal ein Stündchen dazu. Denn heute Nacht endet die Sommerzeit, die Uhren werden für eine Stunde angehalten.

Bis zur nächsten Woche Ihre und Eure Monica

P.S.: Was ist mit Halloween? Rücken Sie Bonbons heraus, wenn es schellt? Oder löschen Sie das Licht in der ganzen Wohnung und tun so als wären Sie verreist?